Scharner peilt 300 Spiele in England an

Scharner peilt 300 Spiele in England an
Der ÖFB-Legionär blickt zurück auf 200 Einsätze in der Premier League. Ein Ende ist für Scharner noch nicht in Sicht.

Im schönen Wienerwald hat Paul Scharner ein großes Grundstück erworben. Seinen Lebensmittelpunkt will der 32-Jährige aber noch lange nicht nach in das durch die Motocross-Rennen bekannte Sittendorf verlagern. Nach seinem 200. Spiel in der Premier League erklärt der Legionär von West Bromwich: "Es macht mich stolz, dass ich als erster Österreicher diese Marke geschafft habe. Aber das ist sicher noch nicht das Ende."

Am Samstag steht die 201. Partie an – gegen Everton mit dem Ex-Rapidler Nikica Jelavic. "Jelavic ist sehr schwer zu verteidigen. Ich werde bei Standardsituationen wohl einige Kopfball-Duelle mit ihm haben", glaubt der Mittelfeldspieler, der hungrig ist auf die nächsten Hundert in der laut UEFA-Ranking weiterhin stärksten Liga Europas: "Ich will mindestens noch drei Saisonen in England spielen, um ein ganzes Jahrzehnt zu schaffen. 300 Einsätze sollten also realistisch sein."

Zuletzt musste der Purgstaller erstmals in seiner Karriere gleich mehrere Pausen einlegen. Innenband-Einriss, Achillessehnen-Entzündung, gebrochene Rippe – sind das die logischen Abnützungserscheinungen nach über sechs Jahren in Englands Knochenmühle?

"Nein, ich bin jetzt wieder bei 90 Prozent meiner Leistungsfähigkeit und fühle mich richtig jugendlich. Körperlich bin ich erst 25 Jahre alt", meint der Rekordspieler seines Ex-Vereins Wigan, der neben seinem Mentaltraining mit Valentin Hobel noch zwei Mal im Monat zusätzlich mit Roger Spry an seiner Fitness arbeitet.

 

Pendler

Der auch beim ÖFB geschätzte Engländer wohnt nahe Birmingham, wo Scharner eine Wohnung hat, um den Fokus voll auf seinen Job beim Birminghamer Vorstadt-Klub West Bromwich legen zu können: "Drei Tage pro Woche verbringe ich allein in der Wohnung. Dann fahre ich mit dem Zug eine Stunde nach Warrington, wo ich das Haus und meine Basis mit meiner Frau und den drei Kindern habe."

Immerhin hat Scharner seinen Status als Topverdiener beim Traditionsverein zu verteidigen. Bis Ende Mai kann er noch von der außergewöhnlichen Klausel Gebrauch machen, um ablösefrei zu einem von sieben ausgewählten Klubs zu wechseln.

Netto wird er künftig noch mehr verdienen, weil die konservative Regierung den Spitzensteuersatz um fünf Prozent senkt. "Von dieser Maßnahme für Spitzenverdiener mitten in der Krise bin ich schon überrascht. Aber ich werde mich nicht wehren, nur noch 45 Prozent Steuern zu zahlen."

Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich war für Scharner auch 2011 zu sehen, als Birmingham zum Zentrum der Jugend-Krawalle wurde. "Davon ist nichts mehr zu spüren. Aber immer mehr Fans protestieren gegen die Eintrittspreise, die einen großen Teil ihrer Gehälter auffressen."

 

ÖFB-Team

Nach Österreich kommt Scharner am 22. Juni, zu seinem Aktionstag für Jugendliche in Purgstall. Und davor zum Nationalteam?

"Ich habe während meiner Verletzungen mehrmals mit Teamchef Koller telefoniert. Mit ihm stimmt der Weg sicher, und ich hoffe, dass ich weiterhin ein Thema für das Team bin. Ich will den totalen Willen für die WM-Qualifikation einbringen." Dass sich Scharner, wie vor dem Ende der Ära Constantini, im KURIER als Teamchef anbietet, muss der Schweizer nicht fürchten: "Das ist Vergangenheit."

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