ÖFB-Team unter Druck: "Wir haben uns das ganz anders vorgestellt"

Bernhard Neuhold
ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold über den verlorenen Schwung nach der EURO, die Impfdebatte rund um den Teamarzt, und mögliche Einnahmen bei einer WM-Teilnahme.

Abseits des Sportlichen rund um die verbleibenden Spiele in der ohnehin schon verkorksten WM-Qualifikation bereitet sich der ÖFB auf die nahe und mittlere Zukunft vor. Es geht um das neue Trainingszentrum in Wien-Aspern, um Einnahmen aus einer möglichen WM-Teilnahme und Einbußen durch Corona. Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe, stand dem KURIER Rede und Antwort.

KURIER: Was erwarten Sie von den Spielen in Klagenfurt?

Bernhard Neuhold: Es wäre ein Irrglaube, zu behaupten, dass es um nichts mehr geht. Zwei Siege sind von immenser Bedeutung, allein schon, um das Jahr positiv zu beschließen und einen guten Spirit mitzunehmen in die möglichen Play-off-Spiele im März 2022. Jeder Punkt zählt für die Setzung in Bezug auf die kommende EM-Qualifikation. Da ist es für uns ein erheblicher Unterschied, ob wir aus Topf zwei oder drei gelost werden.

Sport Talk mit ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold

Es drohen zwei Geisterspiele am Wörthersee.

Ja, es stimmt, dass der Vorverkauf sehr schleppend war. Das ist ein Wermutstropfen. Es ist verschiedenen Facetten geschuldet, dass wir uns auf Geisterkulissen einstellen müssen. Neben den Leistungen sind Spiele im November generell schwierig, was den Zuschauerandrang betrifft. Dazu kommen die Covid-Regeln. Es liegt an uns allen, Werbung in eigener Sache zu machen.

Was würde eine WM-Teilnahme finanziell bringen?

Eine Teilnahme hat direkte und indirekte Einnahmen zur Folge. Was wir von der FIFA bekommen würden, wissen wir nicht. Eine Teilnahme würde uns bei der Akquise neuer Sponsoren helfen, aber auch bei Verhandlungen mit bestehenden Partnern. Generell würde es den Stellenwert des Fußballs im Land heben. Direkte Mittel würden uns aber auch gut tun. Im Zuge der EURO im Sommer 2021 hatten wir Einnahmen, die wir dann flächendeckend in Österreich in die Strukturen verteilt haben. Wir hatten nicht nur mit den Spielern Vereinbarungen, sondern auch mit der Bundesliga und den Landesverbänden.

Waren Sie überrascht, wie schnell die Stimmung im Land kippte? Wenige Monate nach der EURO ist von dem Schwung nichts zu spüren.

Natürlich ist das bitter, wir haben uns das alles ganz anders vorgestellt. Wir wollten den Geist von Wembley behalten, um die restliche WM-Quali positiv zu bestreiten. Es geht aber auch um den Stellenwert des Sports, vor allem, weil dem Fußball durch Corona viele Menschen abhandengekommen sind im Breiten- und Nachwuchssport. Spieler, Trainer, Fans, aber auch ehrenamtliche Funktionäre. Alle wollen wir wieder zurückbringen zum Fußball. Je erfolgreicher das Flaggschiff, das A-Team, ist, desto leichter wird es. Das ist im Herbst leider nicht gelungen. Wir hoffen, ab März wieder neue Impulse setzen zu können. Bei den Frauen haben wir uns für die EM qualifiziert mit dem Auftaktspiel gegen England in Manchester vor 77.000 Zuschauern, davon erhoffen wir uns viel Schwung.

FUSSBALL: WM-QUALIFIKATION: TRAINING ÖSTERREICH:

Die Corona-Zahlen steigen rasant an. Ändert der ÖFB etwas am Präventionskonzept?

Für das restliche Jahr 2021 handhaben wir es wie bisher. Wir haben sehr strikte Maßnahmen mit mehr PCR-Tests als von der UEFA gefordert. Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren viel Geld dafür in die Hand genommen, und das Resultat spricht für uns, auch wenn das nötige Glück dazugehört. Wir hatten in den A-Teams bei den Frauen und Männern bisher keinen einzigen positiven Covid-Fall.

Zuletzt gab es eine Impfdiskussion rund um den Teamarzt Fiedler, der ungeimpft sein soll. Können Sie dazu eine konkrete Antwort geben?

Wenn es um den Impfstatus von Teamarzt Fiedler geht, dann nicht, weil das dem Datenschutz unterliegt. Ich kann aber konkret hervorheben, dass er sich im letzten Jahr um die Implementierung des Konzepts verdient gemacht hat. Alles andere wurde schon hinlänglich diskutiert. Wir sind guter Dinge, dass wir die nächsten Monate auch gut über die Bühne bringen werden.

Eine Impfpflicht gibt es nicht. Aber kann der ÖFB eigentlich einen sanften Druck auf Spieler und Betreuer ausüben?

Wir können nur Empfehlungen aussprechen, da sind wir in einer ähnlichen Lage wie die Klubs. Wir sensibilisieren und empfehlen eine Impfung. Bei den A-Teams haben wir jedenfalls eine hohe Impfquote. Die Vereine haben sicherlich in dieser Hinsicht den besseren Hebel, weil sie Arbeitgeber der Spieler sind. Wir als Verband leisten jedenfalls Aufklärungsarbeit.

Kann ein Verein Regressansprüche stellen, wenn ein Spieler beim Team positiv getestet wird?

Nein, hier gibt es keine Haftung, aber einen aufrechten Dialog mit den Vereinen. Wir können nachweisen, was wir alles tun, wir können aber keine Garantie abgeben.

Das Trainingszentrum in Aspern soll Realität werden. Wie ist der Status quo?

Es gibt einen Grundsatzbeschluss des ÖFB-Präsidiums. Nun müssen die Förderungen von Bund und Stadt abgesichert werden, dann kommt auch noch die EU-weite Ausschreibung. Der Plan sieht eine Umsetzung im Laufe des nächsten Jahres vor. Der Spatenstich soll  Mitte 2022 erfolgen, der Bau würde 24 Monate dauern, sodass wir 2024 ins neue Zuhause einziehen könnten.

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