Salzburg: Warum Letsch schon vor dem Hit gegen Porto wackelt

Salzburg-Trainer Thomas Letsch
Nur ein Punkt aus den letzten drei Spielen gegen Sturm Graz, den WAC und Blau-Weiß Linz. Als Tabellen-Fünfter schon sechs Zähler Rückstand auf Leader Rapid. Dazu den Europa-League-Auftakt gegen den portugiesischen Tabellenführer FC Porto (heuer sechs Siege aus sechs Spielen) am Donnerstag vor der Brust. Bei Salzburg herrscht Alarmstufe Rot. Sollte man jedenfalls meinen. Das sehen jedoch nicht alle so. „Die Gesamtheit ist nicht gut, aber auch nicht alarmierend“, befindet Trainer Thomas Letsch.
Fakt ist: Salzburg ist vor einem Jahr in eine Krise geschlittert, aus der man noch immer nicht herausgefunden hat. Die Protagonisten einer langen Talfahrt:
Der Trainer
Nachdem unter Pep Lijnders im Herbst 2024 so ziemlich alles schiefgegangen ist, was schiefgehen kann, übernahm mit Jahresbeginn Thomas Letsch das Kommando. Waren seine ersten beiden Auftritte in der Champions League gegen Real (1:5) und Atletico (1:4) noch verkraftbar, tat das Cup-Aus gegen den LASK schon mehr weh. Auch in der Liga war der Start holprig, doch konnte man sich am Ende doch noch Platz zwei holen.
Die Leistungen in der aktuellen Saison waren bislang großteils enttäuschend. Von der erhofften Weiterentwicklung unter Letsch ist aktuell nichts zu sehen. Seine Personal-Entscheidungen dürfen hinterfragt werden. So ließ er zuletzt etwa den formstarken Jungstar Kerim Alajbegovic auf der Bank – für viele unverständlich.
Ja, Letsch hat einiges an Altlasten seines Vorgängers übernommen. Doch das darf jetzt keine Ausrede mehr sein. Sahen im Deutschen zunächst noch viele den Retter, der die Salzburger aus der Krise führen kann, ist die Stimmung mittlerweile gekippt. Im Stadion sind die Pfiffe lauter als der Applaus, die Fans machen Stimmung gegen den Coach und fordern dessen Abschied. „Wir alle haben hohe Ansprüche an uns selbst. Wir selbst müssen performen, denn nur wir allein sind für die Stimmung verantwortlich“, meinte Letsch dazu.
Der Sportvorstand
Als Sportdirektor bei Greuther Fürth, Werder Bremen, Mainz 05, Schalke 04 und RB Leipzig hat Rouven Schröder viel Erfahrung sammeln können – auch in Krisen-Situationen. Als der Deutsche Ende 2024 die Geschäfte von Bernhard Seonbuchner übernahm, herrschte eine gewisse Aufbruchstimmung. Schröder hat an den berühmten Stellschrauben gedreht – auf den gewünschten Effekt wartet man allerdings noch heute.
Schröder hat dem (übertriebenen) Jugendwahn seines Vorgängers ein Ende gesetzt und die Mannschaft mit Routiniers gespickt. Problem dabei: Die gewünschte Ruhe haben eben diese nicht wirklich ins Team gebracht. Bestes Beispiel ist Jacob Rasmussen. Der 28-jährige Däne wurde als Abwehrchef geholt, glänzt jedoch hauptsächlich durch schwere Patzer, die man eher seinen jungen Nebenleuten Joane Gadou oder Jannik Schuster zugestehen würde. „Wir kriegen zu leicht die Gegentore“, weiß auch Schröder.
Mit Kerim Alajbegovic dürfte ihm ein absoluter Transfercoup gelungen sein. Alleine kann der 18-Jährige den Karren aber auch nicht aus dem Dreck ziehen. Schröder: „Das ist zu wenig. Jetzt sind wir alle gefragt. Die Gruppe ist gefragt, der Trainer ist gefragt und ich bin natürlich auch gefragt. Es darf sich keiner aus der Verantwortung rausnehmen.“
Die Mannschaft
Die Zeiten der Seriensiege sind längst vorbei, das hat auch Rückkehrer Stefan Lainer schnell gemerkt: „Uns fehlt das Selbstvertrauen, das Selbstverständnis und die Qualität.“ Ist Salzburg gar nur noch Mittelmaß? „Absolut.“ An Selbstkritik spart auch Abwehrchef Rasmussen nicht. „Einfach schlecht“, beschrieb er sein Verhalten vor dem 0:2 zuletzt gegen Sturm. Doch wann wird es besser? "Wir müssen selbst Lösungen finden und machen jeden Tag alles dafür“, versichert der derzeit verletzte Valentin Sulzbacher.
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