Christian Fuchs: "Zum Job gehören auch gute Nerven"

Österreichs Teamkapitän über die neue Heimat USA, Vaterrolle und seine fußballerische Zukunft.

Seit seinem Debüt am 23. Mai 2006 hat Christian Fuchs bislang 65 Länderspiele absolviert. Der Niederösterreicher wechselte 2008 von Mattersburg nach Deutschland, wo er seit 2011 bei Schalke spielt. Christian Fuchs wird im April 29 Jahre alt. Sein privates Umfeld hat sich in den letzten beiden Jahren von Grund auf geändert. Er ist mit Raluca Gold-Fuchs verheiratet, zum ersten Mal Vater geworden und hat seinen Lebensmittelpunkt nicht mehr in Pitten, Niederösterreich, sondern in New York, USA. Dort hat seine Frau ihre Firma für Eventmanagement.

KURIER: Hat sich Christian Fuchs neu erfunden?
Christian Fuchs: Wie meinen Sie das?

Sie sind jetzt Vater, nur noch selten in Österreich, haben eine neue Homepage, posten viel in englischer Sprache. Da ist doch einiges anders geworden?
Es stimmt, dass sich mein Lebensmittelpunkt verlagert hat. Und dass sich natürlich auch die Wertigkeiten in meinem Leben geändert haben.

Als Vater des drei Monate alten Anthony?
Wenn du dich gefragt hast, worum es im Leben geht, dann weißt du es, wenn du dein Kind im Arm hältst. Alles verändert sich von einer Stunde auf die andere.

Auch Ihre Einstellung zum Fußball?
Das ist mein Beruf, den ich immer ernst genommen habe und noch immer sehr ernst nehme. Aber wenn ich meinen Sohn im Arm habe, ist alles perfekt. Dieses Gefühl nimmst du auch auf den Platz mit, und dann nimmst du das eine oder andere Nebengeräusch nicht so ernst, und du kannst dich noch mehr auf den Fußball konzentrieren.

Sie sind Fan des Wrestlers "The Undertaker", der mit 50 Jahren einen letzten Kampf machen wird. Werden Sie versuchen, ihn zu sehen, wenn Sie gerade in den USA sind?
Ich beschäftige mich nicht mehr so intensiv mit Wrestling. Ich habe auch meine zwei Schlangen nicht mehr. Man könnte sagen, dass ich seriöser geworden bin.

Christian Fuchs: "Zum Job gehören auch gute Nerven"
raluca gold-fuchs, morgan freeman
Aber in den USA sind Sie jetzt öfter?
Wenn wir eine lange Spielpause haben, ganz klar. Meine Frau hat ja dort ihre Firma und wohnt dort.

Wie läuft die Fernbeziehung?
Die gelingt uns sehr gut, wobei ja der Reisestress derzeit bei meiner Frau liegt. Sie kommt mit den Kindern so alle drei Wochen.

Mit den Kindern?
Ja. Meine Frau hat einen Sohn aus erster Ehe. Ethan ist sechs Jahre alt, und aus ihm ist ein echter Fußballfan geworden. Mein Tor gegen Real Madrid hat er meiner Frau 20 Minuten lang bis ins kleinste Detail geschildert.

Ihr Stiefsohn als Fußballfanatiker. Sie sind am besten Weg, ein Soccer-Pionier in den USA werden.
Ich trage nur meinen Teil dazu bei, die Faszination für Fußball zu vermitteln. Im Juni werde ich in New York ein Fußballcamp veranstalten, die Fox Soccer Academy (www.foxsoccer.academy).

Wie gefällt Ihnen überhaupt das Leben in den USA?
Ich habe dort viele Freunde gefunden. Wir wohnen in Manhattan. Von dort bist du im Sommer in ein bis zwei Stunden am Strand und im Winter in zwei Stunden in einem Skigebiet. Da geht einem nichts ab.

Wirklich nichts?
Natürlich vermisse ich meine Eltern und meine Freunde. Die würde ich gern öfter sehen. Meine Eltern waren aber über Weihnachten und Silvester bei uns und besuchen uns in Deutschland, wenn Raluca mit den Kindern da ist.

Wie oft sind Sie in Österreich?
Bei jedem Lehrgang des Nationalteams. Und privat schauen meine Frau und ich, dass wir ein Mal im Jahr entweder nach Österreich oder nach Rumänien kommen, wo meine Frau viele Verwandte hat.

Während der Saison leben Sie in Düsseldorf, nahe Ihrer Wirkungsstätte AufSchalke. Schon vier Jahre. Werden es mehr?
Das weiß ich nicht. Aber mir war es wichtig, mich für längere Zeit an einen Klub zu binden und mich mit diesem zu identifizieren. Jetzt werden wir sehen, was weiter passiert.

Werden Sie bleiben?
Wenn der Vertrag ausläuft, dann schaut man sich natürlich auf dem Markt um. Bis jetzt ist auch noch niemand von Schalke auf mich zugekommen.

Haben Sie Stress, was Ihre Zukunft betrifft?
Nein. Ich bin jetzt noch viel ruhiger als vor fünf Jahren. Damals ist Bochum abgestiegen, und es hat sich erst im August ergeben, dass ich nach Mainz gehe. Zum Job als Fußballprofi gehören auch gute Nerven.

Gute Nerven und Geduld mussten Sie im letzten Jahr auch haben. Erst Knieoperation, dann herbe Kritiken. Manchmal hatte man den Eindruck, man wolle Sie bei Schalke loswerden.
Bei den vielen Diskussionen, vor allem im Sommer, war auch viel heiße Luft dabei. Es geht in jeder Karriere nicht immer bergauf. Da muss man durch. Meine Frau und mein Berater Thomas Böhm haben mir in der schwierigen Phase meiner Karriere sehr geholfen. Sie haben – wie ich – aber immer daran geglaubt, dass ich wieder zurückkomme.

Dabei hat wohl auch der Trainerwechsel geholfen.
Das ist eine Situation, in der sich jeder in den Vordergrund spielen kann. Allerdings müssen die Leistungen passen, um sich zu empfehlen. Mir hat geholfen, dass ich das System, mit dem Trainer Di Matteo Erfolg hat, aus meiner Mattersburger Zeit kenne und dort diese Position auch gespielt habe.

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