Roter Stern Belgrad: Ein Stern, der längst verglüht ist

Meilenstein: Die beste Mannschaft Jugoslawiens bejubelte 1991 in Bari den Triumph im Europapokal der Landesmeister.
Salzburgs Play-off-Gegner kann auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken.

Auf Red Bull Salzburg wartet noch eine Hürde auf dem Weg in die Gruppenphase der Champions League: Serbiens Meister Roter Stern Belgrad. Am Dienstag findet das Hinspiel statt (21 Uhr/ live in DAZN) – in einem leeren Marakana, wie das 55.538 Zuschauer fassende Stadion Rajko Mitic traditionell genannt wird.

Die Roter-Stern-Fans waren wieder einmal negativ aufgefallen. Im Heimspiel der Champions-League-Qualifikation gegen FK Suduva aus Litauen hatte es rassistische Sprechchöre gegeben. Die UEFA verhängte eine harte Strafe. Die Serben müssen 72.000 Euro zahlen und zwei Europacup-Spiele ohne Fanunterstützung austragen.

Salzburg trifft im Play-off auf einen Klub, der zu den großen Nummern in Europa gehört, auch wenn die großen Zeiten freilich schon mehr als ein Vierteljahrhundert her sind.

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Schüsselerlebnis: Das Marakana-Stadion von Belgrad 

Der Rekordmeister

Gegründet wurde Roter Stern erst 1945 vom „Vereinigten Bund der antifaschistischen Jugend Serbiens“. Erfolge stellten sich schnell ein. 1951 wurde der erste Meistertitel geholt, auf den 18 weitere bis zum Zusammenbruch Jugoslawiens folgten. Im Europacup war der Klub ebenfalls erfolgreich. 1957 stand man erstmals im Meistercup-Semifinale (gegen Fiorentina), 1971 zum zweiten Mal (gegen Panathinaikos).

Vier Jahre später kam Roter Stern unter die besten vier Teams im Cup der Cupsieger, scheiterte an Ferencvaros Budapest. 1979 war dann Mönchengladbach im UEFA-Cup-Finale zu stark.

All diese Erfolge wurden in der Saison 1990/’91 übertroffen. Ein Fünf-Jahres-Plan, den die Roter-Stern-Funktionäre 1987 initiiert hatten, wurde perfekt umgesetzt, das Ziel, den Meistercup mit einem „Dream Team“ der besten Spielern Jugoslawiens zu gewinnen, wurde schon im vierten Jahr erreicht.

Roter Stern Belgrad: Ein Stern, der längst verglüht ist

Darko Pancev, Robert Prosinecki, Vladimir Jugovic, Sinisa Mihajlovic und Dejan Savicevic spielten alle zusammen in einer Elf – verstärkt mit dem rumänischen Abwehrchef Miodrag Belodedici, der bereits 1986 mit Steaua Bukarest den Meistercup gewonnen hatte.

Grasshopper Zürich, Glasgow Rangers, Dynamo Dresden und Bayern München wurden auf dem Weg ins Finale ausgeschaltet. In diesem wartete in Bari Olympique Marseille mit Ex-Roter-Stern-Star Dragan Stojkovic.

Das Finale ging zwar nicht als Klassiker in die Geschichte ein, aber spannend war es nach 120 torlosen Minuten jedenfalls. Im Elfmeterschießen trafen alle fünf Roter-Stern-Spieler, während Keeper Stevan Stojanovic schon den ersten Marseille-Versuch von Manuel Amoros abwehren hatte können.

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Torgarant: Dejan Savicevic geigte auch bei Rapid auf.

Trainer Ljupko Petrovic hatte mit Roter Stern zum ersten und wohl letzten Mal eine Mannschaft vom Balkan zum wichtigsten Klubbewerb der Welt gefühlt. Der Erfolgscoach hat auch in Österreich Berühmtheit erlangt, obwohl er beim GAK 1996 nur ein paar Wochen gearbeitet hatte. Petrovic wurde gekündigt, weil er nach einem UEFA-Cup-Spiel in Ekeren (1:3) seinen ausgeschlossenen Landsmann Boban Dmitrovic abgewatscht hatte.

Nicht nur der Erfolgscoach hatte Roter Stern kurz nach dem Triumph verlassen, sondern auch alle Stars gingen in den folgenden Jahren ins Ausland. Viele von ihnen machten große Karrieren in Europas Topligen.

Jugoslawiens Rekordmeister konnte nach der Teilung des Landes nicht mehr an alte Erfolge anschließen. Zwar waren viele gute Spieler beim Klub, doch die konnten nie lange gehalten werden. Dejan Stankovic, Darko Kovacevic oder Nemanja Vidic machten ähnliche Karrieren wie viele Meistercup-Sieger von 1991.

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Berüchtigt: Die Anhänger des serbischen Rekordmeisters

Der Rückfall

Roter Stern verpasste den Anschluss – auch in der Heimat. Lokalrivale Partizan holte seit 1993 16 Titel, Roter Stern nur neun, aber immerhin drei in den vergangenen fünf Saisonen.

Auch in Europa ist der Klub weit entfernt vom alten Glanz. Seit der Umbenennung in Champions League ein Jahr nach dem Triumph war man nie in der Gruppenphase. Sechs Mal scheiterte der Klub in der Qualifikation. Damit hat man einiges gemeinsam mit den Salzburgern, die in der Ära Red Bull gleich zehn Mal ausgeschieden sind.

Mit Zuversicht ins Play-Off

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