Besonders brisant könnte am Dienstag ein Elfmeterschießen zwischen Argentinien und Kroatien um den Einzug ins WM-Finale in Katar sein. Denn die beiden Nationen zählen sowohl bei den Torhütern als auch bei den Schützen zum Besten, das der Weltfußball zu bieten hat.
Die Argentinier gewannen bisher fünf von sechs WM-Elfmeterschießen, zu denen sie antreten mussten; die Kroaten vier von vier. Die schlechtesten Nationen sind übrigens Spanien (vier Pleiten bei fünf Versuchen) und die stolzen Italiener, die bisher bei vier Entscheidungen dreimal K.o. gegangen waren.
Doch nicht nur diese Bilanz aus elf Metern spricht für die aktuellen WM-Halbfinalisten Kroatien und Argentinien. So ist der kroatische Superstar Luka Modric der erste Spieler, der drei Versuche bei WM-Elfmeterschießen verwandeln konnte.
Die Argentinier wiederum können in ihrer WM-Geschichte vier verschiedene Torhüter vorweisen, die jeweils mindestens zwei Elfmeter halten konnten – und gleichzeitig auch vier verschiedene Schützen, die zwei Elfmeter verwandeln konnten (beides Rekord). Kein Wunder also, dass es dem aktuellen Teamchef Argentiniens nicht an Schützen mangelt. Nach dem Triumph gegen die Niederlande im Viertelfinale sagte Lionel Scaloni: „Wir hatten zu viele Freiwillige.“
Dennoch sind es weiterhin vor allem die Torhüter, die den Unterschied ausmachen. Laut Untersuchungen der FIFA haben die Goalies viel dazugelernt. Allein in der Vorrunde wurden 36 Prozent der Strafstöße abgewehrt, 2018 waren es nur 17 Prozent. Was laut der KURIER-Grafik nie verkehrt zu sein scheint: der Sprung ins rechte untere Tormann-Eck.
Die Rolle der Elfer-Killer
Auffälligster Spieler der Kroaten ist bisher aber nicht Modric, sondern Dominik Livakovic. Im Achtelfinale brachte der Tormann von Dinamo Zagreb die japanischen Elfmeterschützen mit drei Paraden zum Verzweifeln. Und auch im Viertelfinale war es Livakovic, der mit einem gehaltenen Elfmeter (der letzte ging an die Stange) mitentscheidend für den Sieg Kroatiens war.
Bereits zuvor hatte er gegen Neymar und Co. mit acht Paraden in 90 Minuten einen neuen kroatischen WM-Rekord aufgestellt. Am Ende waren es sogar elf – WM-Bestwert. Mit seiner Parade gegen Rodrygo wurde Livakovic außerdem der erst dritte Torwart, der bei einer WM vier Elfmeter halten konnte.
Genauso wichtig für sein Team ist auch das argentinische Gegenüber Emiliano Martínez. Der Torwart von Aston Villa ist das beste Beispiel für einen Spätstarter. Jahrelang war er bei Arsenal am Abstellgleis, wurde innerhalb von sieben Jahren an sechs Teams ausgeliehen.
Auch im Nationalteam feierte er erst im Juni 2021 sein Debüt. Kürte sich aber kurz darauf gegen Brasilien zum Copa-America-Sieger. Er wurde zum besten Torhüter des Turniers gewählt und über Nacht zum Nationalhelden.
Aufgrund seiner zwei Paraden gegen die Niederlande steht Argentinien nun im Halbfinale. Bereits gegen Australien konnte der 30-Jährige in letzter Minute den Sieg festhalten. „Für mich ist er einer der besten Torhüter der Welt“, war Lionel Messi danach voll des Lobes.
Mitarbeit: Nicolas Lendl
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