Sturm-Meistertrainer Säumel: "Setze darauf, dass Deutsch gesprochen wird"

Erfolgreiche Saison: Jürgen Säumel am vorläufigen Höhepunkt
Er war nie ein Mann der großen Worte, Jürgen Säumel lässt lieber Daten sprechen. Diese hatten es in sich: Im November des Vorjahres wurde der 40-Jährige als Nachfolger von Christian Ilzer Interimstrainer bei Sturm Graz, nach den ersten Erfolgen bestätigt und im Mai Meister. Im KURIER-Interview spricht Säumel über seine Mentalität, über Zusammenhalt, Sprachbarrieren und Musik.

Meisterlicher Tag: Am 24. Mai gab es einige Duschen für Säumel
KURIER: Wie problematisch ist es, wenn man mit einem Team trainiert und nicht weiß, mit welchen Spielern man in die Saison geht?
Jürgen Säumel: Ich bin zwar erst seit dem Vorjahr Sturm-Trainer, aber schon so lange im Geschäft, dass ich weiß, dass sich am Transfermarkt immer etwas tun kann. Das sollte man ausblenden, sich auf das Wesentliche konzentrieren. Es werden sicher noch neue Spieler kommen. Aber das Team zieht sehr gut mit.
Neue Spieler sind ja schon da. Wie zufrieden sind Sie bisher?
Wir haben wieder Spieler mit großem Potenzial verpflichtet, die auch sehr gute Charaktere sind. Das ist ein Weg, der sich bewährt hat.
Sturm ist wieder enorm international aufgestellt. Was ist eigentlich die Amtssprache in der Kabine und beim Training?
Deutsch und Englisch. Ich setze eher darauf, dass Deutsch gesprochen wird, die jeweilige Landessprache zu lernen, dies erweitert auch den Horizont. Ich musste bei Torino und Brescia auch Italienisch sprechen, hatte aber Vorkenntnisse, da ich in der Schule schon diese Sprache gelernt hatte. Im Face-to-Face und bei ganz wichtigen persönlichen Gesprächen wird Englisch gesprochen, auch bei Videoanalysen.
Wer sind Ihre ersten Ansprechpartner in der Kabine?
Es ist generell wichtig, dass die Spieler viel miteinander reden. Die wichtigen Dinge lösen wir mit dem Mannschaftsrat.
Sie sind kein Mann der großen Worte. Waren Sie auch als jüngster Kapitän der Sturm-Geschichte eher zurückhaltend?
Der Charakter hat sich nicht verändert, die Grundtugenden sind dieselben geblieben. Aber natürlich erweitert man den Horizont. Ich tat dies im Ausland, und in der Trainerrolle entwickelt man sich dann noch einmal, vor allem, als ich Cheftrainer bei Sturm wurde. Generell ist mir auch die Qualität des Teams wichtig – in dem Sinne, dass es viele gestandene Charaktere gibt, die auch selbst viel regeln können.
Schlafen Sie jetzt besser als im Winter, weil Ihre Zukunft geklärt ist?
Der Meistertitel war natürlich ein großer Schritt, das macht mit einem Trainer auch was. Aber es waren alle Teams erfolgreich, auch das Youth-League-Team und die Frauen, gesamt gesehen wurde im ganzen Verein sehr gut gearbeitet, nicht nur bei der Meistermannschaft. Außerdem stand nach dem Titel der Urlaub vor der Tür. Aber natürlich, im Herbst war das schon ein großer Schritt für Michael Madl (sein Co-Trainer auch schon in der Youth League, Anm.) und mich.
Haben Sie ein Vorbild als Trainer?
Ein großes Vorbild habe ich in dem Sinne nicht. Aber ich habe von allen etwas gelernt. Ich habe ja mit Markus Schopp, Christian Ilzer und Franco Foda gearbeitet, von allen konnte ich etwas abschauen und mitnehmen. Im Endeffekt gehe ich aber meinen eigenen Weg.
Sie lösten im November des vergangenen Jahres Ilzer als Trainer ab. Haben Sie noch Kontakt mit ihm?
Nicht viel, wir wollten uns in der kurzen Sommerpause treffen, leider ist nichts daraus geworden.
Welche Sportarten betreibt Jürgen Säumel, wenn er nicht auf dem Platz steht?
Als Obersteirer fahre ich natürlich Ski, da gibt es kaum einen Ort, in dem es keinen Skilift gibt. Auch Mountainbiken zählt dazu und natürlich auch Tennis. Das ist eine gute Challenge für den Ausgleich zum Job.
Hört Jürgen Säumel viel Musik und welche?
Neben U2 vor allem Austro-Pop. STS, Gerd Steinbäcker ...
Ah das Steiermark-Lied muss da erwähnt werden ...
Das erzeugt natürlich ganz besonders schöne Gefühle, weil es von unseren tollen Fans nach Siegen gesungen wird. Langsam gewöhnt man sich daran ...
Was sagen Sie dazu, dass Sturm international eigentlich keine Heimat hat?
Das finde ich sehr, sehr schade! Diese Mannschaft, aber vor allem auch die Fans hätten sich ein adäquates Stadion verdient. Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben.
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