Das ÖFB-Team hatte gegen die Belgier mehr Ballbesitz (59 Prozent), spielte weit mehr Pässe (454:305) und brachte davon auch mehr zum Mitspieler. 86 Prozent Passgenauigkeit waren es im Vergleich zu 83 Prozent beim Gegner. Die Österreicher hatten weniger Ballverluste (89:95), gewannen mehr Zweikämpfe (53 Prozent) und verzeichneten mehr als doppelt so viele Schüsse, wie die Belgier – 15:7 an der Zahl.
Mangel an Toren
Fakten, die auch den Teamchef beeindruckten. „Ich habe zwar hohe Erwartungen an meine Jungs, aber in der Art und Weise, wie sie es gemacht haben, habe ich es ihnen nicht zugetraut“, verdeutlichte Rangnick.
Was man sich von dieser Überlegenheit kaufen kann, ist bekannt. Denn was die Daten ebenso offenbaren, ist das, was sich auch mithilfe der genauesten Analyse vom besten Trainerteam nicht beeinflussen lässt: Ein Mangel an Qualität in jenem Bereich, in dem es weh tut. Nicht nur, dass die Belgier ein Tor mehr geschossen haben, sie haben von ihren sieben Schüssen auch mehr aufs Tor gebracht (4), als die Österreicher (3) von deren 15 Versuchen.
Dass das ÖFB-Team 57 seiner 89 Ballverluste im letzten Drittel – also rund um das Tor des Gegners – verbüßte, verdeutlicht einen Mangel an Durchschlagskraft am Freitag. „Im letzten Drittel haben wir nicht immer den richtigen Pass gespielt“, musste auch der Teamchef erkennen.
Dass die Zahlen auch in Verbindung mit prominenten Ausfällen stehen, wie jenen von Marko Arnautovic, Michael Gregoritsch oder David Alaba, ist selbstredend. Ebenso, dass ein anderer Spielverlauf für mehr Raum hätte sorgen können. Konjunktiv.
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Keine Traumtänzer
Wie wenig indes die belgischen Stars benötigten, um zu treffen, verdeutlicht der Wert an „expected goals“, den zu erwartenden Toren. Ein Wert, der anhand von Parametern wie Distanz und Winkel der Schüsse sowie der Zahl an Verteidigern zwischen Ball und Tor errechnet wird.
Aus Chancen für 0,5 Tore trafen die Gäste drei Mal, während die Österreicher aus einem Wert von 2,6 nur zwei Tore machten. „Was viel Besseres gibt es in Europa nicht“, sagte auch Rangnick zur Offensivabteilung der Belgier.
Österreich hat zwei Partien vor Ende der Qualifikation nur noch theoretische Chancen auf die Kür - den ersehnten Gruppensieg. Und damit hatte durchaus auch Ralf Rangnick bei all seiner gewohnten Zuversicht schon vor dieser Partie gerechnet. „Wir sind keine Traumtänzer. Dass du so ein Spiel ohne acht potenzielle Startelfspieler auch verlieren kannst, war mir klar.“
Und so geht es am Montag in Baku gegen Aserbaidschan darum, die Pflicht – Platz zwei inklusive EM-Ticket – zu fixieren. Die Personalsituation wird vor der Partie übrigens nicht besser. Michael Gregoritsch, der weiterhin nicht fit genug ist, reiste am Samstag ebenso vom Teamcamp ab, wie Kevin Danso. Der Innenverteidiger musste schon gegen Belgien vorzeitig verletzt vom Platz.
Für ein Plus an individueller Qualität gegenüber Aserbaidschan sollte es aber reichen.
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