Sturm-Präsident Jauk vor Wiederwahl, Stadion noch Luftschloss

FUSSBALL TIPICO-BUNDESLIGA / MEISTERRUNDE: SK PUNTIGAMER STURM GRAZ - SPUSU SKN ST. PÖLTEN
Ein "Sturm-Stadion" steht seit dem Amtsantritt von Christian Jauk im Jänner 2012 zur Diskussion. Das hat er noch nicht abgeschrieben.

Die Wiederwahl von Christian Jauk bei der Generalversammlung des SK Sturm Graz am Freitag ist nur Formsache. Der Bankier, der dem Bundesligisten seit 2012 als Präsident vorsteht, wird in seiner dritten Amtszeit mit verjüngtem Vorstandsteam weiter an einer Stadionlösung feilen. Auf einen Abgang von Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl will man in Graz vorbereitet sein.

Einen Gegenkandidaten, wie kürzlich bei Liga-Rivale Rapid, gibt es bei den Schwarz-Weißen nicht. "An der Spitze der Sturm-Familie zu stehen bedeutet viel Ehre, kostet aber auch enorm Kraft. Trotz meiner achtjährigen Erfahrung empfinde ich immer noch Respekt vor dieser Position", sagte der 54-Jährige der APA.

Sein Credo bleibt die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Klubs. "Die Entscheidung treffen bei Sturm immer die Mitglieder", betonte Jauk. Davon gibt es seit kurzem erstmals über 3.000 eingetragene. "Darauf sind wir als unabhängiger Verein, der das Vermächtnis unserer Gründer 'Emotion und Tradition' hochhält, sehr stolz."

Positive Bilanz

Jauk gilt und gibt sich als Traditionalist, als pflichtbewusster Teamplayer, als Fan im Anzug. "Sturm-Familie" ist Teil seines Grundvokabulars, als Oberhaupt installiert er demnächst ein Kuratorium zur Bewahrung der Klub-Identität. Dass Sturm mittlerweile ohne Namenssponsor Puntigamer im Logo daherkommt, rechnet ihm die Fanszene hoch an.

Durchaus wichtig: Als Vorstandsvorsitzender der Grawe-Bankengruppe kann er gut mit Zahlen, in Wirtschaftskreisen ist er kein Unbekannter. Als Finanzchef war er an der Sanierung des Klubs nach dem Zwangsausgleich 2007 maßgeblich beteiligt, mittlerweile bilanziert Sturm regelmäßig positiv. "Trotz der getätigten Infrastrukturmaßnahmen", pflegt man in der Geschäftsstelle in Messendorf zu betonen.

Die Realisierung des zum Vermächtnis tauglichsten - ein eigenes Stadion - gelang unter Jauks Ägide bisher nicht. Ein "Sturm-Stadion" steht seit seinem Amtsantritt im Jänner 2012 zur Diskussion. "Sturm wäre ohne Gruabn nie Sturm geworden. Wir brauchen die Hoheit über ein Stadion emotional und wirtschaftlich", erklärt Jauk heute.

Pachtvertrag angestrebt

Zuletzt machte in der Steiermark ein Gerücht die Runde, wonach eine Immobilienfirma dem Klub ein Vorkaufsrecht auf ein Areal samt Sportstätten-Widmung im Stadtteil Puntigam eingeräumt haben soll. "Gerüchte über Grundstücke zu kommentieren, wäre in diesem Fall nicht hilfreich, weil beim Thema Stadion ganz klar die Merkur-Arena die erste Priorität für uns bleibt", erklärte Jauk.

Der Klub strebe weiter einen Pachtvertrag an, der über einen sechsstelligen jährlichen Beitrag über 20 Jahre bezahlt werden soll. Durch diesen könne Sturm ein zweites, kleineres Stadion in Graz (für den GAK) mitfinanzieren. "Darüber hinaus würden wir uns beim Ausbau des Hospitality-Bereiches in der Merkur-Arena finanziell beteiligen."

Auf Kreissl-Abschied vorbereitet

Um einen neuen Geschäftsführer Sport wird sich der Präsident möglicherweise demnächst umschauen müssen. Kreissl hat zuletzt in Interviews seinen Abschied nach Saisonende in Aussicht gestellt. Jauk lobte das geschäftsführende Duo Kreissl/Thomas Tebbich (Wirtschaft) als "stabile Basis" der vergangenen Legislaturperiode. "Inwieweit Günter Kreissl seinen arbeitsintensiven Weg, für den ich sehr dankbar bin, mit uns fortsetzten möchte oder nicht, werden wir nach der Generalversammlung klären. Wir wären auf jede Entscheidung vorbereitet."

Aus seinem Vorstands-Team verabschieden sich vier bekannte Herren, das neue Team soll jünger und erstmals in der Ära Jauk auch weiblich besetzt sein. Die Namen wollte Jauk öffentlichwirksam am Freitag präsentieren. Die beiden bisher einzigen weiblichen Vorstandsmitglieder in der 110-jährigen Ära des Clubs waren Ehefrauen von Präsidenten. Neben Rosemarie Gert (1980er) war dies Clementine Reistenhofer als Kassierin in der Nachkriegszeit.

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