Von Stefan Raab bis Rangnick: Das ist der neue Rapid-Trainer Robert Klauß
Klauß präsentierte sich souverän, ist erst 38 Jahre, hat aber viel erlebt: Er verlor gegen Stefan Raab, hatte perfekte Noten und zwei berühmte Lehrmeister.
So wie bei „Schlag den Raab“ sollte es nicht laufen: Robert Klauß, damaliger Jungtrainer im Nachwuchs von RB Leipzig, qualifizierte sich im September 2015 als Konkurrent von Stefan Raab für die populäre TV-Show des Entertainers auf Pro7.
Klauß startete bei der Mischung aus Geschicklichkeits- und Wissensspielen stark, erlitt dann beim Kampf um 500.000 Euro Siegprämie aber eine Niederlage nach der anderen. Stefan Raab setzte sich mit 73:18 Punkten eindeutig durch.
Beim Rapid-Casting für die Nachfolge von Zoran Barisic war Robert Klauß wie vom KURIER berichtet von Anfang an vorne dabei.
Nachdem es zwischen den Wienern und Enrico Maaßen (Ex-Augsburg) keine Einigung gab, war der Weg für den 38-jährigen Ostdeutschen frei.
Es ist eine mutige Wahl für einen mutigen Trainer, der sich bei seiner Präsentation Montagabend souverän, offen und rhetorisch wie erwartet stark vorstellte.
Der neue Chefcoach unterschrieb einen Vertrag bis Sommer 2026 und wird einen Landsmann als Co mitnehmen. Stefan Kulovits wird zweiter Assistent, Nachwuchscoach Jürgen Kerber übernimmt Rapid II.
„Vergangenen Montag gab es das erste Gespräch und ich war sofort begeistert“, sagt Sportdirektor Markus Katzer über den ersten von ihm ausgewählten Cheftrainer.
Noch vor der Präsentation von Klauß in Hütteldorf sagte DFB-Teamchef Julian Nagelsmann bei der Länderspiel-PK: „Robert ist ein Trainer, der im Red-Bull-Kosmos groß geworden ist und diese Idee sicherlich bei Rapid hineinbringen wird. Er ist mutig und probiert Dinge aus.“
Am Dienstag, ab 14.30 Uhr, erstmals im Training für das Debüt am Sonntag gegen BW Linz.
Noch während seiner Zeit als Stürmer im Amateurfußball hatte die Trainerkarriere von Klauß bei RB Leipzig begonnen. Über den Nachwuchs (mit einem gewissen Nicolas Kühn als Top-Talent) ging es hinauf, als Co-Trainer unter Ralf Rangnick (52 Spiele) und Nagelsmann (45).
2018 war der Jungvater Jahrgangsbester im DFB-Fußballlehrer-Lehrgang (Notenschnitt 1,0). „Das kann man als Beschreibung auch weglassen“, sagte er uneitel. Aber es half, um Nürnberg-Trainer zu werden.
Beim Traditionsverein kam es zur Zusammenarbeit mit zwei Ex-Rapidlern: Ersatztormann Andreas Lukse und Videoanalyst Maurizio Zoccola. Nach 28 Monaten und einem Punkteschnitt von 1,35 war im Oktober 2022 beim Zweitligisten Schluss.
Ein System-Mix
Klauß beschreibt seinen Stil als „guten Mix aus Ballbesitz und Tempoangriffen“. Er wolle sich jedenfalls nicht auf die RB-typischen Umschaltmomente verlassen. Beim System wird auf eine Viererkette aufgebaut. Nürnberg spielte meist mit zwei Stürmern.
Guter Start
In Hütteldorf präsentiert sich Klauß offen, gut vorbereitet und etwas gar bemüht, seine Red-Bull-Vergangenheit kleinzureden: „Ich weiß, das ist ein Reizthema und verstehe, dass nicht alles aus dem Red-Bull-Kosmos gutgeheißen wird. Ich bin auch schon dreieinhalb Jahre weg. Bei mir steckt inhaltlich und menschlich mehr dahinter als ’ein reiner RB-Trainer’.“
Der dritte Deutsche im Westen Wiens ist jedenfalls anders als seine Vorgänger Matthäus und Büskens. Klauß gilt in der Szene als Taktik-Experte. „Ich schaue auf Daten, besonders auf die Statistiken, die wichtig sind für unsere Art, das Spiel zu lesen.“
Aufsehen erregte eine PK, als ein Journalist meinte, er hätte keinen Plan erkennen können. Klauß antwortete mit einer genauen Taktik-Analyse und vielen Fachwörtern: „Der Plan war da, die Umsetzung hat aber nicht gepasst.“ Erwähnt wurde etwa der „asymmetrische Linksverteidiger“ in einem 3-4-3-Aufbau.
Das klingt komplex, ist aber exakt das, was Rapid in den vergangenen Wochen auf der rechten Seite mit dem einrückenden Verteidiger Kasanwirjo versucht hat – nur hätte es Barisic nie so beschrieben.
"Kleine Veränderungen"
Klauß hat auch deswegen zugesagt, „weil es eine intakte Mannschaft gibt, man kann auf vielem aufbauen.“
Er versichert: „Ich will nichts über den Haufen werfen. Bis Winter gibt es ohnehin nur kleine Veränderungen. Dann zwei, drei Adaptionen.“ Ohne großen Kaderumbau: „Ich bin keiner, der Verstärkungen fordert.“
Image-Frage
Klauß weiß um sein in Deutschland verbreitetes Image als „Schlaumeier“: „Auch wir als junge Trainer müssen da uneitel sein und nicht denken, dass wir den Fußball neu erfinden.“ Bei Rapid ist vorerst nichts zu erfinden. Es müssen „nur“ aus den vielen Chancen auch genügend Punkte werden.
In Hütteldorf startete Klauß am ersten Arbeitstag öffentlich als unkomplizierter Trainer, der mit seiner Expertise helfen will.
Das wichtigste Ziel dafür: „Mehr Konsequenz. Beim Toreschießen und beim Verteidigen auf verschiedenen Höhen.“
(kurier.at, AHu)
|
Aktualisiert am 20.11.2023, 20:40
Kommentare