Osim: "Portugal hat Ronaldo, wir Dzeko"
Siebenmal in Folge Europameister, zweimal Weltmeister - das ist die Erfolgsbilanz des Nationalteams von Bosnien-Herzegowina im Sitz-Volleyball. Siege, die
Ivica Osim nachdenklich und traurig machen, schließlich wurde der überwiegende Teil der erfolgreichen Akteure im Bosnien-Krieg (1992 - 1995) schwer verletzt und zu Behindertensportlern. Jetzt hofft der langjährige Sturm-Graz-Erfolgstrainer Osim, dass sich seine Heimat endlich auch erstmals für ein Fußball-Großereignis qualifiziert und damit den Landsleuten Freude und Hoffnung schenkt.
Die Bosnier treffen im Play-off der Qualifikation für die EM 2012 auf Portugal, am Freitag wird in Zenica und am Dienstag in Lissabon gespielt. "Portugal hat die bekannteren, besseren Spieler und mehr Erfahrung. Das muss man akzeptieren. Aber je besser der Gegner, umso leichter ist es, denn wir können locker und ohne Druck spielen. Portugal hat viel mehr zu verlieren als wir", sagte Osim.
Der 70-Jährige hofft wie alle Fans der Bosnier vor allem auf die Qualitäten von Starstürmer Edin Dzeko. "Portugal hat Ronaldo oder Nani, aber wir haben Dzeko. Und Dzeko ist auch nicht irgendjemand", so Osim über den Angreifer von Manchester City, der in der laufenden Saison der englischen Premier League schon zehn Tore erzielt hat. Neben Sturm-Ass Dzeko sieht Osim auch die Unberechenbarkeit der Bosnier als Plus. "Wir haben eine kompakte Mannschaft, die zwar unerfahren, aber auch schwer einzuschätzen ist."
Die Chance zur Revanche
Bereits in der Barrage der Ausscheidung für die WM 2010 sind die beiden Länder aufeinandergetroffen, damals setzten sich die Portugiesen zweimal 1:0 durch. Osim weiß, dass die Menschen in Bosnien nach Erfolgen im Fußball gieren. "Bosnien hat durch den Krieg sehr viel verloren. Wenn wir jetzt auch im Sport stets verlieren, sind wir immer die Verlierer. Jetzt brauchen wir einen Sieg im Fußball, Fußball ist bei uns alles."
Weiters meint Osim: "Die Menschen schauen zu den Serben und Kroaten und fragen sich, warum wir uns nicht auch einmal für ein Turnier qualifizieren. Schließlich ist die Fußball-Schule gleich und die Spieler sind auch nicht schlechter. Die Spiele gegen
Portugal sind eine einmalige Chance."
Umbruch in Bosnien
Osim arbeitet in
Bosnien trotz schwerer gesundheitlicher Rückschläge an der Spitze des Verbandes und als Chef der sogenannten Normalisierungskommission. Dieses Gremium soll nach der vom Welt-(FIFA) und Europa-Verband (UEFA) ausgesprochenen und im April 2011 gültig gewesenen Suspendierung von Bosnien-Herzegowina für geordnete Verhältnisse sorgen.
"Wenn eine Kommission etwas normalisieren muss, dann ist etwas nicht normal. Und bei uns ist vieles nicht normal, es gibt zu viele verschiedene Interessen", sagte Osim und verwies auch auf Korruption und regelmäßige Zuschauerausschreitungen in der nationalen Liga. "Hier konnte man alles kaufen, Spieler, Mannschaften, Elfmeter. Es ist nicht einfach, aber es wird besser."
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