ÖFB-Teamkapitän Janko fordert Ergebnisse

ÖFB-Teamkapitän Janko fordert Ergebnisse
Marc Janko gibt sich nicht mehr zufrieden mit guten Leistungen und wünscht sich "zielorientiertes Denken und Handeln".

Gute Leistungen trotz Niederlagen als Erfolg zu verkaufen, war gestern. Marc Janko fordert Ergebnisse. Vor dem Fußball-Länderspiel gegen die Slowakei sprach der 28-jährige Teamkapitän über sein nicht immer einfaches Verhältnis zu ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini, die Personalie Marko Arnautovic und darüber, dass Spieler einfach nur funktionieren müssen:

Ihr Saisonstart bei Twente war sehr gut, unter Co Adriaanse waren Sie schon in Salzburg erfolgreich. Wie wichtig ist für Sie das Wissen, dass ein Trainer bedingungslos auf Sie setzt?

Marc Janko: Wenn man das Vertrauen spürt, geht vieles leichter von der Hand. Das würde jedem Spieler auf der Welt so gehen. Man hat weniger Druck, kann befreiter aufspielen, auch wenn es einmal zwei, drei Partien nicht so gut läuft. Das kann man aber nicht von jedem Trainer verlangen. Jeder Trainer hat eine eigene Philosophie."

Spüren Sie dieses Vertrauen auch vom ÖFB-Teamchef?
Das ist eine andere Situation, das muss ich ganz klar sagen. Er hat mich zum Kapitän gemacht, dann habe ich nicht gespielt - teilweise wegen Verletzungen, teilweise aber auch, wenn ich fit war. Das gibt dir nicht so eine Sicherheit. Für mich ist es kein Problem, damit umzugehen. Didi Constantini will auch immer nur das Beste für die Mannschaft. Wenn er der Meinung ist, dass er tauschen muss, ist das sein gutes Recht. Dafür muss er auch den Kopf hinhalten. Es ist für mich ein entspanntes Thema.

Sie haben mit Constantini aber auch die eine oder andere Meinungsverschiedenheit ausgetragen.
Ich habe gelernt, mit der Situation umzugehen. Das war am Anfang nicht einfach. In meiner Fußball-Welt ist es so, dass ein Kapitän auch spielt. Ich wähle nicht umsonst einen Spieler meines Vertrauens aus. Er hat mir dann erklärt, wie er die Sache sieht. Man muss nicht immer die Aktionen eines Trainers nachvollziehen können. Man muss sich auch unterordnen können, sonst hat man in einem Teamsport nichts verloren.

Stichwort nachvollziehen. Können Sie Spieler die derzeit nicht mehr im Team spielen wollen, verstehen? Jüngstes Beispiel ist ihr ehemaliger Klubkollege Christoph Leitgeb.
Es steht mir nicht zu, das zu kommentieren. Das ist Entscheidungsgewalt des Teamchefs. Wenn es gut läuft, klopft ihm ganz Österreich auf die Schulter. Wenn es schlecht läuft, sagt jeder, warum hat der und der nicht gespielt. Es gibt viele Spieler, die sehr viel Qualität haben und nicht dabei sind. Natürlich hast du nicht immer die gleichen Meinungen. Wenn du am Ende des Spielerhebels sitzt, musst du aber nur funktionieren.

Wie gerne kommen Sie selbst zum Team?
Sehr, sehr gerne. Obwohl wir immer wieder gute Leistungen bringen, müssen wir langsam auch Ergebnisse einfahren. Das Gerede, wir brauchen noch Zeit, ist für diese Qualifikation noch im Rahmen gewesen. Für die nächste müssen wir die PS einmal auf die Straße bringen. Wir haben eine qualitativ gute Mannschaft, die mit größeren Nationen mithalten kann.

Ist es vielleicht sogar eine der stärksten Generationen, die Österreich in jüngerer Vergangenheit gehabt hat?
Wenn man solche Aussagen bejaht, liegt viel Druck auf der Mannschaft. Es gibt sehr viele Legionäre, die in ihren Vereinen gute Leistungen bringen. Das sind nicht irgendwelche Vereine. Wenn man das als Kriterium heranzieht, ist eine Generation da, die Qualität hat. Wenn wir als Mannschaft wachsen wollen, müssen wir aber auch einmal die Ergebnisse erzielen. Schön langsam müssen wir zielorientierter denken und handeln.

Befinden sich dafür die nötigen Charaktere in der Mannschaft?
Es gibt nicht den Leithammel, aber es gibt verschiedene starke Charaktere. Das ist ein Weg, der zum Erfolg führen kann. Ein Team muss keinen Leitwolf haben, der vorne weggeht und sagt: 'Hier bin ich, folgt mir Lemminge!' Jeder muss Eigenverantwortung an den Tag legen, das wissen die Jungs auch.

Das heißt, die Mannschaft funktioniert von selbst?

Als Österreicher bin ich der Meinung, dass wir nur über das Kollektiv zum Erfolg kommen können. Wir verfügen nicht über die Weltstars wie Spanien, Argentinien oder Brasilien. Wenn wir zusammenhalten, ist einiges möglich. Dafür bedarf es einer geschlossenen Einheit.

Was denken Sie in diesem Zusammenhang über die Personalie Marko Arnautovic?
Der Teamchef hat die Entscheidung gefällt, er muss die Konsequenzen tragen. Es sind ein paar Sachen vorgefallen, die sie in seinen Augen rechtfertigen können. Auf der anderen Seite hat Marko sehr viel Qualität. Man muss aufs Mannschaftsgefüge schauen. Und wenn der Teamchef der Meinung ist, dass Marko dafür nicht mehr tragbar ist, ist das so. Ich habe nie ein Problem mit Marko gehabt. Er muss aber schauen, dass er langsam die Kurve kriegt und mehr positive sportliche Schlagzeilen schreibt als neben dem Platz.

Sie haben mehrmals aus gesundheitlichen Gründen dem Team absagen müssen und dafür sogar kritische Stimmen geerntet. Was können Sie diesen Kritikern entgegnen?
Das habe ich nicht frei erfunden, es sind leider die Fakten. Ich verletze mich nicht absichtlich, damit ich nicht spielen muss. Die Verletzungen waren hinderlich für mein Standing im Team. Ich verstehe daher, dass der Teamchef andere Leute ausprobiert hat. Aber man sollte das Vertrauen spüren. In den nächsten Länderspielen wird sich eine Tendenz erkennen lassen.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das EM-Quali-Doppel gegen Deutschland und die Türkei?
Solange es rechnerisch noch eine kleine Chance gibt, wollen wir es schaffen. Deutschland auswärts zu schlagen, würde an ein Wunder grenzen. Wir sind mehr als nur krasser Außenseiter. An einem guten Tag traue ich es uns aber zu. Solange eine Chance besteht, werden wir dafür kämpfen.

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