So effizient sind Österreichs Klubs

So effizient sind Österreichs Klubs
Schießt Geld Tore? Wie viel kostet ein Punkt? Warum sind die Pässe der Admira so günstig? Ein Ranking der anderen Art.

Zwei Mal noch schlafen, dann geht eine erst gegen Ende bewegte Transferperiode zu Ende. Salzburg holte mit Jonathan Soriano vom B-Team des großen FC Barcelona noch den auffälligsten Neuen.

An einem Negativwert der Salzburger wird auch der spanische Torjäger nichts ändern. Kein Verein in Österreich investiert mehr in sein Personal als der Red-Bull-Klub – 30 Millionen sind es allein in dieser Saison, wie Hochrechnungen des KURIER ergeben haben. Allerdings: Keiner der zehn Bundesligisten wirtschaftet ineffizienter als der Klub von Milliardär Dietrich Mateschitz.

In Anlehnung an den mit jeder Runde aktualisierten Effizienzrechner der Wochenzeitschrift Die Zeit für die Deutsche Bundesliga hat auch der KURIER ein Ranking erstellt, das den Personalaufwand in Relation setzt zu dem Ziel, erfolgreich Fußball zu spielen (siehe "Bilder" und Methode unten).

Ranking

Lässt sich Erfolg im Fußball überhaupt messen? Im Meisterschaftsbetrieb gibt es nur eine harte Währung: Punkte. Die Kosten pro erzieltem Punkt waren es daher auch, die die Effizienz-Reihung ergaben.

Sieger in dieser Wertung war das Überraschungsteam der bisherigen 19 Spieltage: Admira. Der Aufsteiger wendet pro Punkt 53.600 Euro an Personalkosten auf, das ist beinahe nur ein Zehntel von jener Summe, die Salzburg für einen Zähler investiert (500.000 Euro). "Selbst wenn wir wollen würden, könnten wir gar nicht anders wirtschaften", sagt Admira-Manager Alexander Friedl.

Ein kleiner Trost für den Ligakrösus: Auch das bisherige Punktemaximum (57 Zähler) hätte nichts am letzten Platz der Salzburger geändert, selbst dann hätten sich die Kosten pro Punkt auf 263.100 Euro belaufen. Die Wiener Austria gibt als Neuntplatzierter 56.000 Euro weniger aus. Sprich: Salzburgs Finanzaufwand sprengt alle Vergleichsmöglichkeiten in der Bundesliga. Auf Platz zwei im Ranking landete das Erfolgskonstrukt aus Ried, was Klub-Manager Stefan Reiter übrigens wenig verwunderte ( siehe "Interview").

Passgenau

Womit sich die Meute am Stammtisch in ihrer Meinung, Geld schieße nicht mehr Tore, bestätigt fühlen darf. Das zeigen auch die Summen, die die Klubs für ein Tor einsetzen (Admira: 50.000 Euro, Salzburg: 468.800). Zumindest ein wenig mehr Ballbesitz kann das teurere Personal garantieren.

Mithilfe der Datenfirma "Impire", deren Analytiker alle Ligaspiele in deren Einzelteile zerlegen, konnten auch die Passwerte in die Berechnung einfließen. Bei der Anzahl der erfolgreichen Zuspiele liegt Salzburg (5567) an zweiter Stelle, allerdings muss der Klub für jeden Pass 2694 Euro locker machen. Übrigens spielt kein Klub so viele Pässe wie die Austria: In 19 Runden fanden 8034 Zuspiele einen Mitspieler.

Zahlensalat

Dieser Zahlensalat kann viel über den Fußball aussagen und dennoch nicht alles erklären. Kapfenberg, das abgeschlagene Schlusslicht der Liga, liegt im Effizienz-Ranking auf Rang fünf.

Dass Österreich ein kleines Rad im großen Geschäft ist, zeigt David Beckham. Der Engländer bekam von Los Angeles Galaxy pro Spiel 450.000 Euro. Und zwar unabhängig davon, ob er ins Tor traf oder einen Pass an den Mann brachte.

Methode

Methode
Der KURIER berechnete die Effizienz der Klubs anhand ihren Ausgaben für Personal pro Saison. Ausgangspunkt waren die offiziellen, beim Kreditschutzverband KSV eingereichten Zahlen der Klubs für die vergangene Saison. Je nach Transfers, zusätzlichen oder wegfallenden Ausgaben (Prämien) für den Europacup wurden die Personalkosten für die laufende Saison hochgerechnet. Dieser Wert wird halbiert, um die jeweiligen aktuellen Kosten für einen Punkt, für ein Tor und einen erfolgreichen Pass nach 19 von 36 Runden der Saison zu errechnen.

Beispiel
Rapid hat beim KSV für die Saison 2010/2011 Personalkosten für den Fußballbereich von 12,8 Millionen Euro angegeben. Nach Transfers und wegfallenden Prämien für den Europacup berechnet der KURIER für die laufende Saison 11,5 Millionen für das Personal und  davon 5,8 Millionen nach 19 Runden, in denen 32 Punkte gesammelt wurden. Ergibt an Kosten 181.200 Euro pro Punkt.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Interview

  • Bilder

  • Kommentar

Kommentare