Barisic und Rapid: Vom Sieg gegen Fiorentina bis zur traurigen Auszeit

Zoran Barisic, der frühere Rapid-Trainer
Zoran Barisic besiegte 2023 mit Rapid und elf Österreichern Fiorentina 1:0. Danach ging's bergab, der Trainer verlor den Job und nahm aus persönlichen Gründen eine Auszeit.

Am Donnerstag kommt es zum Wiedersehen: Die Fiorentina ist wieder in Hütteldorf. Ab 18.45 Uhr treffen im seit vielen Wochen ausverkauften Weststadion zwei Teams aufeinander, die mit großen Erwartungen in die Saison gestartet sind, aber zuletzt nur für große Enttäuschungen gut waren.

Während die Rapidler vier Pleiten in Folge – darunter auch das 1:4 in Posen – zu verarbeiten haben, konnten die Italiener zumindest zum Auftakt der Conference League gewinnen (2:0 gegen Olmütz).

91 Transfer-Millionen, 0 Liga-Siege 

Doch in der Serie A ist „La Viola“ trotz der 91 Millionen an Ausgaben am Transfermarkt nach sieben Spielen in der Tabelle nur auf Rang 18 und noch sieglos.

Seinen letzten großen Sieg als Rapid-Trainer feierte Zoran Barisic ausgerechnet gegen den Traditionsverein aus Florenz, am 24. August 2023.

Angereist ohne Fans in Violett (wegen einer Sektorsperre infolge des Finales gegen West Ham), verlor der Favorit in einem komplett grünen Stadion mit 0:1.

Zoran Barisic gegen Fiorentina 2023

Ex-Rapid-Trainer Zoran Barisic gegen Fiorentina 2023

Im Play-off-Rückspiel konnte mit einem 2:0 aber noch die neuerliche Teilnahme an der Conference League fixiert werden, die für die Fiorentina erneut erst im Endspiel (gegen Olympiakos) zu Ende gehen sollte.

2025 war dann für die Conference-League-Spezialisten übrigens im Semifinale Schluss.

„Ich erinnere mich noch genau daran, wie positiv die Stimmung im Stadion war. Ich bin nach der Pressekonferenz noch einmal lange auf der Trainerbank gesessen, die Fans haben währenddessen immer noch gefeiert“, erzählt Barisic im KURIER-Gespräch.

Aufstellung Rapid - Fiorentina, 1:0-Sieg 2023

Aufstellung Rapid - Fiorentina, mit elf Österreichern beim 1:0-Sieg 2023

Die Eltern verloren

Dass sich der Wiener zuletzt ein Jahr lang aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, lag an einem persönlichen, traurigen Grund.

„Ich habe beide Elternteile bis zu ihrem Tod eng begleitet. Papa und Mama sind innerhalb eines Jahres gegangen. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich irgendwo auf der Welt einen Job habe und sie verliere, ohne ihnen beistehen zu können“, erzählt der 55-Jährige.

Als Kind von hart arbeitenden Einwanderern betont Barisic: „Sie haben mir so viel ermöglicht. Deswegen war das jetzt wichtiger als der Fußball.“

Nach dem Abschied von den Eltern ist Barisic wieder bereit für einen Job, „als Trainer oder Sportchef – Hauptsache, es ist eine leiwande Aufgabe.“

Elf Österreicher in der Startelf 

Die Aufgabe gegen die Fiorentina wurde übrigens mit elf Österreichern in der Startelf bewältigt – das wäre 2025 undenkbar.

Das Tor gelang Grüll per Elfmeter. Hedl hielt die Null, Seidl kurbelte und auch Auer als Linksverteidiger war dabei.

Der Rest hat mittlerweile entweder die Karriere beendet, ist weg, oder wie Kerschbaum gar vereinslos.

Ein Fußballspieler liegt am Boden, während der Trainer gestikuliert und der Schiedsrichter die Fahne hält.

Anfang vom Ende

„Ich habe bei der Aufstellung nicht auf die Nationalität geachtet, sondern so gebastelt, dass es sich ausgehen könnte“, erzählt Barisic. Denn genau in diesem heißen August lag der Schlüssel zum späteren Rauswurf im November.

Der Top-Legionär Kühn saß kränklich auf der Bank. Der neue Abwehrchef Cvetkovic hatte sich vier Tage zuvor (beim 5:0 bei Blau-Weiß) das Kreuzband gerissen.

Für Burgstaller und Schick war der Kraftakt gegen Fiorentina schließlich zu viel, die Routiniers fehlten beim Rückspiel und noch lange danach.

„Damit sind die drei wichtigsten, routinierten Stützen weggebrochen. Wir haben unseren Stil trotzdem weiter durchgezogen und auch danach viele Chancen herausgespielt, aber die Ergebnisse haben nicht mehr gepasst.“

FUSSBALL-CONFERENCE LEAGUE-PLAY-OFF-RÜCKSPIEL: AC FIORENTINA - SK RAPID WIEN

Schiedsrichter-Fehler

Am meisten ärgert Barisic die Schiedsrichterleistung in Florenz, nach einem frühen Lattenschuss von Burgstaller-Ersatz Mayulu. „Beim 0:1 wurde ein Outeinwurf 15 Meter zu weit vorne ausgeführt. Und der Elfer zum 0:2 in letzter Minute war nicht zu geben.“

Der damals noch nicht eingesetzte VAR wäre wohl die Rettung gewesen.

UEFA Europa Conference League - Rapid press conference

Nach dem bitteren Aus in Florenz schien die neunmonatige Aufbauarbeit vergebens. „Die Energie im Klub wurde wieder negativ, die Ungeduld noch größer.“

Dabei war nach einem mühsamen Frühjahr im Sommer 2023 an den richtigen Schrauben gedreht worden: „Es ist viel besser geworden.“

Aber von Platz eins in der Expected-Goals-Wertung kann kein Trainer auf Dauer leben: „Wir haben mit offenem Visier gespielt. Kühn hatte Top-Werte, war aber auch die Nummer 4 in Europa an vergebenen Großchancen.“

Im November 2023 war Schluss, Robert Klauß übernahm.

Mittlerweile muss sich Peter Stöger erstmals als Krisenmanager beweisen. Barisic schätzt den ehemaligen Mitspieler sehr und hält sich auch deswegen mit Ratschlägen zurück: „Ich hoffe, Peter gelingt schnell die Wende.“

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