Brigitte Annerl: Ich war schon früh am Spielfeldrand, weil wir die Pink Ribbon Aktion der Krebshilfe unterstützt haben, Ex-Rapid-Präsident Michael Krammer hat dazu die Patronanz ersteigert. Und als ich mit Krammer den Ablauf bespreche, sehe ich, dass plötzlich die Polizei den Rapid-Sektor stürmt. Ich wollte deeskalierend helfen und bin rübergelaufen zum Sektor.
Das ist Ihnen offenbar gelungen. Wie haben Sie das gemacht?
Ich habe mich mitten unter die Fans gestellt und gefragt, was los ist – die waren zuerst perplex. Dann habe ich einer älteren Rapidlerin, die sich gefürchtet hat, raus aus dem Sektor geholfen und das Gespräch mit der Polizei gesucht.
Die Austragung des Spiels stand auf der Kippe.
Ja, und ich habe die Fans dann auch gefragt: „Wollt ihr wirklich mit einem 0:3 heimfahren? Oder wollt ihr ein Spiel sehen?“ Sie haben sich beschwert, dass auf Kinder und Ältere Pfefferspray gesprüht wird. Aber das Vorgehen der Polizei war natürlich nicht grundlos. Ich bin dann wieder zur Polizei und habe gefragt: „Was können wir tun?“ Ich bin immer der Meinung: Deeskalation ist möglich, dafür braucht es einen Kompromiss.
Was war der Kompromiss?
Die Polizei hat zugesagt, dass sie sich aus dem Sektor zurückziehen und einem Spiel zustimmen, wenn es keine Angriffe mehr gibt. Ich hab’ zu den Fans gesagt: „Helft’s mir. Geht einmal ein paar Meter zurück“. Und so haben wir uns aufeinanderzubewegt. Es haben dann alle Fans den Rasen verlassen und 20 Minuten später war auch kein Polizist mehr im Sektor.
Wissen Sie, warum es so eskaliert ist?
Nein. Es hat ja auch noch nie ein Problem mit Rapid gegeben. Es war jedes Mal sehr freundschaftlich. Ich bin nur froh, dass es vergleichsweise harmlos abgelaufen ist. In der Pause bin ich dann nochmals rüber, da war alles beruhigt, und die Fans haben sich bedankt. Und auch beim Abgang nach dem Spiel aus dem Sektor wären mir keine Probleme aufgefallen. Um mögliche Sanktionen kümmert sich ohnehin die Bundesliga.
Wie groß ist der Schaden, den Rapid-Fans im Stadion angerichtet haben?
Steffen Hofmann, der auch bei der Deeskalation geholfen hat, hat mir sofort zugesichert, dass Rapid den Schaden übernimmt. Das hat mir auch Präsident Wrabetz bei einem Anruf Montagfrüh bestätigt. Damit sage ich: Gut is’ – die Sache ist erledigt. Rapid zahlt die Rechnung und bleibt herzlich willkommen.
Haben Sie davon gehört, dass Sie von Rapid-Fans bereits zur Mediatorin zwischen Russland und der Ukraine vorgeschlagen werden?
Das ist echt sehr nett (lacht). Ma, ist des liab.
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