Der Überlebenskampf eines Jubilars

APA9729744 - 07102012 - WIEN - ÖSTERREICH: Tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen SK Rapid Wien und SC Wiener Neustadt am Sonntag, 07. Oktober 2012, in Wien. Im Bild: LukasGrozurek (r./Rapid) und Peter Hlinka (Neustadt). APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Kapitän Peter Hlinka über die Abstiegssorgen in Wr. Neustadt und die Probleme seines Ex-Klubs Rapid.

Im Jänner 2001 kam ein junger Slowake nach Graz, um mit Sturm in der Champions League zu überraschen. Zwölf Jahre später zählt Peter Hlinka zu den ausdauerndsten Legionären in der Bundesliga-Geschichte. Morgen bestreitet der 34-Jährige als Kapitän von Wiener Neustadt sein 300. Ligaspiel – ausgerechnet in Hütteldorf, wo der Ex-Teamspieler seine größten Erfolge gefeiert hat.

Wenn der Defensiv-Stratege seinen 33 Liga-Toren noch eines folgen lässt, könnte er die Ära von Rapid-Trainer Peter Schöttel beenden. 2004 holte der damalige Sportdirektor Schöttel Hlinka aus Bregenz zu Rapid.

„Wenn ich die Entwicklung der letzten Jahren beachte, macht mich das schon traurig. Rapid sollte eigentlich die Krone des österreichischen Fußballs sein.“ Da Hlinka auch beim Erzrivalen aus Favoriten kickte („Eine für mich komplizierte Zeit“), kann er einen Vergleich ziehen: „Bei Rapid muss vieles schiefgelaufen sein. Die Austria hat mittlerweile in allen Teilen des Vereins mehr Qualität. Obwohl Rapid durch die Fans viel mehr Potenzial hätte.“

Neue Rolle

In dieser Saison gibt es nur eine, für ihn neue Aufgabe: Den Klassenerhalt zu schaffen. Hlinka ist der einzige Promi im Kader: „Bei uns ist das Geld so knapp, dass wirklich alle wissen, um was es geht. Das ist unser Vorteil im Abstiegskampf: Die Admira sollte mit diesem Kader eigentlich besser dastehen und in Innsbruck wurden die Erwartungen viel zu hoch angesetzt.“ Bei den Neustädtern regiert der Realismus: „Bei uns gibt es keine Träumer. Die Zuschauer sind nicht viele, aber dankbar.“ Hlinka fungiert als verlängerter Arm des nur anfangs belächelten Ex-Grödig-Trainers Pfeifenberger: „Am Ende des Herbstes habe ich gespürt, dass sich etwas entwickelt.“

Und wenn der Klassenerhalt doch nicht gelingt? „Nach der Zeit bei der Austria habe ich mir mehr Sorgen gemacht. Es gibt zwar einen Jugendwahn in Österreich, aber ich bringe Leistung und verlasse mich auf Manager Tichy“, meint der Slowake, der „Wien mittlerweile als Heimat“ sieht. In Wien spielt Hlinka auch Schach, für den KSV gar Meisterschaft.

Trotz des in Kicker-Kreisen unüblichen Hobbys will Hlinka dem Fußball treu bleiben. Den Trainerschein hat er bereits in der Tasche.

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