Streit im französischen Team
Es muss einen Grund haben, warum ausgerechnet ein Hahn das Wappen und damit auch die Trikots der französischen Fußballer ziert. Bereits in der Antike war der Hahn auf gallischen Münzen abgebildet. Es muss ein Streithahn sein. Denn Streiten, so hat man den Eindruck, ist Nationalsport Nummer eins bei den Franzosen.
Nur zwei Jahre nach der WM in Südafrika, als Stürmer Anelka mit Beleidigungen gegen Trainer Domenech einen riesigen Eklat auslöste, der in einem ein Trainingsstreik und im sieglosen Aus nach der Vorrunde gipfelte, sollte alles anders sein. Die EM in Polen und der Ukraine stand von Anfang an unter dem Motto der "Wiedergutmachung". "Die Blauen sind auf der Suche nach sportlicher und emotionaler Erlösung", umschrieb L’Équipe. Trainer Laurent Blanc führte die Mannschaft zu 21 Spielen ohne Niederlage in Serie und schaffte nach dem Neubeginn vor zwei Jahren auch den benötigten Stimmungsumschwung.
Mit dem 1:1 gegen England und dem 2:0 gegen die Ukraine gelang ein solider Start. Mit einem Schuss Übermut riss zum Abschluss der Gruppenphase aber der Schlendrian ein: 0:2 gegen die bereits ausgeschiedenen Schweden. Eine Niederlage, die aber wegen des Sieges der Engländer über die Ukrainer keine Rolle mehr spielen sollte und dennoch ihre Nachwehen zeigte.
Schwere Geschütze
Denn schon nach der Partie krachte es in der Kabine. Routinier Florent Malouda beschreibt: "Es wurden schwere Geschütze aufgefahren. In der Hitze des Gefechts hat das, was ich gesehen habe, alte Dämonen geweckt!"
Zunächst konnte Superstar Franck Ribéry noch schlichten, als Diarra und Nasri aneinandergerieten. Wenig später soll es zwischen Trainer Blanc und Hatem Ben Arfa laut geworden sein. Blanc ermahnte Ben Arfa, weil der während der Nachbesprechung per Handy mit seiner Familie telefonierte. Der Hitzkopf explodierte: "Warum wechselst du mich aus, wenn andere viel schlechter gespielt haben?"
Mittlerweile ist der Streit beigelegt. Der Trainer soll dem aufmüpfigen Spieler verziehen haben. Alle Konzentration gilt dem heutigen Viertelfinalspiel gegen die favorisierten Spanier, für das die Équipe Tricolore sogar schon neue Kraft aus dem Kabinenzoff beschwört.
Spannung
"Das deutet daraufhin, dass es Reaktionen gibt, Aktion und auch ein wenig Spannung", meinte Blanc über die Zwistigkeiten. "Das ist gut, weil wir das gegen Spanien brauchen."
Nach dem Ende des französischen EM-Friedens soll mit harten Methoden auch die Harmonie im Spiel Gegners empfindlich gestört werden. "Gegen Spanien wird es ein Krieg auf dem Platz und wir müssen diesen Krieg gewinnen", meinte Karim Benzema pathetisch. Es sei in der aktuellen Situation sogar gut, dass der Welt- und Europameister als nächster Gegner warte, betonte Bayern-Star Ribéry: "Was kann besser sein, als einen Favoriten auszuschalten?"
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