Heute redet der österreichische Teamtorhüter offen über das heikle Thema. Es ist gut gegangen, die Operation war erfolgreich, der Tumor hatte noch nicht gestreut. „Der Schlag war im ersten Moment nicht leicht zu verdauen, aber du musst ihn einfach verdauen.“ Die Ärzte brachten positive Beispiele von kickenden Leidensgenossen wie zuletzt Dortmunds Sebastien Haller, um dem 32-Jährigen Mut zu machen. Das hat geholfen. „Er hat das auch überstanden, das gibt eine positive Motivation.“
Nach der Operation meldete sich der Torhüter von Sion auf seinen Social-Media-Kanälen, um sich beim Ärzteteam zu bedanken und um die Öffentlichkeit kurz und präzise zu informieren.
Danach zog er sich in den Kreis seiner Familie zurück. „Das hat mir Halt gegeben und mir gezeigt, wie sich Wertigkeiten ändern, was wirklich zählt. Fußball ist zwar auch seit jeher mein Leben, aber Gesundheit und Familie stehen einfach darüber.“
Zukunft Wien
Oft beginnt ein Gespräch mit der Frage nach dem Wohlbefinden des Gegenübers. Im Falle Lindner ist die schlichte Nachfrage „Wie geht’s?“ berechtigter denn je. Gut, so seine Antwort. Er stand zwar in der EM-Qualifikation gegen Belgien und Schweden nicht in Österreichs Tor, die nach Brüssel mitgereisten Fans entrollten jedenfalls auf der Tribüne ein Transparent mit einer Grußbotschaft. „Ich habe es gesehen, das hat mir sehr viel gegeben“, bedankt sich der gebürtige Oberösterreicher.
Aktuell weilt er mit seiner Familie in Wien, macht seiner Frau die Stadt schmackhaft, trägt Sohn Noah in der Innenstadt vor der Brust. In Zukunft soll sie wieder Lebensmittelpunkt werden. „Diese Stadt spricht für sich, meine Frau ist von ihr begeistert.“ Lindner stattete seinen Teamkollegen am Montagnachmittag einen Besuch im Teamquartier ab, weil er sich auch gut anfühlt, dieser Moment der Normalität. Beim Schweden-Spiel im Wiener Prater war er auch mit von der Partie, zwar nicht auf dem Feld, auch nicht auf der Bank, sondern ungewohnt auf der Tribüne. Einerlei.
Trainingsstart
Ob er den Wien-Aufenthalt auch zu Gesprächen mit „seiner“ Wiener Austria nützt? Nein, diesmal habe es noch keinen Kontakt gegeben, allerdings im vorigen Sommer, als eine Rückkehr Lindners nach Favoriten denkbar war. Er macht aber kein Hehl daraus, „dass die Austria für mich, genauso wie für andere Spieler von damals, immer ein Thema ist“. Zuletzt kehrte Philipp Hosiner zurück zu den Violetten.
Lindner verweist auf seinen noch zwei Jahre gültigen Vertrag beim FC Sion, der in die zweite Liga in der Schweiz abgestiegen ist. Kein idealer Spielplatz in Hinblick auf den Kampf um die Nummer 1 von Österreich. Denn die war Lindner bis zu seiner Operation, irgendwann möchte er sich diesen Status wieder erarbeiten. „Natürlich ist die zweite Liga in der Schweiz nicht ideal, wenn man im Nationalteam um die Nummer 1 kämpft, so naiv bin ich nicht. Aber wir fühlen uns als Familie sehr wohl hier.“
Für Sion spricht wiederum, dass Lindner die nötige Spielpraxis mit ins Nationalteam bringen würde. In zwei Wochen beginnt er jedenfalls mit leichtem Training, er möchte sich Schritt für Schritt dem Normalzustand eines Fußballprofis annähern. Das wäre ohnehin der größte Erfolg des Heinz Lindner. Alles andere wird sich ergeben.
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