„Ich traue es ihm schon noch zu“, versichert Präsident Kurt Gollowitzer, „aber ich erwarte jetzt Ergebnisse. Das muss ich auch.“ Er sieht sich als Präsident nämlich auch für das Sportliche verantwortlich, obwohl die Kompetenz hierfür eindeutig bei Sport-Vorstand Jürgen Werner und Sportdirektor Manuel Ortlechner liegt. Fakt ist, dass die Austria mit sechs Punkten aus neun Spielen noch nie so schlecht in die Liga gestartet ist wie heuer, da der Sprung in die Europacup-Gruppenphase auch nicht gelungen ist.
Fakt ist aber auch, dass man mit Haris Tabakovic die Torgarantie an Hertha BSC verloren hat, der violette Kader bestenfalls nur für den Kampf um die Top 6 reicht. Am Samstag empfangen die Violetten daheim Aufsteiger Blau-Weiß Linz, die interne Erwartungshaltung scheint geklärt: Pflichtsieg.
Die Zeit drängt
Weit brisanter als die sportliche Lage ist die finanzielle Misere, eine Folge der Ära unter AG-Vorstand Markus Kraetschmer und Präsident Wolfgang Katzian. Der hinterlassene millionenschwere Schuldenberg wird nicht und nicht kleiner, da die Zinsen sämtliche Bemühungen mittlerweile auffressen.
Ein Königreich für einen Fixzinssatz, den man sich einst nicht ausgehandelt hat. In den letzten zwei Jahren schossen Investoren, viele darunter echte Austria-Fans, Millionen in Ho-Ruck-Aktionen zu, damit der Klub überhaupt die Lizenz von der Bundesliga erhielt. Die Möglichkeit einer Corona-Insolvenz ohne Strafen ließ man ungenützt verstreichen.
Auch diesmal scheint es wieder sehr eng zu werden, wenn nicht ein Deal mit Hebelwirkung gelingt. Daran wird hinter den Kulissen fieberhaft gearbeitet, der Terminkalender des neuen AG-Vorstandes Harald Zagiczek ist gut gefüllt. Einerseits sieht man eine Möglichkeit zur Rettung in einer Einigung mit der Bank Austria bezüglich des Kredits, 45 Millionen sollen noch offen sein. Es sollte von Vorteil sein, dass Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil auch dem Verwaltungsrat der Austria vorsitzt. Die Gespräche sollen zuletzt vielversprechend verlaufen sein.
Eine zweite Variante wäre, dass die Austria zwar nicht ihr Tafelsilber, sehr wohl jedoch die Infrastruktur verkauft. Die Suche nach einem Investor gestaltet sich nicht leicht, dennoch könnte man auch auf dieser Schiene das Ziel erreichen. Intern hofft man, in den kommenden eineinhalb bis zwei Monaten zumindest einen Deal abgeschlossen zu haben.
Dass der Wiener Erzrivale Rapid nur zwei Ränge höher auf Platz acht liegt und ebenfalls von Problemen gebeutelt wird (Seite 13), ist für die violette Fan-Szene derzeit nur ein schwacher Trost.
Kommentare