Trainer des Jahres Oliver Glasner: "Ich fühle mich nicht so wichtig"

„Ich habe fünf Co-Trainer, vier Videoanalysten, eine riesige medizinische Abteilung, die sich um die Spieler kümmern. Und ich bin der, der für das geehrt wird, was wir alle gemeinsam leisten“, sagte Oliver Glasner, nachdem er am Mittwoch in Wien mit dem Niki für den österreichischen Trainer des Jahres geehrt wurde.
Am Freitag folgte die nächste Auszeichnung. In der Premier League wurde der Trainer von Crystal Palace zum „Manager of the month“, also zum Trainer des Monats gekürt. Der Rummel um Glasner ist aktuell groß. Wie etwa beim Sporttalk, den die Oberbank einmal im Jahr in Linz für ihre Kunden veranstaltet. Als die Organisatoren Oliver Glasner als Stargast angekündigt hatten, dauerte es nur zwei Tage, bis die 1.400 Tickets unter den Kunden vergriffen waren.
„Ich bin ein bisserl überrascht, dass so ein Hype herrscht“, sagte Glasner. „Und das meine ich wirklich so, weil ich mich nicht so wichtig fühle.“ Das ist Oliver Glasner, wie er ist. Bescheiden, kein Lautsprecher, kein Selbstdarsteller, sondern ein akribischer Arbeiter, der lieber analysiert als poltert. Und so hat er es vom beschaulichen Riedau bis an die Seitenlinie der Premier League geschafft – der Weg des 51-Jährigen ist eine Erfolgsgeschichte.
Privat
Geboren 1974 in Salzburg, verheiratet mit Bettina. Zwei Söhne, eine Tochter.
Spieler
Mit Ausnahme einer Saison (2003/’04 beim LASK) spielte er nur bei der SV Ried, mit der er 2 x Cupsieger wurde.
Trainer
Start als Co-Trainer von Roger Schmidt in Salzburg. Danach Chefcoach bei Ried, LASK, Wolfsburg, Frankfurt und seit Februar 2024 bei Crystal Palace.
Geboren am 28. August 1974 in Salzburg, aufgewachsen im Innviertel, prägte Glasner schon als Spieler Bescheidenheit und Disziplin. Mehr als 500 Pflichtspiele absolvierte er für die SV Ried. Er war kein Star, sondern einer, der Strukturen hielt und Verantwortung übernahm.
Im Jahr 2011 kam das abrupte Ende: Nach einem Kopfzusammenstoß erlitt Glasner eine Gehirnblutung, die ihn zwang, seine Karriere zu beenden. Statt zu hadern, begann Glasner zu lernen.
An der Fernuniversität Hagen studierte er Wirtschaft und Management, bei Red Bull Salzburg machte er seine ersten Trainerschritte, lernte als Assistent unter Roger Schmidt jenen Pressingstil kennen, der ihn bis heute als Trainer prägt. Es war der Grundstein für seine Trainerphilosophie: Fußball als System, aber auch als Zusammenspiel von Menschen, die einander gegenseitig verstehen müssen.
2015 übernahm er den LASK und führte ihn aus der 2. Liga in die Bundesliga und dort auf Platz zwei. Schon damals augenscheinlich: der gute Draht, den er zu seinen Spielern pflegte. Nicht autoritär, sondern als einer, der zuhört. Vertrauen ist für ihn keine Floskel, sondern Führungsprinzip. „Ich will, dass meine Spieler verstehen, warum sie etwas tun – nicht nur, dass sie es tun.“
2019 folgte der Schritt in die deutsche Bundesliga. Den VfL Wolfsburg führte er in die Champions League. 2021 wechselte er zu Eintracht Frankfurt – ein Traditionsverein mit Leidenschaft, aber auch Chaos-Potenzial. Es folgte sein bisher größter Triumph: der Gewinn der Europa League 2022. Ein Sieg, der Glasner europaweit Anerkennung einbrachte. Doch er selbst blieb fokussiert. „Ich freue mich für die Spieler, für die Fans, für den Verein – aber morgen schauen wir schon wieder, was besser geht“, sagte er. Typisch Glasner.
„Ich will, dass Spieler verstehen, warum sie etwas tun – nicht nur, dass sie es tun.“
Trainer und Leader
Kurze Schaffenspause
2023 endete das Kapitel Frankfurt. Glasner machte eine Auszeit, verbrachte viel Zeit mit der Familie und spielte Golf auf Mallorca, ehe ein Anruf von der Insel kam. Im Februar 2024 übernahm er Crystal Palace. Ein Verein aus London mit Tradition, aber ohne Erfolge. Die ideale Eintrittskarte für Glasner in die Premier League. Er ging auch hier seinen Weg, brachte Struktur und Mut.
Binnen eines Jahres formte er Palace zu einem kompakten und effizienten Team. Der Lohn folgte im Mai 2025: FA-Cup-Sieger, der erste Titel in der Vereinsgeschichte – ein Meilenstein. Wenige Monate später folgte der englische Supercup.
In England lobt man seine Ruhe, seine taktische Klarheit und seine Art, Spieler weiterzuentwickeln. Die Times schrieb: „Glasner ist kein Star-Trainer – er macht Stars.“ Und eben Sieger: 19 Pflichtspiele war Crystal Palace ungeschlagen.
Klar, dass Glasners Weg in seiner Heimat aufmerksam verfolgt wird. Und hätte Österreich nicht gerade ein so erfolgreiches Nationalteam mit einem charismatischen Trainer, die rot-weiß-roten Fans würden lechzen nach einem Nationaltrainer mit dem Namen Oliver Glasner, der ein Familienmensch ist und stets heimatverbunden. Gut möglich, dass er irgendwann wieder in Österreich arbeitet. Und nicht nur kommt, um sich den Niki abzuholen.
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