Stögers Wechsel nach Köln perfekt

APA12514614 - 28042013 - MARIA ENZERSDORF - ÖSTERREICH: Trainer Peter Stöger (Austria) während der Tipp3- Bundesliga - Begegnung zwischen FC Admira Wacker Mödling und FK Austria Wien am Sonntag, 28. April 2013, in Maria Enzersdorf. APA-FOTO: HANS PUNZ
Nach langem Tauziehen ist der Transfer des Austria-Trainers zum deutschen Zweitligisten fix.

Der Wechsel von Meistermacher Peter Stöger von der Wiener Austria zum deutschen Zweitligisten 1. FC Köln ist nach zähen Verhandlungen unter Dach und Fach gebracht worden. Die beiden Klubs vermeldeten die Einigung am Mittwoch vorbehaltlich der Klärung formaljuristischer Details, ohne auf die entscheidenden Ablösemodalitäten einzugehen.

Stöger bedankte sich für die hartnäckigen Bemühungen um seine Person. Der 47-Jährige, der am Freitag in Köln vorgestellt wird, nimmt sich für sein erstes Auslandsengagement den in der abgelaufenen Saison unter Holger Stanislawski verpassten Aufstieg vor. "Jetzt gilt meine volle Konzentration der Saisonvorbereitung und auf große Ziele, denn ich habe immer wieder betont: Der FC gehört für mich zu den großen Vereinen in Deutschland und sollte einen Stammplatz in der Bundesliga haben", wurde er in einer Mitteilung des Traditionsvereins zitiert.

Der von tollen Fans getragene Klub habe großes Potenzial, das es wieder abzurufen gelte, so Stöger. Mit der Austria war der im Juni 2012 aus Wiener Neustadt nach Favoriten gekommene Ex-Internationale im ersten Jahr etwas überraschend Meister geworden und hatte es zudem ins Cup-Finale geschafft.

Kampf verloren

Seit Bekanntwerden der Köln-Avancen Anfang des Monats hatte die Austria versucht, den Erfolgstrainer vom Bleiben zu überzeugen. Doch vergeblich. Trotz eines zuletzt mit einem deutlich aufgebesserten Angebots zur Vertragsverlängerung. "Wir haben sehr hart um ihn gekämpft, es hat aber alles nichts gefruchtet. Er wollte sich den Traum von der deutschen Bundesliga realisieren", meinte Austria-Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer und betonte, dass man nicht im Streit auseinandergehe.

"Sicherlich ist eine gewisse Enttäuschung da, dass er uns nach dem ersten erfolgreichen Jahr schon wieder verlässt. Aber es ist auch das menschliche Verständnis da, dass er sich dieser Herausforderung stellen will. Wir sind ihm nicht böse. Wir hätten gern gehabt, dass er bleibt, aber ich denke, wir haben eine professionale Lösung gefunden", so Kraetschmer im Gespräch mit der APA.

Nachfolger gesucht

Erste Kontakte mit möglichen Nachfolgekandidaten habe es bereits am Mittwoch gegeben. Über Namen wollte sich der Austria-Vorstand aber nicht äußern. Ein gewisser Zeitdruck sei aufgrund des nahenden Trainingsauftaktes zwar gegeben, in Panik werde man aber sicher nicht verfallen, versicherte er. Man lasse sich alle Optionen - sei es ein Österreicher, ein Ausländer oder eine interne Lösung - offen.

Der Trainingsauftakt des von der Champions League träumenden Meisters am Montag wird nach derzeitigem Stand Co-Trainer Manfred Schmid leiten. Aber auch er könnte Stöger nach Köln folgen.

Kölner Vorfreude auf Stöger

Stögers neues Team ist schon zu Wochenbeginn in die Saisonvorbereitung eingestiegen. Köln-Geschäftsführer Alexander Wehrle freute sich, dass sich Stöger für seinen Klub entschieden hat. "Wir hatten ihn von Anfang an auf dem Zettel und waren nach den Gesprächen mit ihm absolut von seinen Fähigkeiten überzeugt. Deshalb haben wir uns in den vergangenen Tagen intensiv um ihn bemüht. Wir danken auch Austria Wien für das Entgegenkommen, das den Wechsel ermöglicht hat", sagte Wehrle.

Der für Kaderplanung zuständige Jörg Jakobs bezeichnete den neuen Chefcoach als "modernen Trainer mit großen Fähigkeiten bei der Führung und Entwicklung der Spieler". Stöger habe mit der Austria trotz eingeschränkter finanzieller Mittel und der Konkurrenz von Red Bull Salzburg eine Rekordsaison hingelegt. Er habe gezeigt, dass er eine Mannschaft formen und aus ihr mehr herausholen kann als nur die Summe der Einzelspieler, bekräftigte Jakobs.

