Nur fünf von acht Teams titelreif

Schöttel: Fliegende Holländer
Querpass: England, Griechenland und Tschechien sind nicht gut genug. Die Favoriten werden zulegen.

Nach den 24 Vorrundenspielen möchte ich ein erstes sportliches Resümee ziehen: Das Turnier verläuft sehr interessant, die Spiele sind spannend und gut anzuschauen, das Niveau ist hoch, die Vorfreude auf den weiteren Turnierverlauf ist dementsprechend groß.

Zu den Ausgeschiedenen: In Gruppe A wurden die ambitionierten Polen, aber vor allem die zeitweise groß aufspielenden Russen unter Wert geschlagen – für mich waren das die zwei besten Teams dieser Gruppe. Beide scheiterten an der fehlenden Effizienz im entscheidenden Moment, die Russen waren auch ein Opfer ihrer Nerven und des EM-Modus. Ich finde es schade und unpassend, dass bei Punktegleichheit nicht zuerst das Torverhältnis (und damit die Galavorstellung der Russen gegen die Tschechen) berücksichtigt wurde.

In Gruppe B verabschiedeten sich sowohl die starken Dänen als auch die enttäuschenden Holländer, in Gruppe C erwischte es toll spielende Kroaten sowie total überforderte Iren. In der Gruppe D nützte den Schweden das 2:0 gegen Frankreich nichts mehr, sie sind weg – so wie die leidenschaftlich kämpfenden Ukrainer.

Zu den Viertelfinalisten: Die Favoriten haben sich mit Ausnahme von den Niederlanden und Russland qualifiziert. Im ersten Viertelfinale sehe ich die Portugiesen aufgrund der letzten starken Leistung gegen die Niederlande leicht im Vorteil. Morgen sind die Deutschen der ganz klare Favorit, sie werden sicher nicht den Fehler machen, das routinierte, unangenehm spielende Team der Griechen zu unterschätzen. Die Schlagerpaarung lautet für mich Topfavorit Spanien gegen Geheimfavorit Frankreich. Obwohl die Franzosen nach 23 Spielen wieder besiegt wurden, sind sie ganz sicher nicht chancenlos. Auch im Spiel EnglandItalien ist für mich jeder Ausgang möglich, weil die taktisch sehr variabel spielenden Italiener auf mannschaftlich auffallend geschlossen auftretende Engländer treffen.

Ich bin ein vorsichtiger Mensch, und Prognosen auf diesem Niveau sind schwer. Dennoch lege ich mich fest, dass England – so wie die beiden Außenseiter Griechenland und den Tschechien – am Ende nicht über den EM-Titel jubeln darf.

Weiterhin möglich ist hingegen das von vielen erwünschte Traumfinale zwischen Spanien und Deutschland. Für die beiden größten Favoriten spricht, dass sie sicher noch Reserven haben. Die Deutschen haben ihre Spiele bisher sehr ökonomisch bestritten und gewonnen. Die Siege überstrahlen, dass die Spielweise (noch) nicht so attraktiv war wie in den letzten Endrunden. Auch die Spanier hat man schon besser gesehen – Puyol und Villa gehen dieser Mannschaft sichtbar ab. Dennoch sind sie das spielstärkste Team der EURO. Aber muss das auch den Erfolg bringen? Chelsea hat mit dem Sieg in der Champion League eindrucksvoll das Gegenteil bewiesen.

Auf diesem Niveau hängt vieles von der Tagesverfassung, der mentalen Stärke, dem Selbstvertrauen und dem Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft ab. Aber auch vom notwendigen Spielglück – denn der Zufall wird immer ein Teil dieses Spieles bleiben.

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