Red Bull Salzburg: Projekt auf wackligen Beinen

Red Bull Salzburg: Projekt auf wackligen Beinen
Europacup: Red-Bull-Boss Mateschitz legt den Fokus auf Leipzig, um international konkurrenzfähig zu sein. Doch das sorgt für Probleme.

Salzburg könnte heute Europacup-Geschichte schreiben: Erst drei Mal ist es gelungen, einen Vier-Tore-Rückstand aufzuholen. Leixões (1961 gegen La Chaux-de-Fonds), Partizan Belgrad (1984 gegen die Queens Park Rangers) und Real Madrid (1985 gegen Gladbach) schafften dies allerdings jeweils in Heimspielen. Die Salzburger müssen heute auswärts in Charkiw ein 0:4 wettmachen.

Wunder gibt es zwar auch im Fußball. Aber läuft alles normal, dann ist das Rückspiel in der Runde der letzten 32 der Europa League der letzte internationale Auftritt in dieser Saison. Die Partie in der Ukraine wird aber mit Sicherheit nicht die letzte in einem europäischen Bewerb sein, auch wenn Salzburg in den Plänen von Dietrich Mateschitz nicht mehr jene Rolle spielen wird, wie bisher.

Der Red-Bull-Boss wiederholte in der Kleinen Zeitung, was er schon öfters angekündigt hatte: "Unsere Fußball-Zukunft ist nicht mehr auf Österreich fokussiert. Aus Österreich heraus regelmäßig in der Champions League zu spielen, das geht nicht."

Träumereien

Red Bull Salzburg: Projekt auf wackligen Beinen

Mateschitz will sich mit RB Leipzig den Traum Champions League erfüllen. Ob man Europas Eliteliga bei der Konkurrenz in Deutschland leichter erreichen kann als über die österreichische Liga, deren Meister möglicherweise bald einen Champions-League-Fixplatz hat, ist fraglich.

Fix ist jedenfalls, dass Red Bull nicht mit zwei Klubs am Europacup teilnehmen darf. Es gibt klare Regeln der UEFA, die das verhindern, um die sportliche Integrität der Wettbewerbe zu wahren. Deshalb musste etwa Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch seine Anteile an ZSKA Moskau verkaufen.

Das bedeutet aber nicht, dass Salzburg auf jedem Fall nicht mehr im Europacup teilnehmen dürfte, sollte auch Leipzig startberechtigt und gemeldet sein. Welcher Red-Bull-Klub dann mitspielen dürfte, dies regelt die UEFA. Entscheidend sind laut den Europacup-Statuten drei Kriterien in folgender Reihenfolge:

1. Die Wertigkeit des Bewerbes Sollte sich Salzburg etwa für die Champions League und Leipzig für die Europa League qualifizieren, dann wäre nur Salzburg spielberechtigt.
2. Die Platzierung in der nationalen Meisterschaft Sollte Salzburg Meister werden, Leipzig nur Vizemeister, dann dürfte nur Salzburg an der Champions League teilnehmen.
3. Die Platzierung in der UEFA-Klubrangliste In dieser ist Salzburg 68., Leipzig wäre mangels Europacup-Teilnahmen aufgrund des Koeffizienten von Deutschland derzeit mit dem 115. (FC Sochaux) gleichgestellt.

Natürlich würden sich Mittel und Wege finden lassen, um diese Regeln zu umgehen: Red Bull könnte Salzburg etwa nicht mehr für den Europacup melden. Doch dann könnte es sein, dass Österreichs Meister als einziger Europas freiwillig auf die Champions League verzichtet.
Oder Red Bull könnte in Salzburg nur mehr als Sponsor auftreten – doch Mateschitz will einen Klub nicht nur finanziell unterstützen, sondern diesen auch leiten.
Oder Red Bull könnte anordnen, dass Salzburg in Österreich nicht besser platziert sein darf als Leipzig in Deutschland. Doch dann würde der sportliche Wettbewerb ad absurdum geführt werden.
Oder in Salzburg könnten nur mehr Talente spielen. Doch das muss nicht bedeuten, dass man in Österreich nicht ganz oben steht.

Noch sind das alles Spekulationen, denn erst muss RB Leipzig den Durchmarsch von der vierten in die erste Liga schaffen. Das ist noch ein sehr weiter Weg – und das nicht nur sportlich.

Lizenzprobleme

Der erst 2009 gegründete Klub entspricht mit seiner Eigentümerstruktur nicht den deutschen Liga-Kriterien. Deshalb laufen schon länger intensive Gespräche mit den DFB-Gremien, damit der Klub überhaupt eine Bundesliga-Lizenz erhalten kann.

RB Leipzig könnte sich allerfrühestens 2015 für die Champions League qualifizieren. Zumindest so lange darf man also noch in Salzburg auf jeden Fall von einer Teilnahme an der stärksten Liga der Welt träumen.

 

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