Rapid: Der Glaube soll Lemberg versetzen

Die gut in die Saison gestarteten Rapidler wollen, angeführt von Steffen Hofmann (r.), auch gegen Donezk aufzeigen.
Vor dem Rückspiel in der Ukraine verströmen die Rapidler trotz 0:1-Rückstand Optimismus.

Ich weiß gar nicht warum, aber ich bin wirklich fest davon überzeugt, dass wir gegen Donezk (ab 20:45 Uhr im KURIER-Liveticker) noch aufsteigen. Ich spüre da so eine besondere positive Stimmung in der Mannschaft."

Sagt Jan Novota.

Der Rapid-Tormann ist ein besonnener Familienvater, dessen zwei Meter großer Körper über eine gute Bodenhaftung verfügt. Der mit 31 extrem schnell Deutsch gelernt hat und aufgrund seiner Art zu den angesehensten Spielern im Kader zählt.

Ausgerechnet dieser ausgeglichene Jan Novota spricht mit einer Überzeugung vom Aufstieg, dass das 0:1 im Hinspiel fast vergessen werden könnte. Und dass der mit Abstand stärkste Gegner in der Ära Barisic die Rapidler in Wien an ihre Grenzen geführt hat.

Gut, vielleicht liegt es an der zauberhaften Lektüre von Novota auf dem Flug nach Lwiw. Der Slowake liest in seiner ungarischen Muttersprache "Harry Potter". Ein bisschen Zauberei könnte gegen den ukrainischen Stammgast der Champions League sicher guttun.

Aber auch die Kollegen von Novota verströmen auf der Reise in die ebenso friedliche wie schöne frühere K.-u.-k.-Stadt einen Glauben, der offensichtlich Lemberg versetzen soll. Am Montag feierten die Ukrainer ihren Unabhängigkeitstag, am Dienstag wird eine Party in Grün geplant. "Wir glauben wirklich an den Aufstieg. Ich hab’ seit 2010 schon so viel erlebt", sagt Verteidiger Mario Sonnleitner. "Ich war beim 3:2 gegen Aston Villa dabei und beim 3:2 in Amsterdam. Das können wir wieder schaffen."

Der Plan

Dass Zoran Barisic – der lange predigte, dass die Mannschaft gar nicht wüsste, wie gut sie sei – an das Fußball-Wunder glaubt, muss nicht extra betont werden: "Weil die Spieler die nötige Qualität und einen außergewöhnlichen Charakter haben."

Den Fahrplan in die Eliteliga hat der Rapid-Trainer ausgegeben: "In der Defensive die Fehlerquote minimieren, in der Offensive effizient auftreten. Mit etwas Glück schaffen wir es dann."

Zuschauen werden im vollen EM-Stadion von 2012 rund 1000 Rapid-Fans. Der Optimismus ist so groß, dass sogar neun Busse aus Wien Richtung Westukraine, in das Ausweichquartier von Donezk aufgebrochen sind.

Poker um Beric

Auf dem Rasen wird Schachtar besonders auf Robert Beric aufpassen. Und genau hier endet die gute Laune der Rapidler. Trägt der Slowene zum letzten Mal das grüne Trikot? "Spätestens bis zum Match gegen Mattersburg am Samstag muss die Sache geklärt sein", sagt Präsident Michael Krammer, der vergangene Woche mit dem wechselwilligen Stürmer sprach und das nach dem Play-off nochmals tun wird.

Reading aus England hat mittlerweile die ursprünglich geforderten 5,4 Millionen Euro geboten. "Für diese Summe gab es aber eine Frist im Juli. Jetzt ist es für uns ja viel schwieriger, guten Ersatz zu bekommen", betont Krammer, der bei den aktuellen Forderungen von einem "Gesamtpaket, das stimmen muss" spricht. Das Angebot von St. Etienne (FRA) liegt laut Sportdirektor Andreas Müller "deutlich darunter". Müller setzt ohnehin auf die Karte Champions League: "Dann muss Robert verstehen, dass es keine Freigabe geben kann."

Dienstag, 20.45 Uhr MESZ/live ORFeins, Sky Sport. Arena Lwiw, Schiedsrichter Marciniak (Polen). – Hinspiel: 1:0.

Mögliche Aufstellungen

Donezk: Pjatow; Srna, Kutscher, Rakyzkyj, Azevedo; Fred, Malyschew; Marlos, Alex Teixeira, Taison; Hladkyj. – Fraglich: Stepanenko (Kopfverletzung).

Rapid: Novota; Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Auer; Petsos, Schwab; Schaub, S. Hofmann, Kainz; Beric. – Ersatz: Strebinger; M. Hofmann, Schimpelsberger, Grahovac, Nutz, Schobesberger, Huspek, Prosenik, Alar. – Es fehlen: Stangl, Schrammel, Kuen (alle verletzt).

Modus

Der Aufsteiger spielt in der Champions League, der Verlierer in der Europa League.

KURIER: Hat Rapid schon im Detail durchgerechnet, was mit den 14 Millionen Euro der Champions League passieren würde?

Michael Krammer: Nein, das hat auch mit Aberglaube zu tun. Wir wissen aber, was die Europa-League-Quali bringt: eine nachhaltige Investition in den sportlichen Erfolg, ohne den eingeschlagenen Weg zu verlassen. Also werden wir wichtigen und aufstrebenden Spielern vorzeitige Vertragsverlängerungen anbieten. Auch unseren ganz Jungen könnten wir nach einem Aufstieg mehr bieten, um sie im Gegenzug länger als bisher halten zu können.

Würde nach einem Aufstieg in ein Nachwuchszentrum im 14. Bezirk investiert werden?

Das hätten wir schon begonnen, wenn es einen geeigneten Platz im Bezirk geben würde. Leider ist aktuell nichts verfügbar.

Das Geld würde aber nicht auf der Bank liegen, oder?

Nein. Wir würden durchrechnen, ob es Sinn ergibt, den Stadionkredit schneller zurückzuzahlen. Zusätzlich würde in vielen Ecken des Vereins investiert werden. Ein Sieg würde aber auch die Wahrnehmung des ganzen Vereins stark verändern.

Wie meinen Sie das?

Jetzt reden wir bei Angeboten über ein paar Millionen davon, dass wir Spieler trotz der in Österreich geringeren Gehälter überzeugen wollen, zu bleiben. Wer sich in der Gruppe ordentlich präsentiert – und das würden wir – kann auch Spieler um zweistellige Millionenzahlen verkaufen.

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