ÖFB-Boss Pröll: "Ziel Nationalstadion wird nicht aus den Augen verloren“

ÖFB: BUNDESHAUPTVERSAMMLUNG MIT PRÄSIDENTENWAHL: PROELL
Der neue ÖFB-Boss sprach in Bregenz erstmals über seine Ziele und Visionen im Fußball.

Im Festspielhaus von Bregenz herrschte am Sonntag Einigkeit, wie schon lange nicht mehr im ÖFB. Einstimmig und damit von allen 13 stimmberechtigten Mitgliedern, wurde Josef Pröll zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden des Fußball-Bundes gewählt, nachdem man zuvor ebenso einstimmig die schon seit Monaten geplante Strukturreform beschlossen hatte.

ÖFB-Präsidenten wird es künftig also keinen mehr geben. "Ich habe mir die Entscheidung nicht einfach gemacht“, sagte Pröll in seiner ersten Rede mehrmals durch Applaus unterbrochen wurde. Auch, als der 56-jährige, ehemalige ÖVP-Chef betonte: "Parteipolitik hat für mich im Fußball keinen Stellenwert.“ Im Anschluss an seine Wahl sprach Pröll über ...

... seinen Bezug zum Fußball: Fußball gespielt habe ich in der Schule, aber nicht im organisierten Vereinsleben. Ich bin immer ein leidenschaftlicher Fußballfan gewesen und war jahrelang im Aufsichtsrat der Wiener Austria und auch Vizepräsident. Diese Kompetenz nehme ich mit, mehr nicht. Ich sehe aber auch in der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden ganz andere Skills und Kompetenzen für notwendig, als die Frage, selbst Fußball gespielt zu haben. Der ÖFB ist eine sehr komplexe Organisation, die hoher Managementkompetenz bedarf. Da braucht es Erfahrung, die habe ich.

... seine ersten Ziele und Schritte: Ich will das haben, was mir viele Leute schon seit meiner Nominierung am 9. April zugerufen haben: „Schauen Sie auf den österreichischen Fußball und auf sonst nichts.“ So werde ich es halten. Ich werde mit der klaren Ansage in die Umsetzung der Herausforderung gehen, die da heißt: Ruhe in den Verband bringen. Ralf Rangnick und sein Team arbeiten lassen. Die WM-Qualifikation ist bis November des Jahres das absolute prioritäre sportliche Ziel. Dem ist alles unterzuordnen.

... den Machtkampf im ÖFB: Ich habe schon dem Präsidium gegenüber klargemacht: Es geht darum, die eigene Nabelschau zu beenden und mit den Funktionären wieder das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Und dafür zu sorgen, dass bei den Menschen, die im ÖFB, einer sehr komplexen Organisation, arbeiten, Freude, Ziele und Ehrgeiz im Vordergrund stehen. Ich werde am Dienstag die Geschäftsstelle des ÖFB besuchen, um mit den einzelnen Mitarbeitern zu sprechen. Ich erkenne den Schatz, der da liegt und da müssen wir alle PS auf den Boden bringen.

... langfristige Zielsetzungen: Wir werden sicher auch in einer Strategiedebatte münden und müssen definieren, wo die strategischen Ziele der nächsten zehn Jahre liegen sollen. Wir brauchen diese Eckpunkte, weil ich auch davon überzeugt bin, dass je klarer die Ziele definiert sind, an denen man zu arbeiten hat, umso mehr der Streit hintangehalten wird. Ist das nicht gegeben, ist in jeder Organisation die Gefahr höher, sich in Nebensächlichkeiten aufzureiben.

... die beiden streitenden Geschäftsführer und die Dringlichkeit, einen neuen CEO zu finden: Ich hatte schon Gespräche mit beiden, Bernhard Neuhold und Thomas Hollerer. Es ist nicht so, dass der ÖFB führungslos ist. Im Gegenteil. Wir haben eine klare Aufstellung in den Verantwortlichkeiten. Ich muss mir natürlich anschauen: Wie funktionieren jene, die jetzt da sind? Wie sieht das Organigramm aus? Wer ist wofür zuständig? Und: Wer nimmt es wie wahr? Da habe ich ein gutes Gefühl, auch wenn mir auch berichtet wird, dass das Optimum anders aussehen könnte. Aber da werde ich nichts überstürzen und nicht durch voreilige Personalentscheidungen Unruhe in den Verband bringen. Das Gegenteil ist mein Ziel.

... die Vision eines neuen Nationalstadions: Da sind wir an einem Schnittpunkt, der schwieriger nicht sein könnte. Deshalb die Vision und das Ziel aus den Augen zu verlieren, wäre aber glatt falsch. Die Frage ist: Wann kann die öffentliche Hand – und um die wird es gehen – nach den aktuellen Sparpaketen überhaupt wieder einmal den Freiraum schaffen, um solche Entscheidungen herbeizuführen? Es geht darum, Leistbarkeit und Zeitpunkt dafür zu verschneiden und dann Nägel mit Köpfen zu machen. Die Situation ist aktuell unangenehm, aber klar ist: Das Ziel wird nicht aus den Augen verloren.

Kommentare