Nach Rapid-Aus: Trauer, Entschuldigungen, Verletzungen und neue Ziele

So viele Europacup-Spiele wie noch nie in der Vereinshistorie hat Rapid in dieser Saison bestritten. Die 16. Partie sollte die letzte und auch die mit dem größten Drama sein. Das Viertelfinal-Rückspiel in der Conference League hatte den Stoff für mehrere Heldensagen.
Etwa über Matthias Seidl, der – auch im internationalen Vergleich – unglaubliche 16,2 Kilometer gelaufen ist. Oder über Dion Beljo, der in Unterzahl als Alleinunterhalter die gesamte Rapid-Offensive am Leben hielt. Oder über Nenad Cvetkovic, der bereits angeschlagen gestartet war und 73 Minuten lang famos auftrat.
Doch am Ende ist ein brutaler Selbstfaller zu verbuchen.
Was in Erinnerung bleiben wird
In Erinnerung bleiben wird, dass Rapid nach dem 13. 1:0-Auswärtssieg erstmals den Aufstieg verspielt hat, mit dem 1:4 nach Verlängerung gegen Djurgården.
Dass die historische Chance auf das erste Semifinale seit 1996 aus eigenem Verschulden vergeben wurde.
Dass die beiden international gefragtesten Grünen Rot gesehen haben.
Dass die Becherwürfe von der Haupttribüne auf Doppeltorschütze Gulliksen nach dessen provokanten Torjubel zwar Schiedsrichter Taylor kalt ließen, aber von der UEFA sanktioniert werden.

Nachspiel bei Rot-Sünder
In doppelt schmerzhafter Erinnerung wird das ebenso brutale wie sinnlose Foul von Mamadou Sangare nach nur sechs Minuten bleiben.
Der übermotivierte Derby-Held entschuldigte sich beim gesamten Klub: „Meine Rote Karte hat uns den Aufstieg gekostet.“ Es wäre den Mitspielern schwergefallen, zu widersprechen.
Ebenso war der 22-Jährige in der Kabine der Schweden, um beim schwer verletzten Zugelj um Vergebung zu bitten.
Die patzigen Antworten auf Beschimpfungen von Rapid-„Fans“ via unsoziale Medien hätte sich Sangare besser gespart, aber das ist ein anderes Thema.

"Wir müssen eng bei Mama sein"
Extra sanktionieren als Rot-Sünder will der Coach Sangare nicht. „Es gibt da kein Patentrezept. Wenn es ein Trainer hätte, soll er sich bitte bei mir melden“, sagt Robert Klauß, der es mit Empathie versuchen will: „Mama ist völlig fertig. Wir müssen in den kommenden Tagen ganz eng bei ihm sein und helfen, damit er wieder Freude am Fußball findet.“
Diese Freude am Job will nach dem harten K.o. auch der Deutsche vermitteln: „Nach einer schlaflosen Nacht liegt es an uns Trainern, wieder voranzugehen. Auch wenn das Aus noch sehr wehtut.“ Denn bereits am Ostersonntag wartet auf die psychisch wie physisch angeschlagenen Hütteldorfer der nächste Mentalitätstest in Wolfsberg.
Der WAC war bislang nicht einmal ausgeruht zu schlagen: Nach der Länderspielpause gab es auswärts ein 1:1, nach der Winterpause in Hütteldorf ein 1:3.

Sorge vor langer Cvetkovic-Pause
Nicht mitreisen wird Cvetkovic. Der Serbe hat Schmerzen in der Adduktorengegend und sagt über die Verletzung: „Es hat mich erwischt. Ich hoffe, dass ich nur zwei Wochen fehle. Aber das kann natürlich auch mehr werden. Wir müssen die Ergebnisse der Untersuchungen abwarten.“
Außerdem hadert Klauß mit „zwei, drei angeschlagenen Spielern“ und einem Virus, das schon länger umgeht.
Zeit für Trauerarbeit bleibt keine: „Ab Samstag zählt nur noch der WAC und die Liga als unser Kerngeschäft.“
Der 40-Jährige will sein niedergeschlagenes Team mit dem Blick auf Europa aufbauen: „Wir haben auf unserer Europacup-Reise Großes erreicht, aber es wird noch dauern, bis sich dieses Gefühl auch einstellt. Wenn wir uns wieder für den Europacup qualifizieren, wird die Erinnerung daran umso schöner.“

Halten zusammen: Sportchef Katzer und Trainer Klauß (re.)
Katzer zielt noch immer auf Platz 3
Sportchef Markus Katzer zieht derweil die Schrauben an. Trotz der fünf Punkte Rückstand auf Platz 3 wird dieser anvisiert: „Das sind hohe Ziele, aber vielleicht ist der dritte Platz noch möglich. Wir wollen jedenfalls einen Fixplatz für den Europacup schaffen.“
Dazu muss beim WAC gepunktet werden.
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