Salzburgs Pleitiers haben wieder Saison
An einem Statement von Salzburg-Trainer Roger Schmidt nach der 0:1-Blamage im Hinspiel der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation in Düdelingen merkte man, dass er noch nicht lange in Salzburg arbeitet: "Dieses Gesicht der Mannschaft kannte ich bisher noch nicht", sagte der Deutsche.
Ungewöhnlich ist es nämlich eigentlich nicht, dieses Gesicht, das der österreichische Doublegewinner gegen Luxemburgs Meister zeigte. In der Ära
Red Bull ist dieses seit Jahren ein fixer Bestandteil jeder Saison. Es ist oft zu sehen, wenn der Gegner einer ist, gegen den die Salzburger aufgrund von Selbstüberschätzung glauben, im Vorbeigehen gewinnen zu können. Es ist aber auch oft zu sehen, wenn die Rahmenbedingungen provinziell sind. Beides traf offensichtlich auf Düdelingen zu.
Vorbilder
Man muss gar nicht sehr weit zurückblicken, um Spiele zu finden, bei denen die Leistung der Salzburger ähnlich war wie am Dienstag. Etwa im Juli 2011, das 0:0 zu Hause in der Europa-League-Qualifikation gegen Metalurgs aus Lettland. Oder das 0:3 in der Bundesliga im November 2011 in Mattersburg. Oder der 1:0-Glückssieg im Cup-Semifinale am 1. Mai beim abgeschlagenen Erste-Liga-Schlusslicht Hartberg.
Die sportlichen Leiter – Trainer
Schmidt und Sportchef Ralf Rangnick – stehen schon in der Kritik, bevor ihre Arbeit richtig begonnen hat. Für die inferiore Vorstellung in Düdelingen können sie wenig. Der Salzburger Kader wurde noch von Ex-Trainer Ricardo Moniz zusammengestellt.
Dessen Rücktritt am 12. Juni, zwei Tage vor Trainingsstart, hat die Öffentlichkeit und die Red-Bull-Geschäftsführung überrascht. Diese traf danach eine strategische Entscheidung, die nun zum Bumerang werden könnte.
Anstatt Moniz-Assistent Niko Kovac, der das Team und den Klub in- und auswendig kennt, zum Cheftrainer zu machen, wurden in einer sowieso viel zu kurzen Vorbereitung elf Trainingstage vergeudet, um eine sportliche Leitung zu suchen.
Pressing
Dass die Neuen dann auch noch eine andere Fußballphilosophie vertreten als Moniz, begünstigte die Pleite von
Düdelingen. Während für den Niederländer der Ballbesitz oberste Priorität hat, steht nun intensives Pressing und das schnelle Umschalten nach der Balleroberung im Mittelpunkt.
Schmidt und Rangnick mussten den Salzburger Kader erst kennenlernen. Deshalb bekamen Spieler wie Zarate oder Lindgren, der mit seinem Patzer das Tor ermöglicht hat, noch eine Chance, die eigentlich keine mehr verdient haben.
"Das Positive ist: Es war nur das Hinspiel", meinte Schmidt. Dass er von der Red-Bull-Geschäftsführung als Zielvorgabe die Champions-League-Qualifikation bekommen hat, erleichtert seine Arbeit nicht gerade. Der Erfolgsdruck ist groß.
Zeitdruck
Im Sinne einer nachhaltigen Aufbauarbeit wäre es für die Salzburger allerdings wohl besser, gegen Düdelingen auszuscheiden. Nur dies würde die Zeit bringen, die so ein Umbruch benötigt. Gelingt der Aufstieg, müssen die Salzburger hingegen von Spiel zu Spiel hetzen, hätten eine englische Woche nach der anderen.
Für intensive Trainingseinheiten würde da kein Platz bleiben, da die Regeneration zwischen den Spielen extrem wichtig ist. Ein dichter Terminkalender würde dazu die Integration neuer Spieler erschweren. Diese müssen aber nicht nur geholt werden, weil die Typen für den Fußball fehlen, den Schmidt und Rangnick spielen wollen, sondern auch, weil mit Dusan Svento ein absoluter Leistungsträger mit Kreuzbandriss und Seitenbandeinriss monatelang fehlen wird.
Für Österreichs Klub-Fußball hingegen könnte ein so frühes Ausscheiden des Doublegewinners fatal sein: In dieser Europacup-Saison geht es um einen Fixplatz in der Champions-League-Gruppenphase. Um im Rennen zu bleiben, sind Salzburger Erfolge nötig.
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