Salzburger Blamage ohne Konsequenzen
Wer nach dem Ausscheiden von Salzburg in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation gegen die Halbprofis von F91 Düdelingen das große Köpferollen erwartet hatte, der musste enttäuscht werden: So etwas gab es wegen eines sportlichen Misserfolges in der Ära Red Bull noch nie, und das wird es auch nie geben.
Auch auf das Engagement des Getränkekonzerns im Salzburger Fußball hat die Blamage keine Auswirkung. Eine diesbezügliche schriftliche Anfrage des KURIER an Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz wurde kurz und bündig mit "Nein" beantwortet.
Warum sollte Red Bull auch sein Engagement zurückschrauben? Mag sein, dass so eine Blamage keine Werbung ist, aber das Geschäft läuft trotzdem blendend – trotz aller Pleiten im Fußball der letzten Jahre.
Erst 2011 wurde mit 4,6 Milliarden verkaufter Red-Bull-Dosen ein neues Rekordergebnis erzielt. Das Geld zum Ausgeben ist deshalb da.
Das Marketing-Budget, aus dem der Salzburger Klub finanziert wird, beträgt mittlerweile weit über eine Milliarde Euro. Da fallen die 40 Millionen, die Österreichs Meister jährlich kostet, nicht ins Gewicht.
Auch in der Mannschaft ging am Mittwoch alles seinen normalen Weg. Vor dem Vormittagstraining gab es zwar eine längere Teamsitzung, aber das Training lief dann so ab wie nach jedem anderen Spiel auch. Die Spieler, die gegen Düdelingen ans Werk durften, radelten oder liefen aus. Der Rest übte mit dem Ball.
Nein
In der Sportlichen Leitung wird es wegen des Ausscheidens selbstverständlich auch keine personellen Veränderungen geben. Das stellte Dietrich Mateschitz gegenüber dem KURIER ebenfalls klipp und klar mit einem "Nein" auf eine diesbezügliche Anfrage fest.
Warum sollte es diese auch geben? In Salzburg wurde erst vor einem Monat der totale Neuanfang gestartet. Mit der Verpflichtung von Sportchef Ralf Rangnick (Vertrag bis 2015) und Trainer Roger Schmidt (Vertrag bis 2014) wurde ein neuer Weg beschritten. Dass auf diesem Stolpersteine liegen werden, war eigentlich klar.
Die beiden haben nun ohne Dreifachbelastung die Möglichkeit, den Kader, den noch Vorgänger Ricardo Moniz zusammengestellt hat, nach ihren Vorstellungen zu verändern. Dieser wird verjüngt werden.
Da der Kader verjüngt werden soll und das Angebot in Österreich überschaubar ist, werden Legionäre kommen, die Rangnicks Ansprüche entsprechen sollen. "Wenn es ein jüngerer Spieler ist, dann musst du überzeugt sein, dass, wenn du ihn entwickelst, einen Mehrwert erzielen kannst."
Neuzugang
Der erste Neuzugang steht schon so gut wie fest. Valon Berisha war am Dienstag gegen Düdelingen bereits in der Red-Bull-Arena. Der 19-jährige norwegische Teamspieler kommt von Viking Stavanger und kann im offensiven Mittelfeld auf allen drei Positionen eingesetzt werden.
Mit dem Ausscheiden aus dem Europacup dürfte sich ein anderer Transfer hingegen endgültig zerschlagen haben. Aus Hannover war gestern Nachmittag zu hören, dass für Didier Ya Konan ein Transfer nach Salzburg nun nicht in Frage kommen würde.
Der 28-Jährige war laut deutschen Boulevardmedien ein Wunschkandidat von Rangnick. Dass er für Ya Konan nicht die in dessen Vertrag festgeschriebenen acht Millionen Euro zahle, stellte Rangnick schon am Sonntag klar. Trotzdem war der Stürmer ein Thema geblieben, mit Hannover über eine Verringerung der Ablösesumme verhandelt worden.
Qualifikation: Der Salzburger Fluch
Historie
Zum bereits fünften Mal hat sich Salzburg in der Ära Red Bull in der Qualifikation aus der Champions League verabschiedet. Ein Rückblick auf Pleiten, Pech und Pannen ...
2006
Nach einem 1:0-Heimsieg leitete Verteidiger Vargas mit einem leichtsinnigen Dribbling das 0:1 beim FC Valencia ein. Die Spanier haben danach leichtes Spiel und siegen 3:0.
2007
Im Hinspiel gegen Schachtjor Donezk gewinnen die Salzburger zwar 1:0, lassen aber viele Chancen aus. Im Rückspiel setzt es trotz einer 1:0-Führung das Aus, auch weil Rene Aufhauser zwei folgenschwere Fehler unterlaufen.
2009
Schon im Heimspiel gegen Israels Meister Maccabi Haifa ist Salzburg chancenlos. Beim Tor zur 1:2-Heimpleite stellt sich Schiemer alles andere als geschickt an. Im Rückspiel wird eine Notelf vorgeführt – 0:3.
2010
Auch gegen Hapoel Tel Aviv leitet Schiemer eine Heimpleite ein – dieses Mal mit einem Elferfoul in der ersten Minute. Salzburg verliert 2:3 und scheidet nach einem 1:1 in Israel aus.
2012
Erstmals ist nicht erst im Play-off, sondern schon in der 2. Quali-Runde Schluss: Die Halbprofis aus Düdelingen nützen die vielen Fehler der Salzburger aus und kommen dank der Auswärtstorregel weiter.
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