
© Reuters/MAX ROSSI
Solidarität gegen die Rassisten
Milan-Profi Kevin-Prince Boateng bekommt viel Zuspruch für seinen mutigen Abgang.
Kevin-Prince Boateng findet derzeit viel Beifall für sein Zeichen gegen Rassismus. Der Mittelfeldspieler aus Ghana hat bei einem Freundschaftsspiel von AC Milan beim viertklassigen Klub Pro Patria das Feld verlassen, weil er und die anderen dunkelhäutigen Spieler der Mailänder vom Publikum rassistisch verhöhnt wurden. Alle Mitspieler solidarisierten sich mit Boateng, die Partie wurde nach 26 Minuten beendet.
"Wenn ich noch einmal in einem Spiel rassistisch beleidigt werde, werde ich wieder vom Platz gehen", sagte Boateng in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN. Egal, ob es sich um ein Testspiel handle oder um eine Meisterschaftspartie oder gar um ein Champions-League-Match.

Unverständnis
Nur der Niederländer Clarence Seedorf merkte kritisch an: "Natürlich sendet man damit ein Signal. Aber das hat es schon mehr als einmal gegeben, aber nichts geändert. Wir machen diese kleine Gruppe, die mit ihrem Verhalten diese Schweinerei anrichtet, nur noch stärker." Seedorfs Vorschlag sieht so aus: "Alle, die rassistische Beleidigungen gemacht haben, hätten rausgeworfen werden sollen. Danach hätten die restlichen 90 Prozent der Fans das Spiel genießen können."

Von den Medien bekam Boateng für seine Aktion durchwegs positive Signale. Die Gazzetta dello Sport titelte gar: "Wir alle sind Boateng." Der Corriere dello Sport schrieb von einer "großartigen Lektion".
Mailands Trainer Massimiliano Allegri hatte seine Mannschaft bereits am Donnerstag direkt nach Abbruch des Spiels verteidigt: "Italien muss ein bisschen zivilisierter und intelligenter werden." In Italien ist Rassismus in Stadien immer noch an der Tagesordnung. Daher ist die Aufregung groß.
Zielscheiben

2010 unterbrach der Schiedsrichter in Catania die Partie gegen Inter Mailand, weil damals der Mailänder Stürmer Samuel Eto’o bei jedem Ballkontakt rassistisch verhöhnt worden war, zusammen mit seinen dunkelhäutigen Mitspielern Maicon und Biabiany.
Trotz aller Vorkommnisse wird der Rassismus in Italiens Stadion aber noch immer verharmlost. Ein Politiker der rechten Separatistenpartei Lega Nord sagte, Boateng habe sich verhalten wie ein Muttersöhnchen.

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