Sie gehören zum Fußball, wie das Amen zum Gebet – die Diskussionen nach strittigen Entscheidungen. Seit es den Fußball gibt, wird nach dem Match an Stammtischen, im Büro, mittlerweile auch in Foren und auf Social Media hitzig debattiert. War das ein Foul oder nicht? Abseits? Handspiel? Nicht selten nimmt bei diesen Diskussionen der Schiedsrichter eine zentrale Rolle ein.
In Österreich gab es in den letzten Wochen vermehrt Fehlentscheidungen. Und das trotz Video-Assistent-Referee. Der VAR sorgt auch für zusätzlichen Diskussionsstoff. Hätte er sich da einschalten müssen? Warum hat er sich da nicht gemeldet? Warum dauert das so lange?
Bezahlung pro Spiel
Bei allen Meinungsverschiedenheiten sind sich in einem Punkt aber alle einig: Es muss etwas passieren im österreichischen Schiedsrichterwesen. Aber was? Profi-Schiedsrichter? Die gibt es bereits in vielen europäischen Ligen, aber nicht in Österreich (siehe Grafik), wo die Unparteiischen nur pro Spiel mit 1.350 Euro brutto entschädigt werden. Fallen sie verletzungsbedingt aus oder bekommen sie nach einer schlechteren Leistung eine Pause, schauen sie durch die Finger.
Verantwortlich für die Schiedsrichter hierzulande ist der ÖFB, der sich Anfang Mai dazu entschieden hat, die Abteilung der Unparteiischen künftig professioneller aufzustellen. So soll in Zukunft eine Person für das Management und die Schulung der Schiedsrichter hauptamtlich angestellt werden und damit die Kompetenzen von ehrenamtlichen Funktionären übernehmen, wie Liga-Vorstand David Reisenauer am Mittwoch im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Fußballer-Gewerkschaft VdF verkündete. Die neu geschaffene Position wird demnächst besetzt. Bewerber gibt es dem Vernehmen nach bereits aus dem In- und Ausland.
Der Bundesliga geht bei der Diskussion weniger um das Anstellungsverhältnis, sondern mehr um Inhalte und Rahmenbedingungen. „Von heute auf morgen auf Professionalität umzusteigen, hätte keinen großen Effekt, wenn die Rahmenbedingungen nicht geschaffen werden“, sagt Reisenauer. Der Salzburger FIFA-Referee Sebastian Gishamer gestand in diesem Zusammenhang Aufholbedarf: „Ich würde mir bei der Analyse manchmal ein wenig mehr Tiefgang wünschen.“
Finanzierung
Einen Zeitplan für eine Reform gibt es noch nicht. Fakt ist: Den Kopf zerbrechen müssen sich ÖFB und Liga dennoch über eine mögliche Finanzierung. Ein Vorstoß kam von Sturms Geschäftsführer Sport Andreas Schicker, dem das Thema ein Anliegen ist. „Wir haben jetzt schon Verteilungstöpfe wie etwa beim TV-Geld, wo auch nicht alle Vereine denselben Betrag herausbekommen. Da könnte man sich ein Modell überlegen, das für alle Klubs individuell zu stemmen ist.“
Auch mit Profis an der Pfeife ist sicher: Die Diskussionen werden nicht weniger werden – vielleicht aber die Fehlentscheidungen.
Kommentare