City und United gehören genauso zu den großen Klubs der alles überstrahlenden Premier League wie der FC Liverpool und Everton. Nicht nur sportlich ist das Quartett allen anderen Klubs aus dem Großraum Manchester-Liverpool meilenweit voraus, sondern besonders auch finanziell. Und die Fans stürmen ihre Arenen.
Die Konkurrenz ist groß. Das Angebot an Spielen ebenfalls. Zur selben Zeit wie Wigan Athletic gegen Birmingham City empfing etwa Manchester City Dinamo Zagreb in der Champions League – vor fast 50.000 Zuschauern im nahen Ethiad Stadium.
Für einen kleinen Klub wird es immer schwieriger. Der früher für den englischen Fußball so typische Lokalpatriotismus hat in den letzten Jahren gelitten. Viele Kinder auch aus Wigan sind Fans der Großklubs der Region. Alles konzentriert sich auf die Premier League: die TV-Stationen, die Zeitungen und deshalb auch die Sponsoren.
20 Profiklubs gibt es im Nordwesten Englands in einem Umkreis von nur 120 Kilometern, darunter mit Burnley noch einen fünften in der Premier League. Viele Vereine kämpfen ums Überleben. Mit Bury erwischte es den ersten. Der 1885 gegründete Verein wurde aus der EFL, der englischen Fußball-Liga, ausgeschlossen, obwohl man sportlich gerade erst in die 3. Liga aufgestiegen war – nach 125 Jahren (!) Ligazugehörigkeit.
Bury ist ein gutes Beispiel, was falsch läuft: Die Klubs sind ihren Eigentürmern ausgeliefert. Steve Dale hatte den zweimaligen FA-Cup-Sieger erst im Dezember 2018 um ein Pfund (1,10 Euro) übernommen. Schulden gab es schon damals, mittlerweile sollen es sieben Millionen Pfund sein. Als im Mai und Juni die Gehälter nicht mehr bezahlt wurden, flüchtete ein Großteil der Aufstiegself.
„Niemand sagt, dass Steve Dale den Klub in die roten Zahlen geführt hat, aber seit seiner Übernahme herrscht Chaos“, sagte Bury-Geschäftsführerin Samantha Gibbs dem Guardian. Viele Mitarbeiter mussten nach einer Insolvenz entlassen werden. Weil der Klub nur noch zehn Spieler hatte, ließ die EFL Bury zunächst nicht am Spielbetrieb teilnehmen und schloss den Klub schließlich aus.
„Bury ist ein Opfer und kein Bösewicht. Warum wurde es also so ungerecht behandelt?“, beschwerte sich Dale in einem offenen Brief. Allerdings ist er den Nachweis schuldig geblieben, dass er die finanziellen Mitteln hat, um den Klub zu entschulden. Mittlerweile versucht ein Notvorstand noch zu retten, was zu retten ist. Von der endgültigen Liquidierung bis zum Wiedereinstieg in die Liga ist alles möglich.
Häufige Besitzerwechsel sind ein Markenzeichen des englischen Profifußballs geworden. Zweifelhafte Investoren kommen und gehen. Und hinterlassen oft einen Scherbenhaufen – etwa in Bolton. Die Wanderers spielten 2012 noch in der Premier League. Schon jetzt steht der Durchmarsch des Klubs aus der 140.000-Einwohner-Stadt 16 Kilometer nordwestlich von Manchester in die vierte Liga praktisch fest. Nach einem Konkurs musste der Zweitliga-Absteiger mit zwölf Minuspunkten in die Drittliga-Saison starten.
Die Fans haben längst einen Schuldigen gefunden für die Probleme: die EFL. Sprechchöre gegen die Liga gehören zum Standard in den Stadien. Der allgegenwärtige Vorwurf lautet, dass die Liga viele Investoren zu lax prüft, obwohl diese laut Regulativ dazu verpflichtet wären, ihre Finanzen vor einer Klubübernahme offenzulegen.
Auch in Wigan sind Schimpftiraden gegen die EFL zu hören. Athletic wurde erst Ende 2018 an die Hongkonger Firma International Entertainment Corporation verkauft. Aber am Ende eines Spiels zweier eher schwächerer Teams der zweiten Liga dürfen sich die Wigan-Fans wenigstens über ein 1:0 im Abstiegskampf freuen.
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