Pfeifenberger: "Das ist etwas Besonderes"

Pfeifenberger: "Das ist etwas Besonderes"
Seit Saisonbeginn ist Heimo Pfeifenberger Trainer in Wr. Neustadt. Am Samstag trifft er zum ersten Mal auf seinen Ex-Klub Rapid.

Heimo Pfeifenberger ist ein Gefühlsmensch. Keiner, der Probleme gerne bis ins kleinste Detail zerdenkt oder sich gar wochenlang für Entscheidungen Zeit lässt. Im Gegenteil: Die 45-jährige Austria-Salzburg-Legende verlässt sich lieber auf das Bauchgefühl. Auch die Entscheidung, nach Wiener Neustadt zu gehen, um Österreichs Abstiegskandidat Nummer 1 zu trainieren, hat der Ex-Grödig-Trainer und zweifache Großvater innerhalb von 24 Stunden getroffen.

Jene für ein Gespräch vor dem ersten Heimspiel gegen Rapid (Samstag, 18.30 Uhr) fiel innerhalb von einer Minute.

KURIER: Sehen Sie Ihr erstes Engagement in der Bundesliga als Sprungbrett, wenn Sie sich die Karrieren Ihrer zwei Vorgänger Peter Schöttel und Peter Stöger anschauen?
Heimo Pfeifenberger: Das ist, glaube ich, jeder Job in der Bundesliga, aber auch in der Ersten Liga. Wenn du im Profigeschäft bist, muss das auch dein Ziel sein. Als Trainer ist das ja nichts anderes wie als Spieler. Du willst höher hinaus und darfst dich als Profi nie zufriedengeben, sonst stagnierst du.

Haben Sie mit Peter Stöger gesprochen, bevor Sie bei Wiener Neustadt unterschrieben haben?
Davor nicht, aber danach haben wir telefoniert. Er hat mir gesagt, dass das Umfeld total angenehm und ruhig ist. Und dass die Spieler Charakter haben. Das hat sich bis jetzt auch so bestätigt. Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass jeder weiß, was los ist. Der Verein kann sich die teuren Spieler jetzt einfach nicht mehr leisten. Das war vor zwei Jahren anders, als noch das Geld von Frank Stronach da war. Jetzt ist man wieder zur Normalität zurückgekehrt.

Wie schwer wird es für den Klub, zu überleben? Glauben Sie, dass es Wiener Neustadt in dieser Form in einem Jahr noch geben wird?
Warum nicht? Ich glaube schon, dass man dahinter ist, neue Sponsoren zu bekommen. Das Wichtigste für die Zukunft des Vereins ist aber sicher, dass wir es sportlich schaffen, in dieser Liga zu bleiben. Das ist das Ziel.

13 Neuzugänge, 19 Abgänge – der Kader wurde komplett umgestellt. Wie wichtig ist ein Routinier wie Peter Hlinka im neuen Team?
Sehr wichtig. Er bringt Erfahrung mit und strahlt Ruhe aus. Ich bin sehr froh, dass er da ist. Er ist Führungsspieler und nicht umsonst unser neuer Kapitän.

Welche Erkenntnisse nehmen Sie aus der 0:2-Niederlage gegen Mattersburg am ersten Spieltag mit?
Positiv war, dass wir mit Mattersburg auf Augenhöhe waren. Ich wusste ja vorher nicht, wo wir stehen. Wir haben kein gutes Spiel gemacht, aber es hätte auch anders ausgehen können.

Wie groß ist die Vorfreude auf die zweite Runde und das heutige Spiel gegen Ihren Ex-Klub Rapid?
Schon sehr groß. Es ist unser erstes Heimspiel, und dann gleich gegen einen super Gegner wie Rapid. Das ist schon etwas Besonderes, zum ersten Mal als Trainer gegen Rapid anzutreten. Aber es wird ein schweres Spiel. In der ersten Runde hat man gesehen, wie aggressiv Rapid spielen kann.

Sie gelten als kameradschaftlicher Typ. Wie würden Sie selbst Ihren Führungsstil beschreiben?
Wer mich kennt, weiß, dass ich ein sehr offener Mensch bin, der immer versucht, hundert Prozent zu geben. Ich bin sicher kein Trainer, der bewusst Distanz zu seinen Spielern haben will. Im Gegenteil: Ich lasse sie sehr nahe an mich heran – das ist natürlich immer auch ein Ausloten, ob es jemand ausnutzt oder nicht.

Gerade diese Nähe zu den Spielern wird Ihnen mit­unter vorgeworfen. Wie gehen Sie damit um?
Das höre ich immer wieder, aber das lasse ich nicht gelten. Ich habe jedes Team bisher super im Griff gehabt. Klar lese ich, was über mich geschrieben wird. Kritik stört mich nicht, die habe ich als Spieler auch bekommen. Früher ist mir das manchmal nahe gegangen, heute nicht mehr – außer es wird persönlich. Nicht jedem gefällt dein Stil oder deine Sprache, das ist legitim: Ich kann nicht jedem sympathisch sein, das will ich aber auch gar nicht.

Ganz Fußball-Österreich spricht derzeit über das frühe Aus von Salzburg in der Champions-League-Qualifikation. Ist bei Ihrem Ex-Klub, wo Sie bis 2007 als Jugendkoordinator tätig waren, der Wurm drinnen?
Nein, das glaube ich nicht. Beim Liga-Auftakt gegen Sturm Graz hat Salzburg ja sehr stark gespielt. Das wäre etwas anderes gewesen, wenn sie sich dort auch nicht gut präsentiert hätten. Ich muss sagen, mit diesem Ausscheiden habe ich überhaupt nicht gerechnet.

Kritiker hinterfragen nun das gesamte Konstrukt in Salzburg. Wie sehen Sie die aktuelle Klubführung?
Der ständige Wechsel in der Führungsetage gehört bei Red Bull dazu. Die Mannschaft wächst einfach nicht so zusammen, wie man sich das vorstellt. Aber das kannst du als Außenstehender nur schwer beurteilen. Das steht mir auch gar nicht zu, dazu bin ich schon zu weit weg. Der Klub ist jetzt auch komplett anders als früher. Da wird auf eine vollkommen andere Denkweise Wert gelegt als zu unserer Zeit. Austria Salzburg war ein familiärer Klub, das war damals unsere große Stärke. Aber der Fußball hat sich da auch generell verändert.

Heimos Karriere: Mister Salzburg

Spieler Heimo Pfeifenberger wurde am 29. 12. 1966 in Zederhaus geboren. Die größten Erfolge feierte der Stürmer mit Salzburg. Der Torschützenkönig 1994 holte zwei Mal den Meistertitel (1994, 1995), erreichte das UEFA-Cup-Finale 1994 gegen Inter Mailand und die Gruppenphase der Champions League 1995. Mit Rapid (1988–1992) stand er zwei Mal im Cup-Finale. 1996–1998 war er bei Bremen. 40-mal spielte er für Österreich, 1990 und 1998 bei der WM.

Trainer – Pfeifenberger arbeitete zuletzt beim Zweitligisten Grödig. Seit Saisonbeginn trainiert er Wiener Neustadt.

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