Rapid in der Krise: Drei Baustellen für Coach Stöger nach vier Pleiten

Ratlose Rapidler
Wann der Absturz begonnen hat, ist nicht exakt zu eruieren. Vielleicht war es bereits am 17. September, als sich Rapid in Bestbesetzung zu einem 2:1 im Cup in Oberwart mühte. Trainer Peter Stöger übte danach öffentlich Kritik, verzichtete aber auf größere Änderungen.
Danach ging gegen den GAK (1:1) durch einen umstrittenen VAR-Elfmeter in der Nachspielzeit die Siegesserie zu Ende, mit einem blutleeren Auftritt im Derby (1:3) war die Tendenz schließlich offensichtlich.
Das war die erste von vier Pflichtspielpleiten in Folge, nur noch in Salzburg (1:2) war die Leistung gut.
Dass ausgerechnet direkt nach der Länderspielpause gegen den LASK mit dem 0:2 der bisherige Tiefpunkt folgte, sorgte in Hütteldorf für Angst und Schrecken.

„Wir haben mehrere Baustellen“, gesteht Stöger ein und weiß: „Das liegt in meiner Verantwortung. Wir werden das ändern.“ Der 59-Jährige hat genug Erfahrung, um die angekündigte Reparatur schnell umzusetzen.
Denn die Zeit drängt.
Auch Fiorentina wackelt
Bereits am Donnerstag kommt die Fiorentina ins ausverkaufte Weststadion. Die Italiener waren in den vergangenen drei Saisonen der Conference League stets zumindest im Semifinale, kämpfen in der Serie A nach Einkäufen um 91 Millionen aber noch mit der Form: Nach dem 1:2 bei Milan bleiben nur drei Punkte in sieben Spielen.
Am Nationalfeiertag geht es für Rapid zum aufstrebenden Aufsteiger Ried.
Was es für Stöger schwer macht, sind die höchst unterschiedlichen Probleme.

Rapid-Trainer Peter Stöger
1. Die Mentalität
„Das stört mich am meisten“, sagt Stöger über Mentalitätsprobleme: „Konsequenz und Spannung haben bei einigen gefehlt. Es geht nicht mit Halbgas.“
Routinier Jannes Horn stimmt zu: „Anfang der Saison standen wir viel kompakter. Jeder ist den Extraschritt für den anderen gelaufen, was jetzt gerade irgendwie nicht der Fall ist. Ich kann es mir auch nicht erklären.“
Am weitesten weg von 100 % war Bendeguz Bolla. Mit Ungarn kämpft der Verteidiger um die WM, kaum zurück von der Länderspielreise war er an beiden Gegentoren massiv beteiligt.
Ohne Namen zu nennen, droht Stöger: „Wenn das Unterordnen für den gemeinsamen Erfolg nur Lippenbekenntnisse waren, werden wir bei Betroffenen die Reißleine ziehen.“
2. Die Spielanlage
LASK-Trainer Didi Kühbauer wusste, wo Rapid die größte Schwachstelle hat: Nach Ballverlusten, die öfters passieren, weil die Kombinationen nicht flüssig sind, wirkt das Zentrum vor der letzten Verteidigungslinie verwaist.
Stöger überlegt deswegen, „die Systematik zu ändern“. Fünf Offensivspieler plus hochstehende Außenverteidiger sind zwar ambitioniert, aber vielleicht braucht es doch einen rein defensiven Sechser, wie ihn Stöger einst stets bevorzugte.
3. Die späten Einkäufe
Das führt zur dritten Baustelle: Während die früh gekommenen Neuzugänge schnell integriert wurden, sind die späten (und teuren) Einkäufe noch Fremdkörper. Stöger schluckte im August den Verkauf von Sangare, nach dem 0:2 erwähnte er erstmals: „Mit Mama haben wir den besten Zweikämpfer im Zentrum verloren.“
Die Millionen wurden investiert, Gulliksen und Tilio sind aber (noch) keine Faktoren, Ndzie musste wegen Fitnessproblemen sogar aus dem Mannschaftstraining genommen werden. Dabei hätte der aus Israel gekommene Kameruner der nach Sangare besonders wichtige „Ankersechser“ werden sollen.
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