Gibt es nicht mehr genug fußballbegeisterte junge Menschen?

Ex-Teamkäpt’n für Kids. Im Prater setzt man auf Thomas Flögel (M.).
Von jenen 91 Spielern, die im spannenden Bundesliga-Finale von den Top-6-Klubs eingesetzt wurden, sind nur 37 österreichische Staatsbürger.
Gibt’s hierzulande nicht mehr genug für Fußball begeisterte junge Menschen, denen ein Spielen auf höherem Niveau zugetraut wird?
Diese Frage hatte sich vor 75 Jahren nicht gestellt, als für Jugendliche das Kicken zwischen Hausruinen das einzige Freizeitvergnügen war; und als nur die Talentiertesten mit einem echten Lederball im Prater-Stadion einlaufen durften.
Der 93-jährige KURIER-Leser Johann Müllner ersucht per handgeschriebenem Brief, dieses genau ein Dreivierteljahrhundert zurückliegende Fußball-Ereignis in ein paar Druckzeilen zu erwähnen.
Eine Bitte, die wir gern erfüllen. Gewann doch Österreich 1950 in Wien das bedeutendeste Jugendturnier. Und Johann Müllner zählte – laut KURIER vom 30.5.1950 – zu den Besten des FIFA-Turniers und beim 3:2-Finalsieg gegen Frankreich zu den Torschützen.
Müllner hatte (seine verletzungsbedingt kurze) Karriere als Stürmer bei Simmering gestartet, ehe er zur Vienna kam.
Simmering rutschte in die vierte Liga ab. Zweitligist Vienna peilt immerhin den Aufstieg für 2026 an. Andere Wiener Klubs existieren nicht mehr. Wie der WAC. Doch auf dessen Praterfeld, an dem die Tribünen entfernt wurden, rennen mehr Kinder denn je dem Ball nach: Die sogenannten Praterkids, nun täglich beobachtet von einem früheren Teamkapitän.
Erfahrung und Engagement
Der einst schnellste Vienna-Spieler (Peter Müller, 82) und ein früherer Wiener Tennis-Meister (Dieter Frenzel 51) konnten Thomas Flögel (53) dafür begeistern, sich beim Nachwuchs des Landstraßer AC und den mit dem LAC koordinierten Praterkids zu engagieren. Mit der Erfahrung von 350 Bundesligaspielen und fünf Legionärsjahren steht Flögel Jugendtrainern zur Seite. Er schwärmt von Minis mit Maxi-Talent. Auch von Muttis und Papis, die das Ballvergnügen ihrer Sprösslinge mit jährlich 250 bis später 700 Euro mitfinanzieren. Wobei Flögel und LAC-Obmann Frenzel bewusst ist, dass man vor allem Basisarbeit leiste, ehe größere Klubs kleine Ballkünstler wegschnappen.
Müller: „Mit nur 14 Buam bin i früher dag’standen. Jetzt sind’s 700. Es werden immer mehr.“ Andere Amateurvereine berichten von ähnlich regem Zulauf. An fehlendem Interesse liegt’s jedenfalls nicht, dass Österreicher bei Österreichs Topklubs in der Minderheit sind.
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