Peter Stögers Karriere in Bildern:

Es war nicht der erste Flirt mit Köln: Schon einmal hat Peter Stöger mit dem FC kokettiert, damals noch als aktiver Spieler im Jahr 1998. Sein Freund Toni Polster, damals Publikumsliebling bei den Geißböcken, wollte Stöger nach Köln lotsen, sah sich sogar nach einem Job für dessen Freundin Ulrike Kriegler um. „Ich weiß nicht, woran es letztlich gescheitert ist. Leider hat es nicht geklappt“, berichtet Polster.

Diesmal hat es geklappt.

Stögers Wechsel nach Köln perfekt
- ZU APA 079 VON HEUTE - Toni Polster, Teamspieler und Star des 1.FC Köln, gestern abend bei seinem Auftritt mit den "fabulösen Thekenschlampen" in der Wiener Underground-Disco "U4". APA-Photo: Hans Techt
Daher freut sich Polster für Stöger: „Das ist eine große Chance, in Deutschland Fuß zu fassen und auch für die österreichische Trainergilde sehr wichtig.“ In Köln erwartet Stöger, wann auch immer er beim FC als Trainer präsentiert wird, „eine größere und aggressivere Medienlandschaft als in Österreich, ein Klub mit vielen Möglichkeiten, einem tollen Trainingsgelände, einem fantastischen Stadion und einem Anhang, der seinesgleichen sucht.“

Was erwartet Peter Stöger in Köln?

Er sollte zumindest auf alle Fälle Bock auf Hennes haben. Wenn sich’s in Köln ein Trainer mit dem berühmten Maskottchen des Klubs verscherzt, dann hat er meist wenig zu lachen. Nachdem Hennes VII. 2008 aus gesundheitlichen Gründen – er litt unter Arthrose – abdanken musste, versieht nun Geißbock Nummer acht seinen Dienst.

Unter Strom

Hennes ist aber längst nicht die einzige Besonderheit in und um Köln, in dieser Stadt mit dem berühmten Dom, dem meist besuchten Wahrzeichen Deutschlands, die den Fußball lebt und liebt wie kaum eine andere. Wer dort auf der Trainerbank sitzt, der muss sich notgedrungen auch zum Narren machen – wie Marcel Koller oder Christoph Daum bestätigen können. Neben Mainz ist Köln die Hochburg des Karnevals, vom Elftenelften bis zum Rosenmontag lautet in der ganzen Stadt das Motto Kölle Alaaf, übersetzt: Es lebe Köln.

Überhaupt können einem Nicht-Kölner diese Kölner ein wenig spanisch vorkommen. Es empfiehlt sich jedenfalls ein Dolmetsch oder ein Wörterbuch, denn das echte Kölsch hat mit dem Hochdeutschen nur wenig gemein. Ein Polizist ist hier ein Schanditz, wer empfindlich reagiert, ist fimpschich und der Dünnpfiff heißt in Köln Flöcke Pitter. Nicht zu vergessen die Speisen: Wenn Peter Stöger in Köln Himmel und Ääd bestellen würde, bekäme er Blutwurst mit Zwiebeln, Kartoffelpüree und Apfelmus serviert.

Geboren: 11. April 1966 in Wien
Familienstand: ledig

Karriere als Spieler:
* 65 Länderspiele, 15 Tore
* WM-Teilnahme 1998 in Frankreich
* 418 Bundesliga-Partien: FavAC (1985/86), Vorwärts Steyr (1986/87), Vienna (1987/88), Austria Wien (1988-1994), FC Tirol Innsbruck (1994/95), Rapid (1995-1997), LASK (1997/98), Austria Wien (1998-2000), Admira Wacker Mödling (2000-2002), Untersiebenbrunn (2002-2004)

Größte Erfolge als Spieler:
* Meister: Austria 1991, 1992, 1993, Rapid 1996
* Cupsieger: Austria 1990, 1992, 1994
* Finale Europacup der Cupsieger: Rapid 1996

Bisherige Karriere als Trainer/Sportdirektor:
* Untersiebenbrunn: Sportdirektor 2004
* Austria Amateure: Sportdirektor 2004/05
* Austria: Trainer gemeinsam mit Frenkie Schinkels Mai 2005-Dezember 2005, Sportdirektor Dezember 2005-Oktober 2006
* Vienna: Sportdirektor Juli 2007-Juli 2010, Trainer zusätzlich ab Oktober 2007-April 2010
* GAK: Trainer November 2010-Juni 2011
* SC Wiener Neustadt: Trainer Juni 2011-Juni 2012
* Austria: Trainer von Juni 2012-Juni 2013
* 1. FC Köln: Trainer ab Juni 2013

Größte Erfolge als Trainer:
* Meister: Austria 2006, 2013
* Cupsieger: Austria 2005, 2006
* Aufstieg in Erste Liga: Vienna 2009

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