ÖFB-Teamchef Rangnick nach Niederlage: "Sind auf dem richtigen Weg"
Österreichs Nationalmannschaft hat im letzten Spiel des vier Partien umfassenden Lehrgangs ihre schlechteste Leistung abgeliefert. Die heimische Auswahl war am Montag beim 0:2 in der Nations League in Kopenhagen gegen Dänemark chancenlos, wie auch Ralf Rangnick gestand. Dennoch zeigte sich der Neo-ÖFB-Coach beim Resümee nach seinen ersten zwei Wochen mit dem Team überaus zufrieden. "Bei mir überwiegen eindeutig die positiven Erkenntnisse", betonte der Deutsche.
Seine Truppe liegt in Gruppe 1 nach vier Partien mit vier Punkten hinter Dänemark (9) und Kroatien (7), aber noch vor Weltmeister Frankreich (2). Vor dem Auftritt im Parken-Stadion gab es ein 3:0 in Kroatien sowie ein 1:2 gegen Dänemark und ein 1:1 gegen Frankreich jeweils in Wien. "In den ersten drei Spielen haben wir unseren Gegnern richtig Probleme bereitet", sagte Rangnick.
Zu spät gekommen
Am Montag sei dies nicht der Fall gewesen. "Das Ergebnis geht in Ordnung", erklärte der 63-Jährige. "Wir hatten vor allem im taktischen Bereich Probleme, hatten gegen das 3-4-4 der Dänen immer wieder Probleme, mutig nach vorne zu schieben und sind deshalb das eine oder andere Mal zu spät gekommen."
Gegen Top-Teams wie jenes des EM-Semifinalisten von 2021 müsse alles passen, um reüssieren zu können. "Wir haben gesehen, dass wir gegen solche Gegner nur dann eine Chance haben, wenn die Dinge bis ins kleinste Detail funktionieren. Das war heute nicht der Fall", bilanzierte Rangnick und gab zu: "Heute haben wir nicht gut genug gespielt, deshalb muss man diese Niederlage auch akzeptieren."
Im Gegensatz zu den ersten drei Partien hatte Rangnick diesmal an der Leistung seiner Schützlinge einiges auszusetzen. "Gegen einen solchen Gegner steckt der Teufel im Detail, und da haben die Dinge nicht so funktioniert wie zuvor. Wir waren im eigenen Ballbesitz nicht sauber genug, nicht durchschlagskräftig und nicht präzise genug, was das Passspiel betrifft."
Nicht das beste Team
Dazu kam ganz offensichtlich eine gewisse Müdigkeit - die Mannschaft wirkte im Pressing nicht mehr so spritzig wie in den Tagen zuvor, aufgrund der jüngsten Belastungen und einiger verletzungsbedingter Ausfälle konnte Rangnick auch nicht sein bestes Team aufbieten. "Trotzdem hatten wir immer noch eine Mannschaft auf dem Platz, die wettbewerbsfähig sein kann", betonte der Teamchef und verteidigte die heftigen Rotationen. "Wir wollten gute Ergebnisse erzielen, aber mir ging es auch darum, dass sich möglichst viele Spieler auf dem Feld zeigen können."
Etwas Kopfzerbrechen bereitet Rangnick offensichtlich die Position des linken Verteidigers. Der Coach verzichtete bei der Kader-Nominierung auf den 36-jährigen Andreas Ulmer und sieht David Alaba als Innenverteidiger. Nachdem auch Maximilian Wöber nicht mehr zur Verfügung stand, durfte sich gegen Dänemark Valentino Lazaro links versuchen - mit wenig Erfolg. "Dass wir auf der einen oder anderen Position kreativ sein müssen, wussten wir schon vorher", sagte Rangnick in diesem Zusammenhang. Ein Kandidat als Linksverteidiger gegen die Dänen wäre Marco Friedl gewesen, der Tiroler hätte jedoch laut dem Teamchef wegen einer Blessur drei bis vier Trainingstage versäumt.
Während Friedl zumindest gegen Kroatien und daheim gegen Dänemark verteidigte, kam der überraschend einberufene Hannes Wolf zu gar keinem Einsatz. "Er ist zwischendrin im Training ausgefallen und war in den ersten zwei Einheiten aus meiner Sicht sehr zurückhaltend, deshalb war es schwierig. Ich hätte ihm gerne eine Halbzeit gegeben, aber so wie die Spiele gelaufen sind, war das leider nicht möglich", meinte Rangnick.
So wie Wolf lernte der Deutsche auch alle anderen Spieler in den vergangenen zwei Wochen gut kennen. "Ich weiß jetzt mehr als zuvor", berichtete Rangnick und kündigte an, allen ÖFB-Kickern demnächst Videos zukommen zu lassen "mit Inhalten, die unsere Prinzipien betreffen".
"Ruhigere Wochen"
Umgesetzt werden sollen Rangnicks Tipps in den abschließenden Nations-League-Spielen am 22. September in Frankreich und drei Tage später daheim gegen Kroatien. In diesen Partien wird sich entscheiden, ob Österreich den letzten Platz und damit den Abstieg aus Liga A vermeiden kann. Beim Nationaltrainer regiert diesbezüglich der Optimismus: "Die Arbeit im Training und die Spiele haben gezeigt, dass wir auf einem richtig guten Weg sind, deshalb freue ich mich schon auf die nächsten Partien."
Auch im September werde man wieder eine intensive Spielweise an den Tag legen, versprach Rangnick. Ein etwas ökonomischeres Agieren, um Kräfte zu sparen, lehnt er ab. "Wir haben in den ersten drei Partien gesehen, was wir bewirken können. Wenn man plötzlich reaktiv wird und nicht im Vorwärtsmodus ist, kriegt man auch gegen schwächere Gegner als Frankreich, Kroatien oder Dänemark Probleme."
Nun freut sich der direkt von Manchester United zum ÖFB gewechselte Deutsche auf "ruhigere Wochen", in denen er noch einige private Angelegenheiten zu regeln hat, ehe wohl im Juli ein Urlaub ansteht. Über den Sommer will Rangnick unter anderem einige seiner Teamspieler auf deren Klub-Trainingslagern besuchen, Anfang August steht ein Besuch beim Trainer-Fortbildungsseminar in Saalfelden an. Dort wird Rangnick mit den diversen ÖFB-Nachwuchs-Trainern zusammentreffen.
Inwieweit er seine Philosophie auch in die Junioren-Auswahlen einbringen will, ließ Rangnick offen. "Es ist klar, dass der Fokus auf dem A-Team bleiben wird", kündigte der ehemalige Red-Bull-Sportchef an.
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