"Die Spiele waren gegen Ende absolut wahnsinnig"
Szabolcs Sáfár ist einer der dienstältesten Torhüter im österreichischen Fußball. Der 38-jährige gebürtige Ungar hat erst kürzlich für ein weiteres Jahr bei Wacker Innsbruck unterschrieben. Er hat über 350 Spiele in der Bundesliga und 14 Spiele für das ungarische Nationalteam absolviert. Im August wird Sáfár 39 Jahre alt – ein Alter, bei dem die meisten Fußballer bereits lange ans Aufhören denken. Das haben wir zum Anlass genommen, den medienscheuen Torwart etwas näher kennen zu lernen.
KURIER: Herr Sáfár, Sie sind einer der am längsten dienenden Aktiven in der österreichischen Bundesliga und haben vor kurzem um ein weiteres Jahr bei Wacker Innsbruck verlängert. Fühlen Sie sich mit 38 Jahren noch genauso fit wie zu Beginn Ihrer Karriere?
Ich fühle mich noch gut, aber ich merke natürlich die körperlichen Veränderungen und Alterserscheinungen. Ich habe nicht mehr die Schnelligkeit und die Sprungkraft wie früher. Außerdem kann ich nicht mehr so hart trainieren wie vor 20 Jahren. Aber ich arbeite hart an meiner Schnelligkeit und Sprungkraft und fühle mich im Großen und Ganzen noch fit. Um mich weiter fit zu halten, absolviere ich ein Kraftprogramm, das genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Wie lange wollen Sie noch im Tor stehen?
Das kann ich in meinem Alter nicht genau sagen. Ich habe erst vor kurzem um ein weiteres Jahr bei Wacker Innsbruck verlängert. Länger kann ich nicht mehr vorausplanen. Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich noch auf diesem Niveau spielen kann. Es hängt alles von meiner körperlichen Fitness ab.
Wollten Sie schon immer Tormann werden?
Es war relativ schnell für mich klar, dass ich Fußballspieler werden möchte. Angefangen habe ich in Ungarn allerdings als Feldspieler. Lange hat es aber nicht gedauert, bis ich schließlich ständig im Tor stand.
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht die Fußballerlaufbahn eingeschlagen hätten?
Das ist eine schwierige Frage, weil ich bereits mit 17 Jahren meinen ersten Profivertrag unterschrieben und mir daher kaum Gedanken über eine andere Berufslaufbahn gemacht habe. Ich habe aber ganz normal die Matura im Gymnasium gemacht. Wer weiß, was ich sonst geworden wäre.
Wie verschlug es Sie 1997 nach Salzburg?
Wie bei jedem anderen Fußballprofi auch – über meinen damaligen Manager. Anfangs war es gar nicht geplant, so lange in Österreich zu bleiben, aber ich habe mich von Anfang an sehr wohl hier gefühlt.
War das für Sie etwas Großes, nach Salzburg zu kommen, um Fußball zu spielen?
Eigentlich schon. Damals spielte Salzburg ja sogar eine Rolle in der Champions League und stand sogar im Europacup Finale. Ich habe mir gedacht, dass Salzburg, wenn sie das Niveau halten können, auf internationaler Ebene sogar eine größere Rolle spielen könnte.
Während ihres Engagements bei Austria Salzburg erhielten Sie die österreichische Staatsbürgerschaft. Welche Sprache wird heute im Hause Safar gesprochen?
Zuhause sprechen wir Ungarisch. Vor allem auch wegen der Kinder. Ich möchte, dass meine Kinder gut ungarisch sprechen können. Außerdem reden sie in der Schule mit ihren Mitschülern ja genug Deutsch und dort lernen sie es auch besser. Wenn meine Frau und ich mit unseren Kindern Deutsch sprechen würden, könnte es passieren, dass sie unseren Akzent übernehmen. Das wollen wir nicht. Meine Kinder sprechen deshalb sicher besser Deutsch als Ungarisch.
Haben Ihre Kinder auch den Wunsch, Fußballer zu werden?
Mein Sohn spielt für den ASV 13 in Speising. Ich glaube aber nicht, dass er hauptberuflich Fußball spielen möchte. Meine Tochter ist auch sehr sportlich, tanzt Ballett und interessiert sich für rhythmische Gymnastik. Unsere Familie ist generell sehr sportlich.
Wie hat sich die Liga Ihrer Meinung nach seit Ihrem Beginn bei Austria Salzburg entwickelt?
Es war ein Auf und Ab. Als ich nach Österreich gekommen bin, waren Salzburg und Sturm Graz unheimlich stark. Beide Vereine erlebten damals auch ihre größten Erfolge. Danach hat das Niveau etwas abgenommen, was, glaube ich, auch an der finanziellen Situation einiger Vereine und der gesamten Bundesliga gelegen hat. Meines Erachtens befindet sich die Liga derzeit aber wieder im Aufschwung.
