Gianni Infantino ist seit 2016 Präsident des Weltfußballverbandes FIFA. Obwohl immer wieder Kritik am 52-Jährigen aufkommt, sitzt Infantino fest im Sattel. Denn es gibt keinen Gegenkandidaten. Die nächste Amtszeit ist ihm sicher.
Trotzdem stellt sich die Frage: Soll er wirklich zum FIFA-Präsidenten gewählt werden?
Pro
Was bringt es, wenn sich die Europäer jetzt ins hinterste Winkerl setzen und trotzen? Wenn ihnen Infantino so zuwider ist, dann sollen die Kritiker gefälligst einen Gegenkandidaten in Stellung bringen. Am Donnerstag kann man nur noch Denkzettel verteilen. Klüger ist der Ansatz der Österreicher nicht weiter Brücken einzureißen, sondern konstruktiv aufeinander zuzugehen.
Denn vor die allem die UEFA muss mit der FIFA Lösungen finden, um ihre Geschäftsgrundlage nicht zu gefährden. Die Gier wird für die Fußballstars zur ernsthaften Gesundheitsgefahr. Mehr Geld und mehr Spiele – die Rechnung ist simpel, aber für die Goldesel schmerzhaft. Ganze acht Dezembertage lagen zum Beispiel zwischen den Auftritten des Franzosen Varane im WM-Finale und in der englischen Premier League. Er trat im Februar aus dem Team zurück.
Die Gier wurde in Katar für die Arbeiter zur Lebensgefahr. Die FIFA wird wohl um einen Entschädigungsfond nicht herumkommen. Und nächstes Jahr wird die WM 2030 vergeben. Da sollten die Europäer schon jetzt Vorarbeit leisten, dass trotz aller unterschiedlicher Wertvorstellungen unter den 211 FIFA-Verbänden, nicht Saudi-Arabien zum Zug kommt. Das wäre eine Lehre aus Katar.
Günther Pavlovics
Contra
Es hat eine Frau gebraucht, die klipp und klar festhielt, was sie von Gianni Infantino als FIFA-Präsident hält. Nämlich nichts. „Wir werden ihn nicht wählen“, sagte Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness. So ein klares Bekenntnis würde man sich eigentlich von mehr Verbänden erwarten.
Stattdessen drucksen Leute wie der deutsche Verbandspräsident Bernd Neuendorf öffentlich herum und erklären den Umstand, dass kein Gegenkandidat nominiert wurde, damit, dass ein Herausforderer eh keine Chance gehabt hätte.
Damit macht man es sich zu einfach – und es somit auch für Gianni Infantino noch einfacher, die FIFA nach seinen Spielregeln zu leiten. Es liegt auch an Funktionären wie Infantino, dass Institutionen wie die FIFA und das IOC zusehends ihre Glaubwürdigkeit und Akzeptanz verloren haben. Weil da wie dort nach dem Pippi-Langstrumpf-Motto gelebt und agiert wird: Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt.“
Dem Weltskiverband FIS steht mit Johan Eliasch seit 2021 ein Präsident vor, der sein Amt ähnlich interpretiert. Ganz zum Ärger des ÖSV und der Skiverbände aus Deutschland und der Schweiz. Sie müssen sich den gleichen Vorwurf gefallen lassen, wie die Kritiker von Gianni Infantino: Einen Gegenkandidaten wollte dann auch niemand ins Rennen schicken.
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