Horror-Bilanz von Privatsender Sky: Was das für Österreichs Bundesliga bedeutet

Ein kleines Vöglein ist krank. Es kommt nicht aus seinem Nest, weil es kaum wächst und schwach ist und nie lernt, zu fliegen. Es wird von seiner Mutter gefüttert, damit es nicht stirbt. Immer und immer wieder. So wie dem kleinen Vöglein geht es einem Konzern, der eine große Rolle eingenommen hat über die vergangenen Jahre im österreichischen Fußball. Der private TV-Sender Sky Österreich zahlt aktuell rund 42 Millionen Euro für die Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga. Die Anteile daraus sind vor allem für die kleineren der zwölf Klubs viel Geld und in etwa so relevant wie ein Hauptsponsor.
Demzufolge werden die Vertreter dieser Vereine keine Freude haben mit den Bilanzzahlen ihres TV-Partners, die sich der KURIER näher angesehen hat. Der bis dato letzte eingereichte Jahresabschluss von Sky Österreich aus dem Jahr 2023 weist ein negatives Eigenkapital von 221,4 Millionen Euro aus, das sich über Jahre angehäuft hat.
Diese Zahl ist überraschend. Vor allem, weil der CEO von Sky Österreich im vergangenen Februar die Situation des Konzerns noch positiv darstellte: „Wir sind zufrieden mit der Entwicklung“, sagte Michael Radelsberger in einem KURIER-Interview. Man habe die Kundenbasis von 2021 bis 2024 um 15 Prozent erhöhen können, so der Geschäftsführer. In der Tat stiegen die Umsatzerlöse von 2022 auf 2023 von 163,1 auf 167,3 Millionen.

Ein Auszug aus der Jahresbilanz von Sky Österreich zeigt, wie das negative Eigenkapital zuletzt auf 221 Millionen angestiegen ist. Die Mutter aus Deutschland tilgt.
Steigendes Minus
Worüber Radelsberger nicht sprach, ist das jährliche Minus. Und das ist zuletzt ebenso stetig angestiegen. Von 25,8 Millionen Euro (2021) auf 26,9 Mio. (2022) und 2023 sogar auf 30,7 Millionen Euro. Für 2024 und 2025 erwartet das Unternehmen laut eigenen Angaben weitere Fehlbeträge. Das schrieb der Konzern selbst in besagter Bilanz von 2023, die man am 27. Juni 2025 – und damit um neun Monate zu spät – eingereicht hat.
Aktuell will man die Situation gänzlich anders dargestellt wissen. „Die Sky Österreich Fernsehen GmbH weist mit Stichtag 31. 12. 2024 ein positives Eigenkapital aus“, heißt es auf KURIER-Nachfrage. Wie dieses urplötzlich zustande gekommen sein soll, darüber will man aber keine Auskunft erteilen. Gut möglich, dass die Schulden vom früheren Eigentümer Comcast aus den USA getilgt wurden, ehe Sky Anfang Juli an RTL verkauft wurde.
So oder so stellt sich die Frage: Wie kann es sein, dass es den Konzern noch gibt, dass das Vöglein überlebt hat? An dieser Stelle kommt die eifrig fütternde Mutter ins Spiel. Der Sky Deutschland KG ist es zu verdanken, dass der Konzern trotz bilanztechnischer Überschuldung nicht längst insolvent ist und Österreichs Fußballklubs immer noch Geld bekommen von ihrem TV-Partner.
Bereits seit dem 1. Jänner 2013 liegt laut Sky Österreich eine Patronatserklärung der Sky Deutschland KG vor. „Mit der Patronatserklärung verpflichtet sich die Sky Deutschland KG, der Sky Österreich Fernsehen ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, damit diese in der Lage ist, ihren gegenwärtigen und künftigen Verpflichtungen nachzukommen“, heißt es in der Bilanz.
Was erleichternd hinzukommt: Die Patronatserklärung gilt bis zum 31. Dezember 2030. Ist deshalb alles gut? Mitnichten. Denn die Bundesliga verhandelt bereits seit Monaten um einen neuen TV-Vertrag. Die aktuelle Vereinbarung mit Sky Österreich läuft nach der aktuellen Saison aus. Weil die Offerte von Sky und Konkurrent Canal+ deutlich unter den 42 Millionen Euro liegen, die man aktuell für die Rechte einstreift, droht die Liga seit Wochen mit dem alternativen Szenario der Eigenvermarktung. Sprich: Man will nach niederländischem Vorbild die TV-Bilder nicht nur selbst produzieren, sondern über eine eigene Plattform auch monetarisieren.

Liga-Vorstand Christian Ebenbauer
Das Risiko
Zahlreiche Experten und Insider halten diese Idee allein schon aus zeitlichen Gründen für gewagt bis riskant und für einen Bluff seitens der Bundesliga-Führung, die in weniger als einem Jahr einen eigenen TV-Sender aus dem Boden stampfen müsste.
Was aber haben die neuesten Erkenntnisse durch die nun vorliegenden Bilanzzahlen von Sky für diese Idee zu bedeuten? Nichts, meint Christian Ebenbauer. „Auf die Pläne der Eigenvermarktung hat es keinen Einfluss, nachdem wir die einzelnen Details hinter den Kennzahlen nicht kennen und Sky ein viel breiteres Geschäftsmodell hat“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bundesliga.
Der Sport als Treiber
Das „breitere Geschäftsmodell“ ist zu hinterfragen. Fakt ist: Zahlender Sky-Kunde ist man wegen exklusiver Fußball-Übertragungen – und nicht aufgrund von Filmen und Serien, die es bei anderen Anbietern günstiger und in größerem Sortiment gibt. Und auch Sky-Österreich-Geschäftsführer Michael Radelsberger sagte über die gestiegene Kundenbasis: „Treiber hinter dieser Entwicklung ist und bleibt das Thema Sport.“
Die Bilanz unter der Bilanz mit zuletzt 30 Millionen Euro Minus im Jahr 2023: Das Geschäftsmodell mit Fußball im Pay-TV ist in dieser Form in Österreich nicht zu führen. Die Klubs der Bundesliga werden sich wohl für das weniger lukrative Angebot von Sky entscheiden, so lange es die eifrig fütternde Mutter noch gibt. Parallel dazu heißt es dann auch für die Vereine: Fliegen lernen!
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