Viele Österreicher schaffen den Sprung ins Ausland. Vor allem deutsche Klubs verpflichten immer wieder gerne Österreicher. Leidet die Qualität der Liga an diesen Abgängen?
Ein bisschen vielleicht. Viele der Spieler, die später ins Ausland gehen, spielen ja länger in österreichischen Vereinen und heben so auch das Niveau der Liga. Dass ausländische Klubs sie abwerben wollen, spricht ja auch für die Qualität dieser Spieler. Es werden aber immer wieder gute, junge Spieler nachkommen.
Sie spielten sowohl für Austria Wien, für Austria Salzburg und für Wacker Innsbruck. Welcher dieser drei Vereine ist Ihr liebster?
(Lacht) Ich gebe immer alles für die Mannschaft, bei der ich gerade unter Vertrag stehe. Ich mag jeden dieser Vereine und habe auch zu jedem eine Verbindung. Auf internationaler Ebene bin ich seit meiner Kindheit Fan von Juventus Turin.
Sie kamen 2004 mitten in der Stronach-Ära zur Wiener Austria. Wie empfanden Sie die Zeit unter dem Milliardär und was halten Sie von seiner neuen Karriere als Politiker?
(Lacht) Zur Politik von Herrn Stronach werde ich mich nicht äußern. Ich denke, das ist nicht meine Aufgabe als Fußballspieler. Die Zeit unter Stronach war wichtig für Austria Wien, weil er ein großer Geldgeber war. Im Fußball ist Geld immer ein essentieller Faktor, da man in neue Spieler investieren muss und auch die Bedingungen im Klub verbessern kann.
Sie machten nur ein Mal im Jahr 2003 einen kurzen Abstecher ins Ausland zu Spartak Moskau. Warum sind Sie nach fünf Spielen wieder zurück nach Österreich gekommen?
Der Trainer, der mich damals zu Spartak Moskau geholt hatte, wurde kurze Zeit später wieder entlassen. Ich hatte in Russland nur Probleme und fühlte mich dort auch nicht sehr wohl. Meiner Familie ging es ähnlich. Wir wurden mit dem Land einfach nicht warm. Nichts lief so, wie es laufen sollte, sei es bei der Wohnungssuche oder mit dem Auto. Außerdem war ich sportlich nicht zufrieden bei Spartak. Deshalb war ich überglücklich, als ich schnell wieder nach Österreich zurückging und bei der Wiener Austria einen Vertag unterschreiben konnte.
Wegen einer Verletzung, die Sie sich bei einem gehaltenen Elfer zugezogen haben, ist ein Wechsel zum deutschen Bundesligisten Borussia Mönchengladbach geplatzt. Hätte das Ihr Sprungbrett auf die große europäische Bühne sein können?
Ich hätte mich bei einem größeren Klub auf jeden Fall weiterentwickeln können und mit meinen Leistungen überzeugen können. Wegen meiner Verletzung würde ich aber meinen, dass das sowieso nicht langfristig funktioniert hätte, weil ich damals darauf geschaut habe, möglichst schnell wieder gesund zu werden und viel Spielpraxis zu bekommen. Bei einem Wechsel wäre ich mit meiner Verletzung auch im Ausland lange auf der Bank gesessen und vielleicht nicht mehr zum Einsatz gekommen.
An welchen Moment ihrer langen Karriere denken Sie besonders gerne zurück?
Im Fußball sind natürlich Titel etwas ganz besonderes. Die konnte ich nur mit der Austria holen. Am schönsten war auf jeden Fall der Meisterschaftstitel im Jahr 2006. Die vier Cup-Titel waren auch Highlights in meiner Karriere. Mit Wacker Innsbruck haben wir letztes Jahr nicht die Möglichkeit gehabt, um den Titel mitzuspielen. Da bezeichnen wir schon ganz andere Sachen als Erfolg. Letzte Saison waren die Spiele gegen Ende absolut wahnsinnig. So etwas habe ich in meiner ganzen Laufbahn nicht erlebt. Der Druck und die Hoffnung, den Abstieg noch vermeiden zu können, waren enorm. Da war die Erleichterung und die Freude, die wir alle verspürten, als wir den Klassenerhalt geschafft hatten, auch ein wunderbares Erlebnis.
Viele ehemalige Fußballer entscheiden sich nach ihrer aktiven Karriere für eine Trainerlaufbahn. Haben Sie sich das auch schon überlegt?
Ja. Ich habe bereits, die A-Lizenz für den Trainerschein gemacht. Nach meiner aktiven Karriere möchte ich zunächst als Tormann-Trainer arbeiten, allerdings fehlt mir dafür noch der passende Trainerschein. Den kann ich aber erst machen, wenn ich nicht mehr auf dem Platz stehe.
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