Quoten-Rallye bei Grödig-Pleite
Es war nicht damit zu rechnen, dass die Freitag-Partie Grödig – Kapfenberg (0:1) auch noch Tage später einer genaueren Betrachtung bedarf. Der knappe Sieg der besten Frühjahrsmannschaft gegen den kurzzeitigen Tabellenführer der Erste Liga kam für einige Wettexperten aber so wenig überraschend, dass es schon überrascht.
Knapp nach Spielbeginn twitterte Felix Wagner von einer „echten Schande“, weil die Live-Quoten im Internet auffällig gegen Grödig ausschlugen. Der Bayer arbeitet für Smartodds, eine in London ansässige, aufstrebende „Wettfabrik“: Mithilfe von 80 Fußball-Experten auf der ganzen Welt, die Teams sowie ihre Stärkeprofile analysieren, wird professionell getippt. Da Smartodds immer nach den besten verfügbaren Quoten giert, werden alle Veränderungen auf dem internationalen Wettmarkt genau verfolgt.
Am Freitag waren die Veränderungen so eklatant, dass Chris Galley, der Chefanalyst von Smartodds, noch in der Anfangsphase von einem „fixed game“ – also einer geschobenen Partei – twitterte.
Ein Detail am Rande: Matthew Benham, der Chef von Smartodds, erklärt in der aktuellen Ausgabe des deutschen Fachmagazins 11 Freunde, dass er wegen vermuteter Spielmanipulationen nicht nur bei osteuropäischen Ligen „misstrauisch“ sei: „Schlimm sind Österreich und Spanien.“
Ein österreichischer Wettexperte rekonstruiert für den KURIER die Abläufe bei der auffälligen Partie: „Die Frühwarnsysteme konnten gar nicht anschlagen, weil es vor dem Spiel keine auffälligen Wetten gab.“ Das wird auch von „tipp3“ bestätigt.
Extreme Einsätze
In Asien ist es allerdings möglich, auch während eines Zweitligaspiels große Summen zu platzieren. „Konkret wurden in den ersten beiden Spielminuten mehrere Hunderttausend Euro darauf gesetzt, dass Grödig nicht gewinnt. So werden die Frühwarnsysteme zur Augenauswischerei. Dieser Trick kommt immer öfter vor, etwa im Winter bei internationalen Testspielen in der Türkei.“
Die Quoten auf einen Heimsieg verdoppelten sich in nur vier Minuten von 2,1 auf 4,2 – bis sogar im nicht regulierten asiatischen Raum das Spiel aus dem Live-Programm genommen wurde.
Der Experte meint: „Es schaut aus, als wäre es von einer extrem finanzkräftigen Gruppe sehr gut geplant gewesen. Da waren nur wenige involviert.“ Offen bleibt die Frage, ob in Grödig tatsächlich jemand bestochen wurde. Der Klub weist alle Spekulationen von sich, es gilt die Unschuldsvermutung.
Bundesliga-Vorstand Georg Pangl sagt: „Wir analysieren noch die Daten und hoffen, Licht ins Dunkel zu bekommen.“
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