Oliver Glasner verrät: "Das war der Schlüssel für meine Karriere"

Oliver Glasner wurde auch in der Premier League ausgezeichnet
Oliver Glasner ist einer der begehrtesten Fußballtrainer in Europa. Klar, dass auch sein Klub Crystal Palace daran interessiert ist, den 2026 auslaufenden Vertrag mit dem Oberösterreicher zu verlängern. „Oliver will Titel gewinnen. Daraus macht er kein Geheimnis. Deshalb ist er im Fußball“, sagte Klubeigentürmer und Präsident Steve Parish am Montag, nachdem er erste Gespräche mit Glasner über einen neuen Vertrag geführt hat.
Ehe es in der Premier League für die Londoner am Samstag gegen Bournemouth weitergeht, war der „Trainer des Jahres“ in Österreich und „Trainer des Monats September“ in der Premier League in seiner Heimat. Dabei sprach der 51-Jährige über...
... die Auszeichnungen, die er erhalten hat: Ich freue mich, bin aber nicht euphorisch und kann auch den Grund dafür nennen. Claudio Ranieri ist 2016 mit Leicester City in England Meister geworden. Er wurde im August zum Welttrainer des Jahres gekürt und im November haben sie ihn rausgeschmissen. Ich nehme diese Auszeichnungen auch stellvertretend für mein ganzes Betreuerteam und vor allem auch für die Mannschaft mit. Mir haben auch ein paar Spieler geschrieben und gratuliert. Ich hab’ mich aber gleich bei ihnen bedankt. Ohne sie wäre das nicht möglich. Wenn sie nicht so gut spielen und so viel gewinnen würden, würde ich heute nicht hier sein.
... die Fähigkeit, trotz schmerzhafter Abgänge, erfolgreich zu bleiben: Der Grundstein für Erfolg ist Kontinuität. Um etwas aufzubauen, brauchst du Zeit. Letztes Jahr haben wir am letzten Transfertag fünf Spieler verpflichtet und hatten zwölf Spieler ohne Vorbereitung. In der Meisterschaft hatten wir dann ein paar Probleme und ich habe zu unserem Chairman gesagt: „Wenn das von Anfang an funktionieren würde, dann schmeiß mich hinaus. Dann brauchst du mich nicht. Wofür zahlst du mich, wenn du einfach Spieler kaufst und es funktioniert?“
... ein positives Arbeitsklima im Profifußball: Es braucht eine gemeinsame Idee. Und zwar nicht nur eine gemeinsame Idee des Fußballs, sondern eine gemeinsame Idee des Zusammenlebens. Wir sind so viele Stunden und Tage zusammen, da braucht es gewisse Werte und eine Umgebung, die wir Trainer kreieren müssen, wo sich jeder wohlfühlt und jeder bereit ist, richtig hart zu arbeiten. Für diesen Mix brauchst du in erster Linie gute Menschen. Nicht nur bei den Spielern gute Charaktere, sondern auch im ganzen Betreuerteam. Wir haben vier Köche und drei Zeugwarte und einige Securitys. Alles lässige Leut’, da kommen die Spieler gerne und dann wird auch richtig Gas gegeben. Das ist aber in jedem Unternehmen so. Wenn sich die Leute denken: Na geh’, jetzt muss ich wieder in die Hockn, dann wirst du nie Außergewöhnliches erreichen.
... den schwierigen Beginn seiner erfolgreichen Trainerkarriere: Bei meinem ersten Trainerjob als Assistent von Roger Schmidt in Salzburg sind wir zwei Wochen nach Arbeitsbeginn gegen Düdelingen ausgeschieden. Da war meine Trainerkarriere schon fast beendet. Hätte damals Didi Mateschitz gesagt, der Schmidt und der Glasner können es nicht, wäre meine Karriere sicher nicht so verlaufen.
... kritische Momente bei seinen Stationen als Trainer in Ried und beim LASK: Da gab es gleich zu Beginn eine Phase mit drei Unentschieden und fünf Niederlagen. Ich hab’ damals zu Manager Stefan Reiter gesagt: „Ganz ehrlich: Ohne Trainer hättet ihr genauso viele Punkte.“ Beim LASK sind wir im ersten Jahr nicht aufgestiegen als erklärter Titelfavorit. Hätten da Jürgen Werner und Siegmund Gruber gesagt, der Glasner kann es nicht, keine Ahnung wie es weitergegangen wäre.
... den kritischen Beginn bei seiner ersten Auslandsstation in Wolfsburg: Auch da hat es am Anfang nicht funktioniert und ich erinnere mich an ein Gespräch mit Sportchef Jörg Schmadtke. Ich habe gesagt: „Ich weiß nicht, ob unsere Spieler das spielen können, was ich im Kopf habe. Ich glaube, ich verändere das.“ Dann habe ich von Schmadtke einen der besten Ratschläge bekommen. In seiner gewohnt charmanten Art hat er gesagt: „Oliver, wenn du das änderst, schmeiß ich dich hinaus. Ich habe dich geholt, weil du so spielen lässt. Zieh das durch.“ Das war ein Schlüssel für meine ganze Karriere.
... die Debatte um Investoren im Fußball: Es gibt wenige Länder, wo die Tradition im Fußball höher gehalten wird, als in England. Und trotzdem ist es kein Problem, dass die Klubs von Eigentümern und Investoren geführt werden, weil die Leute sehen: Das hilft unserem Verein, erfolgreicher zu sein, zu wachsen, die Infrastruktur zu verbessern. Es ist ja nicht so, dass die nur teure Spieler kaufen. Die Stadien werden größer, die Trainingsbedingungen werden besser. Die Qualität für die Fans steigt.
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