Salzburg sucht nach perfekter Ausrede
Es war klar, dass der Ausfall von Stürmer Alan irgendwann als Erklärung für die Salzburger Negativserie herhalten wird müssen. Am Samstag war es nach dem 1:1 gegen Ried, dem fünften Remis im siebenten Bundesliga-Heimspiel, soweit. "Für mich ist alles einfach zu erklären mit dem Moment, wo Alan weg war", sagte Ricardo Moniz nach dem fünften sieglosen Liga-Spiel in Serie.
Keine Frage, den Ausfall eines Spielers mit der Klasse des brasilianischen Torjägers kann keine Mannschaft so einfach wegstecken. Als alleinige Erklärung für die Salzburger Talfahrt wirkt Alans Verletzungspech trotzdem wie eine mehr als willkommene Ausrede.
Der Vergleich der Bundesliga-Spiele Salzburgs mit und ohne Alan, der sich Ende August in letzter Minute im Spiel gegen Rapid einen Kreuzbandriss zugezogen hat, gibt Moniz nur vordergründig recht. Mit dem 22-Jährigen gewann Salzburg drei der fünf Partien, verlor keine einzige. Ohne ihn ist die Bilanz mit zwei Siegen bei drei Niederlagen in acht Spielen hingegen negativ.
Statistik
Der Vergleich der Tore und Gegentore in diesen Spielen lässt zumindest Zweifel an Moniz' Theorie aufkommen. Mit Alan erzielte Salzburg sechs Tore in fünf Spielen (im Schnitt 1,2 Tore pro Spiel), kassierte in diesen nur ein Tor (ø 0,2). Ohne Alan wurden aber sowohl mehr Treffer erzielt (ø 1,6) als auch kassiert (ø 1,4). Der Salzburger Sturm ist also ohne den Brasilianer erfolgreicher, dafür ist die Abwehr aber anfälliger geworden.
"Wahrscheinlich werden nicht alle für unsere Situation Verständnis haben. Aber um von solcher Stimmungsmacherei oder Unintelligenz unabhängig zu sein, muss jede Position doppelt qualitativ gleich gut besetzt sein", erklärt der Niederländer.
Da darf aber die Frage erlaubt sein, warum Moniz im Sommer nicht für diese Ausgeglichenheit in seinem Kader gesorgt hat?
Salzburg war auf dem Transfermarkt übrigens aktiver als angekündigt. Eigentlich wollte Moniz nur drei bis vier herausragende Spieler holen, gekommen sind acht Neuzugänge.
Eine erste, natürlich sehr frühe Bilanz, ist wenig positiv. Nur Leonardo ist bis jetzt eine Verstärkung. Der Rest fällt bestenfalls in die Kategorie Kaderergänzungen.
Dass auch Moniz mit seinen Neuzugängen nicht bedingungslos zufrieden ist, beweist die Aufstellung gegen Ried. Von den Neuen schaffte es nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Leonardo nur Stefan Maierhofer in die Startelf.
Jefferson, Alex und Chema Anton waren nicht im Kader. Luigi Bruins, Petri Pasanen und Rasmus Lindgren saßen trotz dreier weiterer Verletzter (Douglas, Mendes, Leitgeb) zu Beginn nur auf Bank.
Zuschauer
Lindgren steht mittlerweile scheinbar auf dem Abstellgleis. Auf der Position des Ex-Ajax-Spielers im defensiven Mittelfeld begann gegen Ried Verteidiger Franz Schiemer. Als dieser wegen einer Zerrung zur Pause in der Kabine bleiben musste, brachte Moniz Pasanen. Der Finne löste Ibrahim Sekagya in der Verteidigung ab, der Schiemer im Mittelfeld ersetzte. Dem Schweden blieb nur die Zuschauerrolle.
Trotz der Negativserie steht Salzburgs Trainer nicht unter Erfolgsdruck. Noch sind alle seine Ziele (Aufstieg in der Europa- League, Meistertitel, Cupsieg) erreichbar.
Ein Trainerwechsel ist sowieso kein Thema. Das Standing von Moniz bei Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz soll ähnlich gut sein wie jenes von Pierre Page. Der Trainer des Salzburger Eishockey-Klubs darf seit Jahren schalten und walten wie er will - befreit von jeglichem Erfolgszwang.
Moniz selbst spielt jedenfalls auf Zeit. Irgendwann werden die Verletzten ja wieder dabei sein. Leonardo, Leitgeb, Mendes und Douglas werden noch im Herbst spielen, nur Alan wird das diese Saison wohl nicht mehr können.
Aber gerade für ihn gibt es wirklich keinen gleichwertigen Ersatz im Salzburger Kader. Roman Wallner und Stefan Maierhofer sind andere Stürmertypen - anders als etwa der Spanier Jonathan Soriano. Mit dem Torjäger von FC Barcelona B waren sich die Salzburger im Sommer einig. Ihn wollte Moniz aber nicht, weil er mit Alan einen zu ähnlichen Spielertypen in seinem Kader hat.
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