Prödl: "Anderswo würden sie sich querlegen"

Leader: Prödl ist robuster geworden und durfte Bremen zuletzt auch als Kapitän aufs Feld führen.
Teamspieler Sebastian Prödl über den Abstiegskampf mit Bremen, treue Fans und gestählte Muskeln.

Es ist bereits die sechste Saison, die der 26-jährige Sebastian Prödl für Werder Bremen bestreitet. Und er hat vieles erlebt seit seinem Wechsel von Sturm Graz an die Weser im Sommer 2008. Champions League, UEFA-Cup-Finale und Pokalsieg ebenso wie den beinharten Abstiegskampf. In diesem stecken Prödl und Bremen nun bereits zum zweiten Mal in Serie. Am Samstag (15.30 Uhr) ist Erzrivale HSV im Weserstadion zu Gast. Es ist das 100. Nordderby.

KURIER: Herr Prödl, Bremen steht im Abstiegskampf, zuletzt gab es zwei Remis gegen Gladbach und Nürnberg. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Sebastian Prödl: Auch wenn es zuletzt nur zwei einzelne Punkte waren, waren es zwei wohltuende. Auch einen Punkt gegen einen direkten Konkurrenten wie Nürnberg kann man durchaus als Teilerfolg werten. Zufriedengeben dürfen wir uns aber nicht. Im Endeffekt haben wir in der Rückrunde noch zu wenige Punkte auf dem Konto. Jetzt müssen wir einmal einen Dreier einfahren.

Vielleicht gleich im 100. Nordderby gegen den Hamburger SV am Samstag?

Das wäre natürlich ideal. Die ganze Woche kribbelt es schon, in Bremen hab’ ich die ganze Woche schon geglaubt, dass heute Derby ist. Alles ist plakatiert, das Spiel längst ausverkauft.

Beim Hamburger SV herrscht nach dem Trainerwechsel und dem Sieg gegen Dortmund Aufbruchsstimmung.

Damit beschäftige ich mich nicht. Wenn wir unsere Punkte holen, ist mir egal wie die Konkurrenten spielen. In der Tabelle liegen wir vor dem HSV und diese Führungsposition wollen wir ausbauen.

Wo muss sportlich gesehen der Hebel angesetzt werden?

Prödl: "Anderswo würden sie sich querlegen"
APA15623094 - 16112013 - ALICANTE - SPANIEN: Sebastian Prödl während eines Interviews nach dem Training der österreichischen Fussball-Nationalmannschaft am Samstag, 16. November 2013, in Orihuela bei Alicante. Das ÖFB-Team absolviert vor dem USA-Spiel ein einwöchiges Trainingslager im spanischen Alicante. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
In allen Bereichen. Aber vor allem in der Chancenauswertung. Für den Aufwand, den wir betreiben, erzielen wir zu wenige Tore. Defensiv waren die letzten zwei Spiele okay. Wenn wir da so weiterarbeiten, bekommen wir mehr Sicherheit und dadurch wieder mehr Mut zum Risiko in der Offensive.

Es ist das zweite Jahr hintereinander, in dem Bremen gegen den Abstieg kämpft. Wie ist die Stimmung rund um den Verein?

Allen war klar, dass es wieder ein schwieriges Jahr wird und dass es sich im Frühjahr in Richtung Abstiegskampf zuspitzen könnte. Die Fans sind unser großes Plus. Anderswo würden sie sich längst querlegen. Wir dürfen sie nur nicht enttäuschen. So lange wir Gas geben, stehen sie hinter uns. Deshalb ist die Stimmung positiv.

Als Sie 2008 gekommen sind, spielten Sie in der Champions League. Wie beurteilen Sie die Entwicklung, die Werder Bremen genommen hat?

Mein Transfer damals war vergleichbar damit, als ob du heute zu Dortmund oder Leverkusen gehst. Bremen war immer vorne und international dabei. Vereinspolitik und Philosophie haben sich verändert, da braucht man sich ja nur die Mannschaftsfotos von damals und heute anzusehen. Aber es ist immer noch der Verein, den ich mir ausgesucht habe und bei dem ich mich sehr wohlfühle. Ich hätte vor zwei Jahren auch weggehen können. Aber hier konnte ich, abgesehen von ein paar Verletzungen, viel spielen, mich entwickeln und beweisen.

Sie durften aufgrund der Ausfälle von Fritz und Hunt zuletzt auch die Kapitänsschleife tragen. Eine Ehre?

Natürlich, das tut gut und gibt einen zusätzlichen Motivationsschub.

Kann man als Spieler auch aus den Erfahrungen im Abstiegskampf positiv profitieren?

Wenn man ihn am Ende positiv bestreitet, dann sicher schon. Dadurch, dass wir die Situation auch im Vorjahr schon erlebt haben, können wir sie auch jetzt schon besser einschätzen.

Es fällt auf, dass Sie im Oberkörperbereich an Masse zugelegt haben und robuster wurden. Oder täuscht der Eindruck?

Nein, das stimmt schon. Ich wollte bewusst robuster werden. Generell und weil es auch nach wie vor ein Traum für mich ist, einmal in der Premier League zu spielen, dort kann das nicht schaden. Derzeit zählt für mich aber nur Werder.

Und sicher auch das Nationalteam, in dem Sie als Fixpunkt gelten. Mit Hinteregger und Wimmer drängt sich jedoch frische Konkurrenz auf.

Die gibt es immer im Fußball und es kann auch nur gut sein, wenn etwas nachkommt und wir noch stärker werden. Es ist so ein Gefühl entstanden, dass wir vor niemandem mehr Angst haben müssen. Auch nicht vor Uruguay am Mittwoch. Das wird eine lässige Aufgabe, vor allem gegen Weltklassestürmer wie Forlan oder Suarez.

Wie beurteilen Sie die Auslosung für die EM-Qualifikation?

Schweden hätte es nicht unbedingt sein müssen. Aber gut, so können wir vielleicht noch eine Rechnung begleichen. Aus Topf eins ist Russland sicher eine andere Kategorie als Deutschland. Wir müssen anknüpfen, wo wir aufgehört haben und auswärts mehr Punkte holen.

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