Hartbergs Annerl: "Mir wurde zugesagt, dass Rapid den Schaden bezahlt"

Hartberg-Präsdident Brigitte Annerl verhandelte mit der Polizei die Spielaustragung gegen Rapid
Ohne Brigitte Annerl wäre es nach den Ausschreitungen im Rapid-Sektor vor Spielbeginn wohl zu einer Absage der Partie in Hartberg gekommen - mit nicht absehbaren Folgen. Es war ohnehin schon ein "schwarzer Sonntag für Rapid", für den sich der Verein Montagvormittag auch offiziell entschuldigt hat und Sanktionen für die Randalierer ankündigt.
Die Polizei-Bilanz ergibt elf Leichtverletzte und vier Festnahmen. Die Exekutive kann die Verhafteten "einem Fanklub zuordnen" - es ist übrigens nicht der bekannteste aus dem Block West.
"Es hätte noch viel schlimmer kommen können", weiß Brigitte Annerl. Im KURIER-Interview erklärt die Hartberg-Präsidentin ihre Sicht der Dinge, wie sie die erhoffte Deeskalation geschafft hat und warum die Angelegenheit für die gebürtige Wienerin auch schon wieder erledigt ist.
KURIER: Wie haben Sie die Ausschreitungen erlebt?
Brigitte Annerl: Ich war schon früh am Spielfeldrand, weil wir die Pink Ribbon Aktion der Krebshilfe unterstützt haben, Ex-Rapid-Präsident Michael Krammer hat dazu die Patronanz ersteigert. Und als ich mit Krammer den Ablauf bespreche, sehe ich, dass plötzlich die Polizei den Rapid-Sektor stürmt. Ich wollte deeskalierend helfen und bin rübergelaufen zum Sektor.
Das ist Ihnen offenbar gelungen. Wie haben Sie das gemacht?
Ich habe mich mitten unter die Fans gestellt und gefragt, was los ist – die waren zuerst perplex. Dann habe ich einer älteren Rapidlerin, die sich gefürchtet hat, raus aus dem Sektor geholfen und das Gespräch mit der Polizei gesucht.

Die Austragung des Spiels stand auf der Kippe.
Ja, und ich habe die Fans dann auch gefragt: „Wollt ihr wirklich mit einem 0:3 heimfahren? Oder wollt ihr ein Spiel sehen?“ Sie haben sich beschwert, dass auf Kinder und Ältere Pfefferspray gesprüht wird. Aber das Vorgehen der Polizei war natürlich nicht grundlos. Ich bin dann wieder zur Polizei und habe gefragt: „Was können wir tun?“ Ich bin immer der Meinung: Deeskalation ist möglich, dafür braucht es einen Kompromiss.
Was war der Kompromiss?
Die Polizei hat zugesagt, dass sie sich aus dem Sektor zurückziehen und einem Spiel zustimmen, wenn es keine Angriffe mehr gibt. Ich hab’ zu den Fans gesagt: „Helft’s mir. Geht einmal ein paar Meter zurück“. Und so haben wir uns aufeinanderzubewegt. Es haben dann alle Fans den Rasen verlassen und 20 Minuten später war auch kein Polizist mehr im Sektor.
Wissen Sie, warum es so eskaliert ist?
Nein. Es hat ja auch noch nie ein Problem mit Rapid gegeben. Es war jedes Mal sehr freundschaftlich. Ich bin nur froh, dass es vergleichsweise harmlos abgelaufen ist. In der Pause bin ich dann nochmals rüber, da war alles beruhigt, und die Fans haben sich bedankt. Und auch beim Abgang nach dem Spiel aus dem Sektor wären mir keine Probleme aufgefallen. Um mögliche Sanktionen kümmert sich ohnehin die Bundesliga.
Wie groß ist der Schaden, den Rapid-Fans im Stadion angerichtet haben?
Steffen Hofmann, der auch bei der Deeskalation geholfen hat, hat mir sofort zugesichert, dass Rapid den Schaden übernimmt. Das hat mir auch Präsident Wrabetz bei einem Anruf Montagfrüh bestätigt. Damit sage ich: Gut is’ – die Sache ist erledigt. Rapid zahlt die Rechnung und bleibt herzlich willkommen.

Haben Sie davon gehört, dass Sie von Rapid-Fans bereits zur Mediatorin zwischen Russland und der Ukraine vorgeschlagen werden?
Das ist echt sehr nett (lacht). Ma, ist des liab.
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