Warum der Gegenwind für Rangnick und das ÖFB-Team ein Lüftchen ist

Ralf Rangnick
Ralf Rangnick hat in drei Jahren als Teamchef einiges erreicht. Während zuvor mit Schlafwagenfußball das Happel-Stadion leergespielt wurde (beim letzten Spiel der Ära Foda gähnten nur 6.600 im Prater), haben die neun Millionen Teamchefs in Österreich wieder eine Mannschaft, die sich etwas traut und mitreißenden Fußball spielt.
Die Österreicher merken, dass da eine Einheit auf dem Platz steht, die ein gemeinsames Ziel verfolgt. Einer läuft für den anderen. Übrigens auch für den Trainer, zu dem die Spieler tatsächlich aufschauen und für dessen Spielidee sie brennen. Das Resultat: Die Österreicher fühlen sich gut unterhalten und schauen gerne zu. Zuschauerzahlen und Einschaltquoten belegen dies.
Die Krux an der Sache ist jedoch: Mit der Begeisterung steigt auch die Erwartungshaltung. Nach Siegen in Testspielen gegen Italien und Deutschland und Platz eins in der EM-Gruppe vor Frankreich und den Niederlanden, gelten Ergebnisse wie diese plötzlich mehr als Regel denn als Ausnahme. Gegen Teams der zweiten Kategorie wie etwa Serbien ist man plötzlich für viele klarer Favorit.
Auch das ist das Werk von Ralf Rangnick, der offen anspricht, was er seinem Team alles zutraut. Es käme ihm beileibe nicht in den Sinn, Gegner stark zu reden, um Erwartungen im Zaum zu halten, um im Falle des Misserfolgs weniger Gegenwind zu bekommen. Und auch deshalb bekommt er davon jetzt weniger ab. Weil er viele Menschen in diesem Land durch sein Mindset gefangen und inspiriert hat.
Diesen kleinen Polster haben sich das Team und sein Trainer erarbeitet. Jedoch: Weder Spieler noch Teamchef sind so naiv zu glauben, dass ihre relativierenden Aussagen ewig Gehör finden werden. Rangnick wird an der WM-Qualifikation gemessen und die beginnt schon mit dem nächsten Spiel.
Und so dominant das Team auch zwischen den beiden Strafräumen agiert: Ganz vorne und ganz hinten, wo die Spiele entschieden werden, hält die Klasse des Teams (auch personell) nicht Schritt mit dem Rest. Deshalb braucht es Lösungen. Wer die finden muss, ist klar.
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