Im Grunde nicht allzu viel, sofern man sportlich die Erkenntnisse daraus zieht, was der Teamchef und sein Team auch in naher Zukunft tun werden. Der ÖFB verliert allerdings durch den verpassten Aufstieg in die Liga A der Nations League die eine oder andere Euro-Million an Mehreinnahmen, die Fans hätten sich über drei tolle Heimspiele gegen Kaliber wie Deutschland, England oder Spanien freuen dürfen, das Happel-Stadion wäre wohl dreimal ausverkauft gewesen.
Auch der Entwicklung der Mannschaft hätten Duelle mit den Top-Nationen dementsprechend mehr geholfen als Partien in der Liga B. Und ein Aufstieg wäre grundsätzlich der internen wie externen Stimmung zuträglich gewesen, mit einer Euphorie hätte man die WM-Qualifikation mit dem Auftakt gegen Rumänien im Juni in Angriff nehmen können.
Welche Auswirkungen hat die Niederlage auf die WM-Quali?
„Niederlagen fühlen sich nie gut an, aber für die WM-Quali hat das keine Aussagekraft“, hielt Rangnick noch am Sonntagabend fest und konkretisierte in Folge seine Zuversicht: „Wenn halbwegs wieder alle Spieler gesund und verfügbar sind, dann werden wir uns als Gruppensieger für die WM qualifizieren.“
Tatsächlich ist der Nicht-Aufstieg in der Nations League nicht wirklich relevant für die WM-Quali. Darüber hinaus darf sich Österreich durchaus als Gruppenfavorit betrachten, zumal man von der Klasse her – vor allem im Kollektiv – über Rumänien und Bosnien-Herzegowina einzuordnen ist.
Hat Österreich offensiv genügend Qualität?
Nicht, um den Top-Nationen stetig näherzukommen oder sich wie im aktuellen Fall gegen Serbien durchzusetzen. Österreich fehlte zuletzt in den Spielen gegen Slowenien und Serbien, aber auch bei der EM beim schmerzhaften Ausscheiden gegen die Türkei die für Erfolge nötige Qualität. Marko Arnautovic ist ein Top-Stürmer, allerdings nicht mehr der Jüngste, bei Inter Teilzeit-Arbeiter und daher nicht unendlich belastbar, auch wenn er sich gerne als Maschine sieht.
Michael Gregoritsch hat bisher eine bemerkenswerte Teamkarriere hingelegt, ist bei Freiburg aber nicht mehr erste Wahl. Christoph Baumgartner spielt bei Leipzig viel zu selten von Beginn an. Und in der zweiten Reihe ist für die nähere Zukunft leider niemand in Sicht, der die offensive Qualität der Mannschaft schlagartig anheben würde. Rangnick ist als Trainer ein Experte, des Zauberns mächtig ist er wohl nicht.
Was braucht es?
Aufgrund der vorhandenen Qualität in der Offensive benötigt Österreich für das Spiel im letzten Drittel vielleicht neue Lösungen. Oder Ideen, wie man einerseits zu mehr zwingenden Chancen kommt und wie man sich zum anderen das Toreschießen auch im Kollektiv erleichtern könnte.
Man muss davon ausgehen, dass Gegner wie Rumänien oder Bosnien-Herzegowina ähnlich agieren werden wie Serbien oder Slowenien. Auch in diesen Spielen wird Österreich über vermehrten Ballbesitz verfügen und das Geschehen kontrollieren.
Sind die Erklärungen auch Ausreden?
Zum Teil. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass ein 1:1 gegen Frankreich Rangnick zu Beginn seiner Amtszeit nicht zufriedengestellt und er sämtliche argumentative Einwände vom Tisch gewischt hatte. Gegen Slowenien führte er die mangelnde Chancenauswertung ins Treffen, ebenso gegen Serbien, gepaart mit der langen Verletztenliste.
Es stimmt, dass zum Teil gleich zwölf Spieler fehlten, davon allerdings fünf Innenverteidiger. Und in Belgrad begannen elf Spieler, die man, Muhammed Cham ausgenommen, durchaus in einer Startelf erwarten darf.
Wenn Österreich dem Kräfteverhältnis in der Quali-Gruppe gerecht wird, dann braucht es ohnehin keine Ausreden. Und dann dürfen sich die Fans über eine WM-Teilnahme freuen.
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