Salzburg-Trainer Marco Rose: "Es geht immer um Leistung"

FUSSBALL: UNIQA ÖFB-CUP/VIERTELFINALE: FC RED BULL SALZBURG - SK AUSTRIA KLAGENFURT
Viele Leistungsträger werden den Meister verlassen, aber nur so kann der Ruf als Talenteschmiede gewahrt werden.

Es ist nicht einmal noch zwei Jahre her, da hat Jonatan Soriano Salzburg Richtung China verlassen. Als der treffsicherste Stürmer der fast 14-jährigen Red-Bull-Ära (172 Tore in 202 Spielen) ging, war von einigen Experten gar das Ende der Salzburger Dominanz prophezeit worden. Heute ist der Spanier maximal nur mehr ein Randthema. Seine Nachfolger sorgen für Schlagzeilen. Denn an der Salzburger Überlegenheit hat sich nichts geändert. Ganz im Gegenteil: Österreichs Serienmeister ist auch in Europa längst zu einer Marke geworden – dank des Einzugs in das Europa-League-Semifinale 2018.

 

Der Umbruch rund um die Saison 2016’/17 – neben Soriano hatten auch weitere Leistungsträger wie Naby Keita, Bernardo, Dayot Upamecano, Konrad Laimer, Valentino Lazaro und Christian Schwegler Salzburg verlassen – ist also gelungen.

So ein Umbruch steht nun wieder bevor. Amadou Haidara ist schon nach Leipzig gewechselt, Hannes Wolf folgt im Sommer, in dem es Torjäger Mounas Dabbur zum FC Sevilla zieht. Und es werden noch weitere Stammkräfte folgen. Salzburg benötigt aber auch Platz in der Mannschaft – für neue Talente, die einerseits schon im Kader stehen oder andererseits noch beim Farmteam Liefering aufgebaut werden. Und die können ihren Marktwert nur erhöhen, wenn sie regelmäßig zum Einsatz kommen.

Einnahmequelle

Die Einnahmen aus Spielerverkäufen sind längst eine, wenn nicht mittlerweile die wichtigste Finanzierungssäule des Klubs geworden. Fast 130 Millionen Euro wurden seit Jänner 2017 lukriert. Und in diesem Sommer werden weitere dazukommen. Salzburg hat sich weltweit einen Ruf als ein Verein erarbeitet, bei dem junge Spieler auf hohem Niveau, also auch in europäischen Bewerben, ihre Chance bekommen. Und dies lockt Talente nach Österreich, die auch zu den ganz großen Klubs in Europa wechseln hätten können. Aktuellstes Beispiel: Erling Braut Haaland. Den 18-jährigen Stürmer aus Norwegen hatten praktisch alle Großklubs aus der Premier League auf dem Zettel. Entschieden hat er sich aber trotzdem für Salzburgs Angebot, um den nächsten Karriereschritt zu machen.

Im Herbst hatten es neue Talente in Salzburg schwer. Trainer Marco Rose setzte meist auf jene Spieler, mit denen er schon in der Saison davor große Erfolge gefeiert hatte. Rotiert wurde weit weniger als etwa unter seinem Vorgänger Óscar García. Enock Mwepu kam mit 17 (darunter vielen Kurz-)Einsätzen noch am öftesten dran. Patson Daka (13 Spiele) und Dominik Szoboszlai (6) spielten seltener. Diese drei Spieler gehören aber zu jenen, die jene Löcher schließen sollen, die die Abgänge aufreißen werden. Vielleicht schon im Frühjahr, aber spätestens dann im Herbst, werden sie beweisen müssen, dass auch sie die Qualität haben, um die Salzburger Dominanz zu prolongieren.

FUSSBALL UEFA CHAMPIONS LEAGUE QUALIFIKATION 3. RUNDE: ABREISE FC SALZBURG NACH SKOPJE

KURIER: Im Herbst gab es für Salzburg in 31 Pflichtspielen keine einzige Niederlage. Was können Sie da noch verbessern?
Marco Rose: Es gibt auf jeden Fall Dinge, in denen wir besser werden können und wollen. Aber es geht auch darum, nach so einer Serie das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass das keine Selbstverständlichkeit war und ist. Man darf nicht davon ausgehen, dass es immer so weiter geht. Genauso wie wir diese positive Serie für uns richtig eingeordnet haben und nicht mehr daraus gemacht haben, als es tatsächlich ist, ordnen wir Dinge sachlich ein, die nicht in unsere Richtung laufen. Dann werden wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen und daran arbeiten, eine gute und konstante Saison zu spielen.

Was kann man konkret verbessern? Vielleicht das Defensivverhalten bei hohen Bällen?
Zum Beispiel. Wir haben die Gegentore analysiert. Aus welchen Situationen sind die entstanden? Zu welchen Zeitpunkten haben wir die Tore bekommen? Wir wissen alle, dass wir in der Hinrunde ein-, zweimal eine komfortable Führung verspielt haben. Wie können wir ein Ergebnis besser nach Hause bringen oder das Ergebnis noch komfortabler gestalten? Wie halten wir die Spannung hoch? Inhaltlich können wir uns sicher weiterentwickeln, und auch, was die mentale Ebene betrifft.

Wie sind Sie mit der Entwicklung der Spieler aus der zweiten Reihe zufrieden?
Sehr. Fakt ist, dass wir bei Red Bull Salzburg extrem hohe Ansprüche haben. Wenn du hier her kommst, dann musst du dir bewusst sein, dass du es mit Konkurrenz in hoher individueller Qualität zu tun hast. Der musst du dich stellen. Ich finde, das bekommen die Spieler zumeist gut hin. Und das ist auch sehr wichtig, weil wir wissen, dass es im Sommer wahrscheinlich einen größeren Umbruch geben wird. Deshalb müssen wir bereit sein.

Zählt kurzfristiger Erfolg mehr als die langfristige Entwicklung des Klubs?
Kurzfristiger Erfolg zählt nicht mehr, aber Fakt ist, dass man daran gemessen wird. Wenn wir keine Titel holen oder aus dem Europacup früh ausscheiden, kann man das natürlich gerne so verkaufen: Es zählt die langfristige Entwicklung, wir sind noch nicht so weit. Aber das nimmt uns wohl keiner ab, denn jeder erwartet von uns auch kurzfristig Erfolge. Wir müssen versuchen, beidem gerecht zu werden. Wir hatten Erfolg und haben Spieler wie Amadou Haidara, Diadie Samassékou  oder Hannes Wolf weiterentwickelt.

Kann man davon ausgehen, dass Patson Daka, Dominik Szoboszlai und Enock Mwepu in der Frühjahrssaison doch öfters spielen werden als noch in der  Herbstmeisterschaft? Brauchen Sie nicht auch viel mehr Einsatzminuten bei Salzburg, damit sie sich wirklich weiterentwickeln können?
Warum sollten sie nicht mehr spielen? Es geht ja auch nicht darum, dass wir den Jungs diese Einsatzminuten nicht zutrauen. Es geht einfach um die Konkurrenzsituation. Die ist bei uns unglaublich groß. Wenn die Jungs es schaffen, mit diesen Widerständen umzugehen, sich trotzdem durchsetzen, dann haben sie das Ziel erreicht. Auch Samassékou und Haidara haben zunächst nicht immer gespielt, aber sie haben sich durchgesetzt. Natürlich wollen wir die Jungen forcieren. Aber es wird ihnen trotzdem nichts geschenkt. Es geht immer um Leistung. Wer die bringt, wird sicher auch bei uns den nächsten Schritt machen.
 

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