Spätstarter mit Torgarantie
Didier Drogba debütierte erst mit 23 in einer ersten Liga. Mittlerweile ist er einer der großen Stars der Fußballwelt. Am Mittwoch gibt er sich im sanierten Stadion auf der Linzer Gugl die Ehre: Drogba ist der Star beim freundschaftlichen Länderspiel zwischen Österreich und der Elfenbeinküste.
Er ist einer, den viele Experten als den noch immer besten afrikanischen Fußball-Spieler der Gegenwart bezeichnen. Und einer, den ähnlich viele Fachleute zu einem der besten Mittelstürmer der Fußball-Weltgeschichte auserkoren haben.
Ob Drogba besser ist als ein Gomez? Oder besser als ein Torres? Als ein Falcao? Ein Villa? Ein Balotelli? Oder ein Rooney? Die Beantwortung dieser Frage ist natürlich reine Geschmackssache. Ganz sicher gehört Drogba aber zum engsten Kreis der ganz Großen seiner Zunft. Er ist einer, der auch noch mit 34 jedes Team der Welt verstärkt, weil er einer mit einzigartigen Qualitäten ist.
Kämpfernatur
Drogba war nie und ist noch immer kein technisches Genie. Aber er ist einer, der immer wusste und noch immer weiß, wie er seinen Körper einsetzen muss, um sich gegen die besten Verteidiger der Welt durchzusetzen. Er ist einer mit dem direkten Zug aufs Tor, einer mit einem Weltklasse-Kopfballspiel und ein ewiger Unruheherd.
Drogba ist nichts in den Schoß gefallen. Er war kein Wunderknabe. Und er lernte in keiner der großen Fußballschulen Frankreichs sein Handwerk. Drogba kämpfte sich durch. In Levallois-Perret. Einer jener Satellitenstädte im Großraum Paris, wo Migranten zu Tausenden zusammengepfercht leben.
Dass er zum Weltklasse-Stürmer geworden ist, hat er seinem Onkel zu verdanken: Der war selbst einst Fußballprofi in Frankreich. Drogba hatte immer rechter Verteidiger gespielt. Bis Michel Goba seinem Neffen einen Tipp gab, der dessen Leben veränderte: "Was machst du da hinten? Geh nach vorne. Im Fußball schauen die Leute nur auf die Stürmer." Drogba stürmt seitdem.
Zunächst beim Amateurverein Levallois. Dann beim Zweitligaklub Le Mans, wo er erst mit 21 Profi wurde. Dann bei EA Guingamp, wo er mit 23 in der Ligue 1 debütierte. Bei Marseille, wo er mit 25 Jahren 19-mal in einer Saison traf. Und schließlich bei Chelsea, wo er endgültig zum Weltstar wurde.
157 Treffer
2004 war Drogba auf die Insel gewechselt. 33 Millionen Euro überwies Chelsea-Boss Roman Abramowitsch nach Marseille. Damals erntete der russische Milliardär Kopfschütteln, weil er so viel Geld für einen bereits 26-Jährigen ausgab, der gerade eine starke Saison bei einem stärkeren Klub gespielt hatte. Diese Investition hat sich mehr als amortisiert.
Der letzte seiner 157 Treffer für die Londoner war wohl das wichtigste Tor seiner Karriere: Im Champions-League-Finale 2012 in der Münchner Allianz-Arena erzielte er kurz vor Schluss den Treffer zum 1:1 gegen die klar besseren Bayern – natürlich per Kopf. Dass Drogba dann auch noch im finalen Elferschießen seinen Versuch seelenruhig verwandelte, war nicht anders zu erwarten.
Zum Abschied nach acht fantastischen Jahren schenkte Drogba seinem Klub die Champions League und machte seinen größten Fan, Chelsea-Boss Roman Abramowitsch, zum laut Eigenbeschreibung "glücklichsten Menschen der Welt".
Verlängern wollten sie seinen Ende Juni auslaufenden Vertrag bei Chelsea trotzdem nicht. Drogba suchte eine neue Herausforderung und erlag den Lockruf des Geldes, der derzeit nirgends so laut erschallt wie in Chinas Super League.
Schanghai Schenhua
Schanghai Schenhua ist seit Sommer der neue Klub des Superstars, dem der Ausflug in den Fernen Osten mit einer Jahresgage von 12 Millionen Euro versüßt worden sein soll. Sportlich läuft es ordentlich, Drogba hat acht Treffer in elf Spielen erzielt.
Menschlich läuft es in der chinesischen Megacity hingegen weniger gut: Da soll es schon den einen oder anderen lautstarken Streit mit Nicolas Anelka, dem zweiten Star bei Schanghai Schenhua, gegeben haben.
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