Richard Strebinger: Der Acht-Millionen-Mann
Es geht um den größten Erfolg für Rapid seit 2015: Mit einem Punkt gegen die Rangers würden die Hütteldorfer in der Europa League überwintern. Teamtormann Richard Strebinger soll die Null am Donnerstag festhalten. Zu erzählen hat der 25-Jährige im KURIER-Interview einiges, etwa über seine Millionenklausel, die mit Fredy Bickel vereinbart wurde. Der Sportdirektor folgt dem Wunsch von Präsident Krammer und verlängert bis 2021. Bei der Amtsübergabe an Krammers Nachfolger in einem Jahr gibt es aber eine beiderseitige Ausstiegsklausel.
Ob Richard Strebinger dann noch in Hütteldorf sein wird?
KURIER: Welche Bedeutung hätte der Aufstieg gegen die Rangers für Sie?
Richard Strebinger: Eine sehr große. Für alle Klubs in Österreich außer Salzburg ist es nicht alltäglich, im Europacup zu überwintern. Auch wenn wir das 2015 geschafft haben, wäre es etwas ganz Besonderes für alle bei Rapid.
Nur drei Tage später wartet das Derby. Haben Sie Ihren Optimismus für den Sprung in die Top 6 behalten?
Es muss für alle klar sein, dass wir es schaffen können und auch schaffen werden. Es liegt nur an uns. Wir sind stark genug, um noch in die Top 6 der Tabelle zu kommen.
Richard Strebinger wurde 2018 zu einem der Wortführer in der Mannschaft, forderte „elf Männer auf dem Platz“ oder zuletzt Investitionen des Vereins in einen besseren Rasen.
Der Niederösterreicher nimmt die Vorderleute aber auch in Schutz: „Ich versuche, meine positive Energie auf sie zu übertragen. Ich habe es aber auch leichter, zu glänzen. Für einen Feldspieler ist das bei Niederlagen viel schwieriger.“
Wenn Schwab und Dibon fehlen, sind Sie der Kapitän. Was verbinden Sie mit diesem Amt?
Das Wichtigste ist die Leistung. Nur reden, aber nicht gut spielen, bringt nichts. Ich möchte auch etwas über Stefan Schwab sagen.
Bitte darum.
Es macht mich stolz, wenn ich der Rapid-Kapitän sein darf. Aber Schwabi macht das super, er organisiert immer wieder Treffen für die Mannschaft. Er überlegt, wie wir noch besser zueinanderfinden können. Er ist auch in der Trainingsarbeit ein vorbildlicher Kapitän.
Wenn die Mannschaft gemeinsam essen geht, ernährt sich Strebinger vegan oder zumindest vegetarisch. „Früher hab’ ich viel und gerne Fleisch gegessen.“ Der 25-Jährige erkannte im Sommer, dass er nach Grillabenden, zu Hause am Wiener Stadtrand, auffällig schlapp wurde und stellte seine Ernährung um.
Welche Veränderungen bemerken Sie durch die fleischlose Ernährung?
Früher hatte ich Probleme, wenn ich in der Halbzeit-Pause runtergefahren bin, danach auf Betriebstemperatur zu kommen ...
... das wirkt bei Rapid oft bei der ganzen Mannschaft so ...
... dieses Problem haben ganz viele Mannschaften. Ich kann seit der Umstellung sofort wieder auf 100 Prozent Konzentration schalten. Ich bespreche das auch mit Ernährungsberatern, unseren Fitnesstrainern und lese zu diesem Thema Buch um Buch.
Sie haben früher betont, wie sehr Ihnen Mentaltraining geholfen hat. Wird neben diesem Thema auch die Ernährung im Fußball unterschätzt?
Es gibt neben dem Training drei wichtige Dinge: Schlafen, Essen, Trinken. Besonders wenn die Belastung hoch ist, kann Professionalität in diesem Bereich viel ausmachen. Ich regeneriere schneller und kann deshalb etwas härter arbeiten.
Ihre Leistung ist als Vater explodiert. Könnten auch Ihre kleinen Kinder einen Anteil am Hoch haben?
Auf alle Fälle. Meine Frau und meine zwei Kinder machen sicher zu 95 Prozent meinen Erfolg aus. Ohne Unterstützung meiner Frau, die mit den Kindern oft allein ist, würde es nicht gehen. Die Kinder helfen mir, total runterzukommen, um danach wieder auf 100 zu sein. Sonst wäre ich immer auf einem 80-Prozent-Level unterwegs.
Die anhaltende Hochform weckt Begehrlichkeiten. Fredy Bickel kündigte an, dass Strebinger „nicht ewig gehalten werden könnte“. Der Sportdirektor rechnet aber fix damit, dass der Teamtorhüter zumindest bis zum Sommer bleibt: „Das Interesse ist groß, aber die Gespräche mit Strebi und seinem Berater sind so ehrlich, dass wir fix davon ausgehen können, zumindest diese Saison mit ihm fertigzuspielen.“
Bei der letzten Vertragsverlängerung bis Sommer 2022 wurde eine Klausel eingebaut, die ganz bewusst Rekorde brechen würde. Genaue Zahlen sind bei Rapid nicht zu hören, die 7,5 Millionen Ablöse für Maximilian Wöber würden allerdings überboten werden. Die Klausel liegt bei rund acht Millionen Euro.
Haben Sie schon daran gedacht, als neuer Max Wöber zum Rekordtransfer bei Rapid zu werden?
(lacht) Eigentlich ist es unglaublich, welche Summen im Fußball bezahlt werden. Ich kann versichern: Das Geld wird nicht das Entscheidende sein. Ich wüsste derzeit gar nicht, was ich mit mehr Gehalt machen würde. Falls das Interesse konkret wird, muss für alle alles passen.
Was meinen Sie damit genau?
Ich habe bei Rapid verlängert, weil ich mich bei diesem unglaublich tollen Verein sehr wohlfühle. Es müsste im Ausland auch für meine Familie passen, sonst leidet meine Leistung. Ich verspreche: Egal, ob ich noch ein Jahr oder 15 bei Rapid bleibe, werde ich jeden einzelnen Tag mein Maximum geben.
Bleiben die Ligen in Deutschland und England Ihre Traumziele?
Ja, mit meiner Statur passt das dort am besten. In England gibt es extrem viele Tormann-Szenen, in Deutschland ist das Niveau in diesem Bereich sehr hoch.
Wie denkt Ihr Berater?
Stefan Brasas war früher selbst Tormann, auch bei Werder Bremen. Wir telefonieren mehrmals pro Woche – derzeit reden wir nur über Fußball, nicht über interessierte Klubs. Er ist mehr Berater als Manager, hat unglaublich viel Energie und baut mich auf, wenn es mir schlecht geht. Er, Tormanntrainer Helge Payer, mein Vater und meine Frau sind die vier Menschen, die ich um Rat frage.
Ihr Vater ist doch Anwalt, oder?
Ja, aber Tormänner neigen dazu, betriebsblind zu werden. Nach seinen Vorschlägen oder von meiner Frau denke ich mir manchmal: „So ein Blödsinn.“ Aber wenn ich länger nachdenke, haben sie oft recht.
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