Rapid-Zukunft: Von Säulen und Wackelkandidaten

Rapid-Zukunft: Von Säulen und Wackelkandidaten
Umbruch in Hütteldorf: Nach der Vertragsverlängerung mit Trainer Goran Djuricin bis 2019 wird der Kader umgebaut.

Wieder einmal war der April der Monat der Entscheidungen bei Rapid. Nach dem Cup-Aus in Graz hat Sturm mit dem 4:2-Heimsieg auch die grünen Träume von Platz zwei beendet. Sportdirektor Fredy war in seiner Kritik ungewohnt scharf: „Es ist eine Mannschaft, die schwierig zu verstehen ist – es schwankt zwischen Wahnsinn und Schwachsinn.“

Auf der Habenseite stehen die letztlich souveräne Qualifikation für den Europacup und die auffällige Leistungssteigerung einiger Spieler. Weil in Hütteldorf Kontinuität wieder gefragt ist, reicht das für die Vertragsverlängerung von Goran um eine Saison. Montagabend stimmte das Rapid-Präsidium dem Vorschlag von Bickel einstimmig zu. Im Erfolgsfall kann Rapid eine Option auf Verlängerung bis 2020 ziehen.

Ebenfalls zum Monatsende bekamen die Grünen bei der Lizenzierung grünes Licht für ihr Budget von 32 Millionen Euro. Geplant wird ohne Einnahmen aus der Gruppenphase und mit einer ausgeglichenen Transferbilanz.

Bickel darf agieren

Bickel hat sich intern mit seinem Wunsch durchgesetzt, noch vor dem ersten Verkauf ins Risiko gehen zu dürfen. Damit der Schweizer nach eineinhalb Jahren auch endlich selbst am Transfermarkt agieren kann und nicht immer nur reagieren.

Stürmer Andrija Pavlovic kostet rund 1,3 Millionen Euro Ablöse plus die mittlerweile üblichen Extras.

Nun steht ein heißer Sommer bevor: Seit Saisonbeginn hat Rapid für Wöber, Traustason, Schrammel und Schösswendter (brachte nur 30.000 Euro, weil Union Berlin nicht aufsteigt) sowie Szalai (Ausbildungsentschädigung) rund neun Millionen Euro Ablöse kassiert. Das ist Vereinsrekord. Bis zum Ende der Transferzeit am 31. August könnte sich diese Summe noch verdoppeln. Der sportlichen Leitung muss es gelingen, aus einigen tragenden Säulen und fast ebenso vielen Wackelkandidaten ein stärkeres Fundament zu bauen als diese Saison.

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Lucas Galvao fällt ab sofort wohl in die Kategorie "Unverkäuflich".

Ein KURIER-Überblick

Die Säulen
„Wir haben hart dafür gearbeitet, dass auch nach einem Jahr ohne Europacup keine Spieler verkauft werden müssen“, sagt Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek. Nur bei Louis Schaub ist Rapid aufgrund der Ausstiegsklausel Passagier. Peschek: „Nur bei sehr guten Angeboten werden wir verhandeln, und auch das gilt nicht für alle Spieler.“

Bisher galten Stefan Schwab, Dejan Ljubicic, Thomas Murg und Tormann Richard Strebinger für diesen Sommer als „unverkäuflich“.

Nach dem Auftritt in Graz sollte auch Abwehrchef Lucas Galvão auf diese Liste gesetzt werden. Djuricin stimmte zu, dass der Brasilianer aktuell nicht zu ersetzen wäre. Auf die Frage, was das für die Zukunft bedeuten würde, meinte Djuricin nur: „Er darf sich nicht mehr verletzen.“

Rapid-Zukunft: Von Säulen und Wackelkandidaten

Andrija Pavlovic ist fix auf dem Weg nach Wien.

Die anstehenden Transfers
Ursprünglich war die Rechnung einfach: ein Außenverteidiger (Marvin Potzmann), ein Mittelstürmer (Andrija Pavlovic) – fertig. Mittlerweile wird in aufgrund der vielen Anfragen aber mit mindestens vier Neuzugängen gerechnet.

Potzmann bewies mit seiner tadellosen Vorstellung gegen Rapid seinen Charakter. Nach dem fünften und letzten Duell mit Sturm ist es trotzdem an der Zeit, den ablösefreien Transfer des Außenverteidigers von Graz nach Hütteldorf auch offiziell zu bestätigen.

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Bei Louis Schaub wirkte es hingegen so, als würde der näherrückende Abschied den Spielmacher belasten: Laut "Bildzeitung" ist der Transfer zu Köln mittlerweile fixiert. Der 23-Jährige lieferte ausgerechnet bei dieser Schnittpartie eine seiner schwächsten Leistungen im Rapid-Dress ab. Die kolportierte Ausstiegsklausel von 3,5 Millionen Euro ist übrigens zu hoch angesetzt. Und auch diese ist nur eine Brutto-Summe. Netto werden deutlich weniger als drei Millionen für Rapid übrig bleiben.

Boli Bolingoli galt bis zu seinem Syndesmose-Riss als nicht zu halten. Mit dem 22-Jährigen war von Anfang an vereinbart, dass er Rapid als Sprungbrett in eine große Liga nutzen darf. Ein Transfer als teuerster Außenverteidiger der Klub-Geschichte schien nahe. Da der linke Verteidiger aber bis zum Saisonende ausfällt, könnten sich die Interessenten derweilen anderweitig umsehen. Der Belgier soll nun zumindest bis Ende August für die Europa-League-Qualifikation gehalten werden.

Neben dem Karriereende von Steffen Hofmann ist bei Mario Pavelic (Rijeka), Thanos Petsos (zurück zu Bremen) und Andreas Kuen mit dem ablösefreien Abgang zu rechnen.

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Für Giorgi Kvilitaia gibt es mehrere Interessenten.

Die Wackelkandidaten
Im Fußball kann es schnell gehen. Im Winter wollten viele Giorgi Kvilitaia noch mit dem sprichwörtlichen nassen Fetzen verjagen, obwohl es schon damals Anfragen für Georgiens Stürmer Nr. 1 gab. Als Djuricin darauf beharrte, dass „die Stürmer gut sind – sie treffen halt nicht“, wurde er verlacht.

„Ich will Rapid erst verlassen, wenn ich mich so richtig durchgesetzt habe“, kündigte Kvilitaia an. Nun hält der um 700.000 € gekaufte Stürmer bei zehn Toren in den jüngsten elf Pflichtspielen. Laut KURIER-Recherchen liegt die Mindestsumme bei drei Millionen, um Verhandlungen überhaupt aufzunehmen. Speziell im osteuropäischen Raum ist der 24-Jährige gefragt – dort sind solche Summen kein großes Hindernis.

Bei Joelinton läuft es in die andere Richtung: Hoffenheim will den 21-Jährigen vergolden. Bis vor Kurzem war das Management des Brasilianers überzeugt, so einen Transfer einfädeln zu können. Durch die Knieverletzung kommt Rapid wieder ins Spiel. Auch weil es dem lebenslustigen Angreifer in Wien gefällt. Die Hütteldorfer wollen nur eine vergleichsweise niedrige Summe bieten, dafür Hoffenheim aber außerordentlich hoch an einem möglichen Weiterverkauf beteiligen.

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Was gegen eine fixe Verpflichtung spricht: Joelinton ist zwar individuell stark, aber (noch) nicht in das Positionsspiel integriert. Ohne den Dauerläufer gab es bis zum 2:4 in Graz sieben Siege in sieben Spielen.

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