Spaniens Fußball bleibt viel schuldig

Spaniens Fußball bleibt viel schuldig
Im Land des Welt- und Europameisters steht der Fußball vor dem Ruin. Die Klubs sind mit 5 Milliarden Euro im Minus.

Real Madrid hat mit einem Tag Verspätung bei Rayo Vallecano mit 2:0 gewonnen. Das Spiel hätte eigentlich am Sonntag stattfinden sollen. Aber das Flutlicht im Stadion im Madrider Vorort Vallecas funktionierte nicht, weil Unbekannte Kabel durchtrennt hatten. Es war bereits die vierte Flutlichtpanne im spanischen Fußball in den vergangenen elf Jahren. "Licht aus in La Liga?", fragte ein Kommentator.

"Ja", sagt Jose Maria Gay de Liebana y Saludas. Der Wirtschaftsprofessor an der Universität Barcelona spricht damit aber keine kleine Panne an, sondern fürchtet den ökonomischen Crash der gesamten Liga. "Letztes Jahr habe ich gesagt, dass es noch zehn Jahre gut gehen wird. Jetzt bin ich der Meinung, dass sich der spanische Fußball in den nächsten fünf Jahren umbringt, wenn er so weitermacht." Zwar würden die Einnahmen steigen, aber nicht hoch genug, um die enormen Kosten zu decken. Die Zeitung La Vanguardia rechnet im Jahr mit 2,1 Milliarden Euro Ausgaben, aber nur 1,8 Milliarden Euro Einnahmen.

Gay de Liebana präsentierte vor Kurzem die fünfte Ausgabe seiner jährlichen Untersuchung der wirtschaftlichen Situation des spanischen und europäischen Fußballs. Die Zahlen zum spanischen Fußball sind ernüchternd: Fünf Milliarden Euro haben die spanischen Profiklubs an Schulden, 3,5 davon alleine die Erstligisten. Die Steuerschulden bezifferte José Ignacio Wert, der Minister für Bildung, Kultur und Sport, im April dieses Jahres auf 673 Millionen Euro. Wie die Differenz zu den 752 Millionen zustande kommt, welche die Regierung im März nannte, ist unklar. 1,3 Milliarden Euro sind insgesamt die Außenstände bei Finanzämtern und Sozialversicherungen. Sportstaatssekretär Miguel Cardenal hatte im März angedeutet, dass man einen kompletten Erlass der Schulden erwäge. Das löste nicht nur Empörung im eigenen Land aus: Es ging sogar eine Klage bei EU-Wettbewerbskommissar Colombani ein.

Schuldige

2009 hatte Gay de Liebana geschrieben: "Der Fußball ist das lebende Abbild der spanischen Wirtschaft." Und er sieht sich immer mehr darin bestätigt. So wie 2008 die Immobilien-Blase geplatzt sei, würde bald die Fußball-Blase platzen. Die Spieler fahren mit ihren Nobelkarossen in die Stadien, während sich die Fans die Tickets nicht mehr leisten können und die Vereine ihre Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen können. Es sei vor allem die Dominanz von Real Madrid und des FC Barcelona, die für die Misere der anderen Klubs verantwortlich sei. Die TV-Gelder seien ungerecht aufgeteilt. Sie werden von den Vereinen einzeln ausgehandelt – gut die Hälfte der Gesamtsumme geht an Real Madrid und Barcelona. Bei Real machen sie fast ein Drittel der gesamten Einnahmen aus.

Aber auch Real Madrid und Barcelona sind top, was Schulden betrifft. Gay de Liebana beziffert die Schulden von Real Madrid auf 590 Millionen Euro (laut Verein sind es nur 170 Millionen). Real wird auch verdeckt subventioniert, ausgerechnet Vereine mit vielen ausländischen Stars wurden geschont. Die Anhebung der Einkommenssteuer um sieben Prozentpunkte für Spitzenverdiener mit einem Jahreseinkommen über 300.000 Euro gilt nicht für viele internationale Millionenkicker. Sie zahlen weiter einen Steuersatz wie jenen für den schmalen Mindestlohn von 641 Euro, der um 0,75 Prozentpunkte auf 24,75 Prozent erhöht wurde.

Der weltweite Lichtblick

Spaniens Fußball bleibt viel schuldig

Egal, wie dunkel die Wolken über der spanischen Liga auch sind, das Duell BarcelonaReal Madrid bleibt der Lichtblick, der für 90 Minuten jede Verschuldung und Finanzkrise überstrahlt. Weltweit fiebern Fußballfans vor den TV-Schirmen mit, wenn Messi auf Ronaldo trifft.

Die Zuschauerzahl übersteigt mittlerweile 500 Millionen, gezeigt wird das Prestige-Duell in mehr als 250 Ländern. In Österreich ist man via www.laola1.tv im Bilde, mittlerweile schon die vierte Saison, in der man alle Liga-Spiele sehen kann. Der nächste Clásico steigt am 7. Oktober.

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