Rapid: Vom Burgenland nach Europa

Die Rapidler wollen nach dem Sieg in Mattersburg jetzt auch in Trondheim punkten.

Die Erleichterung der Rapidler war fast greifbar nach dem 3:0-Sieg in Mattersburg. Auch wenn die Verantwortlichen es so nicht ausdrücken wollten. „Ich bin erfreut“, antwortete Trainer Peter Schöttel auf die Frage des Grades seiner Erleichterung.

Die Spieler hingegen spürten schon einen gewissen Druck nach zuletzt drei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge. So meinte Christopher Trimmel, der erstmals die Kapitänsschleife trug, nach Schlusspfiff: „Die Situation war schon recht schwierig wegen des ganzen Rundherum.“ Da hatte man vor einer Woche gegen Wolfsberg ein herbe Schlappe eingesteckt. Da wurde die sportliche Diskussion überdeckt von anderen Themen – von der Stadion-Problematik und einer Ansage des Präsidenten zu den TV-Rechten.

Tor-Alar

Den Befreiungsschlag – es waren schlussendlich zwei – setzte Dani Alar. Der 22-jährige Steirer war erstmals seit rund drei Wochen Verletzungspause wieder dabei. „Wichtig ist natürlich der Sieg. Aber als Stürmer freut es mich, dass ich wieder getroffen habe“, sagte Alar, der seinen letzten Liga-Treffer vor genau drei Monaten erzielt hat. Im Burgenland verdoppelt er sein Tor-Konto auf vier – mit einem Freistoß-Doppelpack. Alar: „Das erste Tor war glücklich, beim zweiten habe ich spekuliert, dass der Mattersburger Tormann damit rechnet, dass ich über die Mauer schießen will. Ich habe gesehen, dass er einen Schritt in diese Richtung gemacht hat.“

Mattersburg ist derzeit ein Lieblingsgegner der Rapidler, schon zum dritten Mal in Folge holten die Wiener drei Punkte im Burgenland. Diese Saison gibt es aber gleich drei Lieblinge: Gegen Mattersburg, Innsbruck und Salzburg gab es aus sechs Spielen 18 Punkte mit dem Torverhältnis von 16:0 für Rapid. Weitaus ungeliebter sind aber zwei andere Klubs: In den vier Spielen gegen die Austria und den WAC halten die Hütteldorfer hingegen bei null Punkten und einem Torverhältnis von 0:8.

Für Schöttel war der Sieg einer von sieben Schritten, die man bis Weihnachten noch machen wolle. Möglichst erfolgreich. Das nächste der letzten sechs Spiele des Jahres findet am Donnerstag in Trondheim statt. Und Glücksbringer Alar hat ein Ziel: „Wir müssen jetzt schauen, dass wir auch einmal in der Europa League punkten.“

Die Wiener Austria ist Tabellenführer, hat in ihrer Tor-Produktion die Akkordarbeit eingeführt, spielt demnach meist attraktiv.

Was sich beim Heimspiel gegen Wiener Neustadt in der Jubelmeldung niederschlägt: 9388 Menschen in der Generali Arena. Zugegeben eine Steigerung, denkt man an die eigenartige vergangene Saison (Schnitt 8227). Und überhaupt eine epochale Zuschauerinvasion, erinnert man sich an einstige Zeiten als Prohaska und Co. vor nicht einmal 3000 Leuten reihenweise ihre Gegner demütigten.

Was erschwerend wirkt: Das alles geschieht in einer 1,8-Millionen-Metropole, die Wien nun einmal ist. Also Jubel, weil ein für 13.400 Zuschauer angelegtes Stadion nicht regelmäßig voll ist? Sollte es – vor allem nach momentanen Voraussetzungen – aber sein. Locker sogar.

Ähnliches gilt im übrigen auch für den Rivalen Rapid. Ein Klub, der zwar selbst in miesen sportlichen Phasen mehr Zuschauer in sein Stadion lockt, aber österreichweit viel höhere Popularitätswerte aufweist. Fans übrigens, die aber neuerdings auch nur kommen und gehen, wenn sie es für passend erachten.

Zum Vergleich: In Mattersburg waren 7300 Zuschauer. Und Mattersburg zählt 7000 Einwohner. Dies würde auf Wiener Relationen umgerechnet bedeuten: Ganz Wien schaut Bundesliga im Stadion ... Blödsinn, eine Milchmädchenrechnung. Obwohl, irgendwie komisch ist das trotzdem.

Martin Pucher war schon schlechter gelaunt nach Niederlagen. Der Obmann der Mattersburger ist angesichts des Abwärtstrends natürlich nicht glücklich. Seit zehn Spielen warten die Burgenländer auf einen Sieg, 27 Tore haben sie in diesen zehn Spielen kassiert, aus den letzten fünf Heimspielen holten sie gerade einen Punkt. Gegen Rapid lag man mit einem Mann weniger schon zur Pause 0:3 hinten. Es schien sogar eine schwere Schlappe zu drohen. Pucher: „Aber die Spieler haben zur Pause erkennen lassen, dass sie nicht am Boden zerstört sind.“ Sie zeigten auch Charakter und konnten zumindest das Ergebnis halten. Pucher: „Man muss auch sehen, dass der Spielverlauf für uns völlig unglücklich war.“

Der Obmann wollte vor dem Rapid-Spiel die Ruhe bewahren und die Spieler nicht von den Turbulenzen bei den Grün-Weißen ablenken lassen. Das will er auch vor dem Spiel bei Tabellenführer Austria. Das heißt: Interview­Verbot, die Spieler müssen ruhig bleiben.

Didi Kühbauer tut etwas für seine Gesundheit. Der emotionale Trainer der Admira regt sich nicht mehr so auf. Dabei hatte Schiedsrichter Manuel Schüttengruber ein klares Elferfoul des Wolfsbergers Solano an Admiras Windbichler übersehen. Der oberösterreichische Referee ist ohnehin keine Glücksfee für die Admira. Drei Spiele der Südstädter hat Schüttengruber in der höchsten Spielklasse geleitet und alle drei konnte die Admira nicht gewinnen. „Den Elfmeter muss man einfach sehen, da gibt es keine Entschuldigung“, sagte Kühbauer ruhig.

Nach vier Niederlagen in Folge holten die Niederösterreicher zumindest einen Punkt. Es hätten aber auch drei werden können, doch wieder einmal gingen die Schützlinge von Kühbauer mit ihren Chancen fahrlässig um. Das war aber auch das Einzige, was der Trainer öffentlich kritisierte. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Die Mannschaft ist intakt, ich bin zufrieden, drei Punkte wären drinnen gewesen“, sagte Kühbauer. Der war schon in den letzten Wochen recht ruhig geblieben, ließ sich keine Krise aufschwatzen, sondern glaubte an seine Spieler. Für Kühbauer war die Arbeit an der Psyche in so einer Situation eine Hauptaufgabe. Er sagte: „Es muss der Anspruch eines Fußballprofis sein, dass er durch so eine Phase durch will und auch muss.“

Für die Kärntner reichte es nach dem Sieg bei Rapid nur zu einem Punkt daheim gegen die Admira. Trainer Nenad Bjelica: „Das war ein gerechtes Remis, damit können beide Teams leben.“

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